Dienstag, 28. April 2009

Pferde in Möst






Ein paar Kilometer von meiner Heimat Dessau-Törten entfernt liegt das kleine Dorf Möst. Zusammen mit den Ortschaften Schierau und Priorau bildete es früher eine preussische Enklave in Anhalt. Möst ist insofern interessant da es aus zwei Ortsteilen besteht die unterschiedlicher nicht sein können, das in der Muldaue mit seiner typischen Flachlandschaft gelegene alte Dorf Möst und den auf einem Höhenzug gelegenen Ortsteil Möster Berg mit seiner interessanten alternativen Siedlung, wo man sich wegen des hochgelegenen dichten Waldes wie in einem Mittelgebirge fühlt. Heute ein paar Schnappschüsse aus der Niederung, von den Wiesen des alten Möst. Schon zu DDR-Zeiten war das Dorf Möst bekannt wegen seiner vielen Pferde und seinem Reitverein.

Samstag, 25. April 2009

Von unscheinbaren Bäumchen in meinem Garten




Da blüht es mal wieder im Garten, daß es eine wahre Pracht ist. Da gibt es in meinem Garten aber auch Blüher die so gar nicht spektakulär ausschauen, sondern die bescheiden daher kommen, so der etwas schiefe hochstämmige Johannisbeerstrauch. Die Insekten scheren sich nicht darum, daß auch die Blüten so gar nicht nach menschlichen Maßstäben schön aussehen, sie befruchten sie dennoch, dies zeigten die reichhaltigen Ernten der Johannisbeeren in den vergangenen Jahren. Einsam steht sie da die weiße Johannisbeere, denn es waren noch im vorigen Jahr zwei Johannisbeerbäumchen dort, eine rote Johannisbeere und eben diese weiße Sorte: Schneeweißchen und Rosenrot! Ja und Rosenrot ging aus unerfindlichen Gründen ein, sie war die, die gerade gewachsen war! So geht’s oft zu im Leben, es überlebt auch mal das was scheinbar nicht der Norm entspricht! Leider behauptet sich meistens nur das Unkraut im Existenzkampf der Natur - Parallelen zu den menschlichen Existenzen!

Dann blüht jetzt noch ein kleines Apfelbäumchen auf einem Beet mit Erdbeeren. Und das hat eine tragische Geschichte, die aber, so scheint´s, gut ausgegangen ist. Vor zwei Jahren fuhr ich an einer Kaufhalle vorbei, da schmiß gerade eine Verkäuferin eben dieses kleine Bäumchen neben den Müllcontainer. Nun das kennt man ja, wie verschwenderisch manche Kaufhallen mit ihren Waren umgehen, da werden ganze Kisten voller Lebensmittel mitunter in den Müll geschmissen nur weil das Verfallsdatum heranrückt oder Packungen ein wenig lädiert sind. Nicht jeder Handelsbetrieb spendet diese Sachen der Tafel, sondern schmeißt sie gedankenlos lieber in den Müll. Dieses kleine Bäumchen landete nicht mal im Müllcontainer sondern neben ihn, wahrscheinlich hatte die Verkäuferin den Schlüssel zum Container vergessen und da schmiß sie das Bäumchen einfach daneben. Es ist sowieso mehr als pervers wenn derartige Müllcontainer verschlossen werden. Weshalb? Damit arme Leute, z.B. Obdachlose, ja nichts daraus nehmen können oder damit die Bevölkerung nicht sieht wie achtlos man mit Lebensmitteln in vielen Supermärkten umgeht, wieviel man wegschmeißt was noch gut ist. Aber was hilft´s, erzählen Sie mal deutschem Verkaufspersonal was von Ethik des Umganges mit Lebensmitteln und anderen produzierten Gütern! Da könnten Sie auch mit einer Kuh versuchen französisch zu reden! Nun dieses Apfelbäumchen war nicht wie sonst viele Topfpflanzen in Supermärkten vertrocknet weil es die Verkäuferinnen wie üblich nie gegossen hatten, sondern es war im Hauptstamm zu 70 % durchgeknickt. Egal, mir tat das Bäumchen leid und nahm es mit und wickelte zuhause einfach Klebeband darum und pflanzte es. Das Resultat sieht man auf dem heutigen Foto. So sind sie halt, die kleinen Freuden des Alltags!

