Mittwoch, 24. September 2008

Kindheitserinnerungen: Meine Baukästen






Je älter ich werde, desto stärker kommen in mir die Erinnerungen an meine Kindheit wieder hoch. Gern erinnere ich mich an meine Spielsachen, wie meine Teddys, meine Indianer-und Cowboyfiguren, meinen Zündplättchen-Revolver oder an meine geliebten Bob-Baukästen. Von diesen Baukästen besaß ich zwei Stück, eine kleine Ausfertigung und eine große. Ich kann mich gut daran erinnern, daß ich etliche Jahre mit großer Begeisterung mit diesen Baukästen spielte, die das heutige Lego-System mit seinen Noppen vorweg nahmen. Allerdings statt aus Plaste waren diese Bausteine wirkliche Bau-Steine, waren wirkliche Miniziegel. Was ich zwar nicht mochte, das war, daß ich die diversen Modelle nachbaute die in dem Begleitheft des Baukastens angeboten wurden, sondern ich baute ausschließlich nach meiner eigenen Phantasie, vorzugsweise Burgen.

Und dann kann ich mich noch gut an den damaligen Margarine-Baukasten erinnern, der damals stark in der DDR beworben wurde, der aus Holz war und Teile des Rostocker Hafens darstellte. Allerdings hatte ich diesen Hafen mit seinen diversen Schiffen nie komplett bekommen, denn dazu hätte es schon schon einer Großfamilie, die Unmassen an Margarine verzehren mußte, um an die Wertpunkte zu kommen, bedurft, die wir ja nicht waren. Um den Margarinekonsum anzukurbeln, damit knappe Butter eingespart wurde, verfiel man in der DDR auf die Idee auf jeder Packung Sonja, Marina, Vita, Sahna oder Mohrle Sammelpunkte aufzudrucken, diese mußte man dann ausschneiden und man bekam für so und so viele Wertmarken einen Pappwürfel mit Teilen des begehrten Baukasten des Rostocker Hafens.

Dienstag, 23. September 2008

Der Sieglitzer Waldpark












Das Dessau-Wörlitzer Gartenreich muß man unbedingt als Gesamtkunstwerk sehen. Es wird oft der Fehler gemacht, daß man die Parkteile des Gartenreiches einzeln für sich betrachtet. Es ist doch aber gerade das zusammenhängende all der Parkanlagen untereinander und mit der umgebenden Landschaft die das einzigartige des Gartenreiches ausmachen. Nicht umsonst verbinden Sichtachsen besonders in Westostausrichtung die Kühnauer Anlagen mit denen des Georgiums, des Luisiums, dem Sieglitzer, den Wörlitzer Anlagen, bis hin in den Rehsener Raum. Es ist nun mehr als fatal, daß nun ausgerechnet dieses zusammenhängende Gartenreich politisch geteilt ist. Die neue Aufteilung, daß Wörlitz zu Wittenberg zugeschlagen wurde, trennt das Gartenreich künstlich und ist unnatürlich, sowohl vom historischen her wie auch von der landsmannschaftlichen Zusammengehörigkeit. Wörlitz gehört nun mal zu Dessau, weit stärker als Roßlau, bildeten doch jahrhundertelang Dessau und Wörlitz eine Einheit. Nicht umsonst war Dessau der Wintersitz der regierenden Fürsten und Wörlitz der Sommersitz. Mit dem auf Luther fixierten Wittenberg hat nun der Wörlitzer Park gleich gar nichts gemeinsam, denn zu groß sind die Unterschiede in den geistigen Wurzeln des im Mittelalter fußenden Wittenberg und dem klassizistisch geprägten Wörlitz. Personen wie ein Luther und ein Fürst Franz können kaum unterschiedlicher sein. Die Absicht der Politiker in Magdeburg, durch die Einvernahme von Wörlitz mit seinen überreichen kulturellen Schätzen durch Wittenberg das an vorzeigbaren faßbaren kulturellen Dingen eher arme Wittenberg touristisch aufzuwerten, dies ist durchschaubar, aber wird, da unnatürlich, auf lange Sicht keinen Erfolg zeitigen.

