Sonntag, 27. Februar 2011
Altes: Kinobesuche von 1959 bis 1968
Sehr oft bin ich als Kind und Jugendlicher nicht ins Kino gegangen. Wenn ein Kinobesuch anstand, dann kaufte ich mir gern auch das dazugehörige Programmheft des Progress-Filmverleihs, kostete es doch nur 10 Pfennige. Leider habe ich damals nicht bei jedem Kinobesuch ein Programmheft gekauft, so daß mein Einscannen alter Programmhefte von mir damals besuchter Filme unvollständig bleiben muß. Heute also mal alte Filmprogramme von 1959-1968!
„Die letzte Chance“ (1959) ist bestimmt kein umwerfendes Filmkunstwerk, dennoch gefiel mir der Film, dies wegen des südlichen Milieus im sommerlich sonnigen Italien, was mir bis dahin unbekannt war .
„Die Hexen von Salem“ (1959) beeindruckten mich sehr und öffneten mir schon in jungen Jahren die Augen über unfreiheitliches puritanisches Christentum, welches ja nicht nur in den USA weit verbreitet ist, sondern auch im deutschen Protestantismus und den evangelikalen Gruppen bei uns bis heute zu finden ist.
Ja und bei der „Traumrevue“ (1960), da gefiel mir als 9jährigem Jungen die Hauptdarstellerin Waltraut Haas mehr als gut. Heute muß ich schmunzeln, daß allein das Titelbild des Filmprogramms mit Waltraud Haas im Eislaufkostüm bei mir damals erotische Begierden ausgelöst hatte.
Den Film „Die Glatzkopfbande“ (1963) fand ich damals mächtig spannend. Eigentlich ein Propagandafilm der DDR, der Jugendlichen vor Augen führen sollte wohin ein Abweichen von den sozialistischen Normen führen würde. Also ich fand die schwarzen Lederjacken der Glatzköpfe toll und wünschte mir auch so eine Lederjacke. Diese „Lederoljacken“, natürlich in schwarz, waren damals bei Jugendlichen absolut in, natürlich nicht bei den linientreuen FDJnicks oder gar bei dem SED-Gesindel.
„Flipper“ (1965) kannte ich schon von der Serie des Westfernsehen her, dennoch den Film im Kino zu sehen, war schon toll. Delfine sind uns Menschen eben emotional doch sehr nahe.
„Der Krieg der Knöpfe“, 1965 in den Kinos der DDR zu sehen, und 1962 mit dem „Prix Jean Vigo“ ausgezeichnet – ein toller Film! Dieser Film ist eine einzige Hommage an die Freiheit. Schade, daß er heutzutage so selten mal im Fernsehen zu sehen ist.
In "Honigmond 67“ (1968 gesehen) kündigt sich schon die allerdings sehr kurze Zeit der Befreiung von den Fesseln der autoritären Gesellschaftsstrukturen an - ein englischer Liebesfilm, der bei uns im kleinbürgerlichen Mief der SED-Herrschaft leben müssenden Jugendlichen gut ankam.
1968 schaute ich mir im Kino den Film „Die Helden von Kummerow und ihre lustigen Streiche“ an. Ja, ja der Ehm Welk, von dem das Buch stammte, ist ein ganz großer Schriftsteller und natürlich hatte ich einige seiner Bücher schon vor dem Filmbesuch gelesen. Der Film ist nicht nur lustig, sondern zeigt auch wunderbar elementare gesellschaftliche Probleme auf, zeigt wo die Unterdrücker von Freiheit zu suchen sind, dies anhand der Strukturen in einem Dorf. Wenn auch der Schauspieler Paul Dahlke, der den Dorfpfarrer spielt, ein ganz sympathischer ist, so bleibt die üble Rolle der evangelischen Kirche als Teil des gesellschaftlichen Unterdrückungssystems und als Lobby des Establishments dem Filmbesucher nicht verborgen. Entlarvend für die unfreiheitliche Haltung von Kirchenleuten die Szene als des Pastors Tochter zusammen mit dem jungen Grambauer nackt im See vom Pastor erwischt wird und dieser voller Entsetzen über diese „Unmoral“ ist. Noch entlarvender, betreffs der unsozialen Haltung der Kirche, ist die Szene als der Herr Pastor dem kleinen Armenhäusler Demut predigt, als wenn ein Armer ganz besonders untertänig sein müßte, eine Haltung die noch immer in der Kirche vorherrscht, man betreibt allzu gern Wohlfahrtspolitik der Verteilung von Brosamen des Tisches der Reichen an die Armen, statt Armut insofern zu bekämpfen indem die Entrechteten und Ausgebeuteten stark gemacht werden, sich zu wehren gegen unsoziale und ungerechte Ordnungen.
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