Ja und da ist noch der blühende Sauerkirschbaum in meinem Garten. Eingequetscht zwischen einer meiner imposanten Nadelbäume und dem Gartenzaun fristet er scheinbar dort ein kümmerliches Baumleben, zumal ich so gut wie keine Sauerkirschen esse. Weshalb nun diesen Baum erhalten, warum nicht weg mit ihm? Na erst mal ist es eine ästhetische Frage, nur Nadelbäume wirken nicht, da ist z.B. ein blühender Obstbaum daneben schon sehr schön anzusehen und dann das wichtigste; in unserer Gegend gibt es viele Amseln und die brüten natürlich und gerade wenn ihre Jungen ziemlich groß sind da finden bei Trockenheit im Hochsommer die Amseln kaum Nahrung für ihren Nachwuchs und da kommen die Sauerkirschen als Nahrung gerade recht wie ich seit Jahren mit Freude durch Beobachtungen feststellte. Ein Garten ist für mich kein Garten wenn er nur dem Menschen dient, wichtig ist, daß er auch den in ihm lebenden Tieren eine wirkliche Heimat ist und sie in ihm auch genug Nahrung finden.

Mittwoch, 22. April 2009

Das Dessauer Luisium - ein Elysium!












Man muß die Feste feiern wie sie fallen? Feste fallen wettermäßig oft sehr ungünstig und was bringt wohl eine Pfingstpartie ins Grüne mit dem Rad wenn es regnet? Nein, ich mache es so, daß ich nach Lust und Laune und je nach Wetterlage etwas unternehme und mich nicht an geplante Tage halte. Da das Wetter auch gestern wieder wunderbar war – sonnig und nicht zu kalt und nicht zu warm – da zog es mich natürlich wieder hinaus in die Natur, diesmal in den Park Luisium. Dieser Park ist Teil des Dessau-Wörlitzer Gartenreiches (auf der Liste des Unesco-Welterbes) und in seinem kleinen Schlößchen (ein Erdmannsdorff-Bau) wohnte seinerzeit die Gattin Louise unseres früheren von mir hoch verehrten anhaltischen Fürsten Franz (1740-1817) dem wir den Großteil all der wunderbaren Gartenanlagen rund um Dessau verdanken. Auch diesmal wieder, wie schon bei den Impressionen aus Dessau-Mosigkau, in meinem heutigen Beitrag hauptsächlich nur Fotos, denn auch über den Park Luisium gibt es im Internet genügend Seiten die sich sehr informativ und ausführlich des Themas angenommen haben.

Gestern also ein kleiner Ausflug nach dem Luisium. Dieser eigentlich sehr kleine Park lebt ganz besonders von den Sichtachsen, den points de vues, und von seiner Umgebung, der Auenlandschaft, die ihn viel größer erscheinen läßt. Dies empfinde ich besonders wenn man auf dem Wall in Richtung Gestüt blickt, ein grandioser Ausblick, besonders wenn dort wie gestern auch noch Pferde und Ziegen weiden, dann glaubt man ein Gemälde von Philipp Peter Roos mit seinen Tieridyllen vor sich zu sehen. Auch die griechische Antike hat man im Hinterkopf sieht man dieses Panorama, es fehlen nur noch die Hirten, Quellnymphen und Faune und schon ist man im Arkadien eines Theokrit. Aber auch im Park selbst hat man teilweise diese Empfindungen, das neugotische Schlangenhaus natürlich ausgenommen, dies besonders an dem Weiher mit der Faunstele. Nur kurz ist die Zeit der Blüte und da war es mir schon wichtig gerade diese per Foto festzuhalten, z.B. den herrlich blühenden Baum neben dem Schloß den Lesern des Blogs zu zeigen. Zu erwähnen wäre noch, daß in der von mir gezeigten Orangerie sich jetzt eine Gaststätte befindet wie dies zu DDR-Zeiten schon einmal der Fall war. Sehenswert auch der Pegasusbrunnen und mitteilenswert, daß das neugotische Schlangenhäuschen als Gästehaus vom Bürger komplett gemietet werden kann. Was ich allerdings schade finde, das ist, daß die Steinfigur des aufsteigenden Rosses auf dem Gesims des Gestütes wie zu DDR-Zeiten nicht mehr golden ist, sondern einfach weiß getüncht wurde. Gerade das frühere goldene Pferd strahlte weit in die Landschaft hinein, besonders wenn es von der Sonne angeleuchtet wurde und war meines Erachtens ein Lichtblick im wahrsten Sinne des Wortes. Trotzdem ist das Luisium immer noch, und dies schon ein paar Jahrhunderte, ein wahres Elysium.