Etwas in Vergessenheit geraten, zwischen dem Park Luisium und Wörlitz gelegen, ist der Sieglitzer Waldpark. Dies liegt auch daran, daß er nicht ausgeschildert ist und Touristen ihn einfach nicht kennen. Der touristischen Erschließung hinderlich ist auch, daß man mit dem Auto nicht herankommt und für einen Fußgänger ist die Strecke bis hin zu dem eigentlichen Sieglitzer Park durch einen dichten Wald hindurch recht lang. Wie ich allerdings vor vielen Jahrzehnten von einer Tante mütterlicherseits erfuhr, waren unsere Altvorderen da doch sportlicher als wir heutzutage. Bis in die 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts hinein war die Ausflugsgaststätte dort ein stark frequentiertes Ziel von Ausflüglern zu Fuß oder mit dem Drahtesel. Diese meine Tante berichtete wie es sie besonders im Herbst zum sogenannten „Hirschebrüllen“, als man extra wegen der röhrenden Hirsche in der Brunft des Nachts nach dem Sieglitzer Berg pilgerte, dort hin zog. Weit nach Mitternacht ging es dann erst wieder nach dem Genuß einiger Schoppen Wein in der dortigen Gaststätte nach Dessau zurück.

Es ist löblich, daß der Dessauer Rotary-Club sich dem Wiederaufbau der Solitude verschrieben hat, denn diese bildet das Herzstück des Waldparks Sieglitzer, welcher 1777 als „geordnete Wildnis“ angelegt wurde. Auf dem von mir eingescannten bekannten Blatt der Chalkographischen Gesellschaft Dessau ist die Solitude in ganzer Schönheit im Einklang mit der umgegebenden Natur und dem vorbeifließenden Fluß Elbe zu sehen. Grohmann schreibt dazu:
„Nur am Sieglitzer Berg ist der gemächlich dahinfließende Fluß, die Elbe, unmittelbarer Bestandteil des Gartenkunstwerkes. Der Fluß verbindet das künstlerisch so fein durchgearbeitete Dessau-Wörlitzer Gartenreich mit den in der Ferne liegenden Fläming-Höhenzügen. Der Weg vom neugotischen Tor führt hinein in diese Zauberwelt, vorbei an den Renaissance-Erinnerungen zum Herz der Anlage, zur Solitude. Der ganz in weiß gehaltene Tempelbau, der durch die Lage und Ausblick mit der Landschaft verschmolz, wurde von seinem Bauherrn, Fürst Franz,„Der Besserung“ genannt.
Erdmannsdorff hatte die Pläne in der Form eines dorischen Tempels erarbeitet. Im Februar 1777 begannen die sechs Jahre dauernden Bauarbeiten. Die klassische Fassade spiegelte sich im Wasser und gab der Solitude des Sieglitzer Berges die symbolische Bedeutung: Verbundenheit zum Wasser in dem sich der ewig wechselnde Lebenslauf widerspiegelt. „Die Empfindungen des Herzens, das Interessierende sollte hier genährt und unterhalten werden...“

Leider wird auch nach einem Wiederaufbau der Solitude dieser Eindruck nicht wieder entstehen können, denn die Elbe fließt ja nach einer früheren Flußbettverlagerung nicht mehr direkt an der Solitude vorbei, sondern befindet sich jetzt in größerer Entfernung. Meine Fotos aus heutigen Tagen zeigen dies deutlich, neben dem neuen Fundament welches erst vor ein paar Wochen fertiggestellt wurde, habe ich auch noch den Ausblick von dem Solitude-Fundament aus fotografiert so wie er sich jetzt darbietet, nicht mehr direkt auf die Elbe hinaus, sondern in die Elbaue. Bei einem Ausflug im August diesen Jahres reizte mich besonders das Südtor zu fotografieren in seiner sonnigen Helle. Weniger ansprechend finde ich dagegen das mittelalterliche Burgtor und das Dessauer Tor. Sehr schön auch die Gedenkvase an den Grafen Wilhelm von Anhalt, welcher 1760 in der Schlacht bei Torgau fiel. In meiner Postkartensammlung fand ich auch drei Ansichtskarten vom Sieglitzer um 1900, die ich den werten Lesern des Blogs nicht enthalten möchte. Interessant für Sammler auch die Rückseite der farbigen Lithokarte mit dem Sonderstempel vom Sieglitzer Berg.