Dienstag, 21. April 2009

Deutsches Witu-Archiv, Dessau




Wie bekannt bin ich seit über 10 Jahren Leiter des Deutschen Witu-Archivs und auch bei schutzgebiete-de vertreten und habe auf diesen Seiten ausdrücklich darauf hingewiesen, daß ich nicht in der Lage bin Briefe per Post zu beantworten. Es ist schon ein Plack jeden Tag die vielen Emails zu beantworten und auch dies schaffe ich nicht immer, weil es einfach zu viele sind, außerdem aber auch noch Anfragen zu beantworten die per Briefpost ohne Angabe der Email-Adresse bei mir eintreffen ebenfalls per Briefpost zu beantworten, dies wird zuviel und ist auch eine Kostenfrage, wer soll das tägliche anfallende Briefporto bezahlen? In der heutigen Zeit ist eine Email-Adresse Standard und muß erwartet werden. Viele der Anfragenden wissen gar nicht, daß ich außer dem Deutschen Witu-Archiv mit seinen vielen Korrespondenzen und der Bewertung der Briefmarken von Wituland auch noch das Walter-Timmling-Archiv verwalte und da Forschung betreibe, für die Weltloge umfangreiche Arbeiten zu leisten habe, alle möglichen Anfragen zu meinem Blog beantworten muß, die Unterlagen des Demokratischen Aufbruchs von Anhalt verwalte, dann natürlich auch diverse Post zu meinem schriftstellerischen und bildnerischen Schaffen täglich beantworte und schließlich als Inhaber des Tanatra-Kunst-Verlages auch noch genug an Schriftkram erledigen muß.

Auch oben eingescannter Brief an mich war mal wieder ohne Angabe der Email-Adresse, trotzdem veröffentliche ich ihn hier im Blog da gerade die Kolonialbeiträge über Wituland großes Interesse finden und Oberstudiendirektor Willi Eisele sich Verdienste in der Forschung auf diesem Gebiet erworben hat. Nun sind in diesem Brief zwar etliche Anfragen an mich gerichtet die ich auch später ausnahmsweise per Briefpost beantworten werde, aber auch interessante Erkenntnisse aufgezeigt, die auch mir neu waren und die ich den Lesern des Blogs, die sich besonders stark für die Geschichte Witulands interessieren, nicht vorenthalten möch
te.

Montag, 20. April 2009

Dessau-Mosigkauer Impressionen















Es ist doch immer wieder ein Labsal für die Seele für ein paar Stunden aus dem Alltag auszubrechen und Entspannung und das Gefühl der Erhabenheit in den Gärten und Parks unserer anhaltischen Heimat zu genießen. Immer wieder zieht es mich in den Park des Schloßes Dessau-Mosigkau. Genug kann ich von diesen Besuchen nie bekommen und sei es der hundertste Besuch dort, immer wieder ist er ein Genuß für mich. Das Schloß innen ist natürlich auch sehenswert, schon wegen der wunderbaren Bildersammlungen und dem Interieur, aber heute am Montag haben in Anhalt die Galerien und Schlösser geschlossen und das herrliche Wetter lockte sowieso ins Freie. Deshalb nun für die Leser des Blogs ein paar Fotos von meinem heutigen Rundgang durch den Park. Über die Historie von Schloß und Park Dessau-Mosigkau werde ich nichts weiter schreiben, zumal Interessierte beim Googlen da genügend Material finden, der Blog soll ja eher dazu dienen Themen zu behandeln über die ansonsten im Internet wenig zu finden ist. Daher nur eine kurze Erläuterung des heutigen Bildmaterials:

Die ersten drei Bilder zeigen das Schloß von der Lustgartenseite und die an der Freitreppe zum Bildersaal stehende Sandsteinfigur. Danach zwei Fotos der an den Nebengebäuden stehenden Sandsteinputti und das Schloß vom Ehrenhof aus gesehen. Über dem Park drehte gerade die gute alte Tante Ju ihre Runden, kein Wunder denn der Dessauer Flugplatz ist nicht weit. Bekanntermaßen ist ja Dessau die Stadt der Junkers-Flugzeugwerke gewesen. Weitere Fotos zeigen das chinesische Teehäuschen und andere Parkszenerien, wobei mir persönlich der kleine Weiher mit der Sumpfzypresse besonders gefällt (an diesem Weiher stehen allerdings zwei Sumpfzypressen, nur eine ist im Bild zu sehen). Grandios das erste Grün der Bäume, welches aber, wie man sehen kann, nicht immer ein Grün sein muß, sondern auch ein Rot wie bei einem Flammenmeer.
Bei diesem Rundgang kam mir meine geliebte im vorigen Jahr verstorbene Mutter immer wieder in den Sinn, denn den Park Mosigkau liebte sie auch so wie ich, denn sie war eine große Garten-und Blumenliebhaberin. Als letztes deshalb ein Foto meiner Mutter aus dem Jahre 2003 auf einer Bank vor dem Schloß.

Sonntag, 19. April 2009

Der Biberbrunnen in Dessau




Heute lockte nach dem gestrigen trüben und kalten Tag das schöne Wetter mal wieder in die Natur. Mein Sonntagsausflug führte mich nicht weit hinaus, ich blieb in Dessau und schaute mir mal wieder den Funkplatz an. Diese kleine Parkanlage im Jugendstil wurde um 1900 zur Erinnerung an den früheren Dessauer Oberbürgermeister Dr. Friedrich Funk geschaffen. Mittelpunkt der Parkanlage ist der sogenannte Biberbrunnen der einen Germanen und einen Biber zeigt, geschaffen von dem bekannten Bildhauer Prof. Emanuel Semper. Dazu muß man wissen, daß das Auengebiet um Dessau Lebensraum des Elbebibers war und ist. Durch intensiven Schutz konnte sich die Biberpopulation seit den 70er Jahren wieder gut erholen. In den Jahrzehnten davor war der Biber in unserem Gebiet fast ausgestorben. Am Rande des Parkes befindet sich eine steinerne Sitzecke mit dem Dessauer Wappen. Früher befand sich an dieser Sitzecke noch ein Steinrelief von Dr. Funk.

Freitag, 17. April 2009

Dionysischer Reigen







„Dionysischer Reigen“ – eines meiner Lieblingsbücher, sind doch darin die schönsten Gedichte der Antike vereint. All die Dichter des klassischen Altertums die ich auch ansonsten mit Begeisterung lese sind in diesem alten Buch vertreten, wie u.a. Mimneros, Anakreon, Ibykos, Pindar, Aischylos, Euripides, Theokrit, Meleagros, Catull, Vergil, Tibull, Rufinos und Martial. Vor vielen Jahrzehnten mal im einzigsten Dessauer Antiquariat erstanden hat dieses Buch mir bisher viele besinnliche Momente verschafft. Die Lyriker der Antike sind unübertrefflich und nur Größen wie Johann Wolfgang von Goethe oder Stefan George reichen an sie heran. Etliche der Dichter blieben mit Namen unbekannt, so viele Anakreonteer, wie der den ich mit seinem zauberhaften Gedicht (Seite 94 des Buches) eingescannt habe. Sind diese Zeilen sogar in der deutschen Übersetzung aus dem Griechischen nicht anrührend in ihrer Natürlichkeit und den stimmungsvollen Gleichnissen?

Du liebe kleine Schwalbe
Kommst alle Jahre wieder
Und baust dein Nest im Sommer,
Doch vor dem Winter fliehst du
Zum Nile hin nach Memphis,
Doch Eros baut sich immer
Das Nest in meinem Herzen…

(weiter im Text: siehe die Vergrößerung des entsprechenden Scans)

Donnerstag, 16. April 2009

B.N. und Jean Henri Fabre




Als Jugendlicher kaufte ich mir mehr beiläufig ein kleines Büchlein über Insekten und war begeistert! Dieses Buch „Von Heuschrecken, Grillen und Gottesanbeterinnen“ war von dem „Vergil der Insekten“ dem bekannten französischen Entomologen Jean Henri Fabre (*21.12. 1823; † 11.10.1915) von dem ich bis dahin noch nie etwas gehört hatte. So spannend und interessant hat vor Fabre und nach Fabre meiner Meinung nach kein anderer Autor über die Welt der Insekten geschrieben. Fortan sah auch ich die Käfer, Hummeln und Heuschrecken in unserem Garten mit ganz anderen Augen.

Wikipedia, das Lexikon des Internets, schreibt u.a. über Fabre:
„Jean-Henri Fabre war größtenteils Autodidakt und ist berühmt für seine Studien über
Insekten. Er schrieb viele Bücher über die Anatomie und das Verhalten von Insekten. Dabei ergründete er vor allem das angeborene Verhalten, den Instinkt, den er „das Genie des Tieres“ nannte. Berühmt machten ihn seine Souvenirs Entomologiques (frei übersetzt: Entomologische Erinnerungen), mit denen er ein Vorläufer der Verhaltensforschung wurde. So wurde Fabre, der auch Lieder und Gedichte in provenzalischer Sprache verfasste, 1904 für den Literaturnobelpreis vorgeschlagen. Eines seiner markantesten Zitate lautet: „Je ne crois pas en Dieu. Je le vois.“ („Ich glaube nicht an Gott. Ich sehe ihn.“)"

Auf seinem Grab finden sich zwei Inschriften, eine von Seneca: "Quos periisse putamus praemissi sunt" (Die man glaubt verloren zu haben, wurden vorzeitig weggeschickt), die andere von Fabre selbst: "Minime finis sedlimen vitae excelsioris" (Der Tod ist nicht ein Ende, es ist die Schwelle zu einem höheren Leben.)

Mittwoch, 15. April 2009

Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben wenn es dem primitiven Nachbarn nicht gefällt!

Dieser abgewandelte Spruch bewahrheit sich leider immer wieder. Daß es mit unmittelbaren Nachbarn nicht immer leicht ist, dies liegt in der Natur der Sache, das bringt Nähe so mit sich, aber solange dies zivilisiert abläuft muß das ertragen werden. Nur was macht man wenn die Nachbarn kein Benehmen haben, sie primitivst proletenhaft reagieren? Ich habe ja neben meinen gesellschaftskritischen und kulturellen Themen mal des öfteren auch private Dinge im Blog behandelt. Die beachtlichen Leserzahlen zeigen an, daß ich damit richtig liege, denn auch in privaten Dingen reflektieren sich die gesellschaftlichen Probleme eines Landes.

Mein Büro und meine Privatwohnung befinden sich unter einem Dach in einer Eigentums-Doppelhaushälfte zu dessen Hausnachbarn schon immer ein mehr als merkwürdiges Verhältnis bestand. Als meine Eltern Anfang der 90er Jahre zu mir zogen, da dachten sie sie würden von diesen Nachbarn normal behandelt werden, doch noch nicht mal gegrüßt wurden meine schon betagten alten Eltern von den jungen Leuten dort drüben, dies die ganzen Jahre bis zu ihrem Ableben nicht. Weshalb nicht? Dies wissen die Götter, denn getan hatten meine Eltern diesen Leuten bis dato nichts. Hm, das kann man verschmerzen, aber ist schon recht merkwürdig! Vor einigen Jahren sprach mich besagter Nachbar mal an, ob er nicht auf seinen Anbau noch ein weiteres Stockwerk setzen könne. Dies mußte ich abschlägig bescheiden, denn statt in den Himmel auf eine Mauer zu schauen, dies wollte ich mir nun wirklich nicht antun. Dieser abschlägige Bescheid machte ihn wütend und er drohte mir an meine Koniferen mit der Kettensäge zu zerstören. Daß diese auf meinem Grund und Boden stehen, er Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung begangen hätte und was Abstandsgrenzen anlangt diese gesetzlichen Bestandsschutz haben, dies schien für ihn kein Hinderungsgrund zu sein. Nun ich bedeutete ihm unmissverständlich, daß ich gleiches mit gleichem vergelten würde, quasi „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ so wie es im Alten Testament steht und dies hätte ich auch gemacht oder machen lassen, denn gefallen lassen kann man sich von derlei Rabauken nun wirklich nichts. Nun ja, seitdem schaut besagter Zeitgenosse noch grimmiger drein, denn er dachte mit Gewaltandrohung kann man seinen Kopf durchsetzen.

Heute nun ein Bubenstück übelster Art von diesem Menschen! Mein Mieter feierte mit zwei Gästen aus gegebenem Anlaß von 18.00 bis 20.00 Uhr auf unserer überdachten Terrasse ein kleines Fest - ein paar Bier, Essen und Musik! Dies ist wohl nicht jedermanns Geschmack, aber gerade der Nachbar der nun die folgende Sachbeschädigung anrichtete, der ist mir seit Jahren wegen seines Krachmachens bei diversen Gartenfeten bekannt. Feten die nicht nur bis zu den gesetzlichen 22.00 Uhr gingen und deren Lautstärke der Musik oft ohrenbetäubend war, dazu noch verbotenes Abbrennen von Feuerwerkskörpern und Gegröle infolge des Alkoholkonsums. Nun dies ließ ich mir bisher gefallen, obwohl an Schlaf natürlich nicht zu denken war. Auch seine Dauerberieselung von Musik ein paar Meter von unserer Gartenschaukel entfernt wo wir im Sommer oft sitzen, die nahm ich hin, ärgerte mich bloß über die Rücksichtslosigkeit dieses Menschen. Ja und ausgerechnet dieser Krachmacher griff auf einmal ohne Vorwarnung unsere Terrasse an, respektive das Terrassendach. Mit einem Knüppel bewaffnet schlug auf einmal ein nicht mehr zurechnungsfähig erscheinender Nachbar auf das arme Dach ein, ein leicht zerbrechliches Plastedach! Wie ein Berserker schlug er auf das Plastedach, so daß die darunter angebrachten Deckenplatten abfielen und höchstwahrscheinlich das Dach Risse bekommen hat sodaß man bei Regen nicht mehr darunter sitzen kann weil es durchregnet. Dazu tobte er in unflätiger proletenhafter Schreierei, daß mein Mieter hervorkommen solle und die Musik ausmachen solle - dies um 19.30 Uhr! Da mein Mieter auf derlei pöbelhafte Brutalität nicht reagierte und eben nicht von der Terrasse kam, wurde er immer wütender und schlug mit seinem Knüppel immer mehr auf das Plastedach. Ja und dann das verrückteste, ausgerechnet dieser eben eine Straftat der Sachbeschädigung begehende Mensch drohte mit der Polizei, verstieg sich gar in Absurditäten indem er meinem Mieter mit grölenden Worten anhing er wäre bei mir nicht polizeilich gemeldet, eine Absonderlichkeit ohnegleichen, da dieser Mieter schon fast ein Jahr hier wohnt, natürlich ordnungsgemäß gemeldet ist und einen Mietvertrag hat. Wahrscheinlich ist es Neid auf den Mieter, da dieser in jungen Jahren schon eine eigene Firma hat und der Randalierer und Sachbeschädiger nur ein einfacher Arbeiter ist. Nichts gegen einfache schlichte Arbeiter, aber wenn sie sich so benehmen, dann kann einem schon der Geduldsfaden reissen. Was bleibt über? Natürlich ein noch schlechteres Verhältnis zu diesem Nachbarn und er muß den angerichteten Schaden natürlich bezahlen und das wird teuer wenn die Platten erneuert werden müssen wenn es zukünftiglich durchregnet. Und mir wird wieder kostbare Zeit für meine künstlerische Arbeit gestohlen, da ich zur Anzeigeerstattung gehen und Schadensmeldungen ausfüllen muß. Die Leser werden es aber gewiß nachsehen wenn dadurch mal eine Kolumne kürzer gerät oder gar ausfällt?

B.N. und Bildung durch Zigarettenbilder-Alben





Kindheit ist Bildungszeit! Was man als Kind nicht an Grundlagen des Wissens auf vielen Gebieten mitbekommt, dies wird man schwerlich als Erwachsener ausgleichen können. Oder können Sie sich vorstellen, liebe Leser, daß ein 50jähriger der jetzt anfängt Klavier zu spielen noch ein Konzertpianist werden kann? Oder, daß jemand der sich ein Leben lang nicht für Kunst, Geschichte und Literatur interessiert hat, auf einmal mit 60 Jahren als Rentner in Ausstellungseröffnungen gehen würde und dort fachsimpeln kann oder in Debattierklubs von Literaturinteressierten und Hobbyhistorikern sich einfinden würde, all dies aufholen könnte was ihn von Jugend an nicht interessiert hat? Wohl kaum! Wer sich ein Leben lang nicht für derlei Dinge interessiert hat, der wird dies auch nicht in einem Crashkurs lernen und noch wichtiger, wenn er bisher rechts und links nicht schauend auf die kulturellen Dinge des Lebens geachtet hat, nicht von ihnen angerührt wurde, warum sollte er auf einmal dafür sensibilisiert sein? Um ein Bild oder eine Grafik z.B. des Expressionisten Otto Mueller genießen zu können, da gehört es einfach dazu, daß man kunstwissenschaftliche Grundlagen mal erfahren hat und wenn diese auch populär daher kamen, ansonsten würde man nur rein vom ersten Bildeindruck ausgehen und nicht den Hintergrund erkennen von dem das Bild entstand, gar nicht verstehen was das Bild uns mitteilen will. Ähnlich ist es mit der Musik, auch da muß das musikalische Verständnis langsam von Kindheit an wachsen. Schwer vorstellbar, daß ein Amazonas-Indianer der bisher mit seinem Stamm abgeschieden von der Zivilisation gelebt hat, den man von einem Tag auf den anderen mal in das Opernhaus von Manaus mitnehmen würde und er dort eine Symphonie von Gustav Mahler hören würde, er dieses Klangerlebnis gut finden würde. Verständnis für Kunst, Literatur, Musik muß geschult sein, ansonsten bleibt alles an der Oberfläche. Gut vorstellen könnte ich mir allerdings, daß besagter Urwald-Indianer hoch erfreut wäre von Hip-Hop oder Karnevalsschlagern, einfach strukturierte Musik die keine große Vorbildung voraussetzt.

Bildung in der Kindheit setzt natürlich im Vorschulalter ein und da bleibt diejenige Bildung am meisten prägend die einem nicht von Eltern oder Kindergartenerzieherinnen quasi aufgezwungen wird. Es ist ein großer Unterschied ob nun in einem Zwangskollektiv in einem Kindergarten eine Erzieherin Kinder an die Kunst heranführen will oder ob dieses Kind aus eigenem Erfahrungsdrang z.B. zuhause selbständig an den heimischen Bücherschrank geht und dort sich Kunstbücher herausnimmt, sie anschaut, nicht weil die Mutter es ihm nahegelegt hat dies zutun, sondern weil es im Nachahmungstrieb handelte, sah wie die Erwachsenen zu diesen Büchern greifen und es dadurch neugierig geworden ist. Mir erging es jedenfalls so! Der heimische Bücherschrank mit all den geheimnisvollen und hoch interessanten Sachen, der zog mich schon in jüngster Kindheit an. Besonders hatten es mir die vielen Zigarettenbilder-Alben angetan, schon deshalb weil die Bilder darin zum Sehen reizten, verständlich wenn man als Vorschulkind noch nicht lesen konnte. Ja und dann konnte man ja noch die Mutter fragen, diese bitten vorzulesen oder sie fragen wer und was denn dies und das sei. Die Zigarettenbilder-Alben meiner Mutter stammten aus den 30er Jahren, da gab es diverse Alben mit der Kunst der Gotik, der Renaissance, des Barock, dann Alben in denen die heimische Flora und Fauna vertreten war, vom Alpenenzian bis hin zum Alpensalamander, eben der welcher keine bunten Flecken hat wie der normale Salamander, bis hin zu Alben über die ehemaligen deutschen Kolonien oder Orden. Besonders gern hatte ich das Zigarettenbilder-Album „Gestalten der Weltgeschichte, Miniaturen berühmter Persönlichkeiten aus vier Jahrhunderten“ herausgegeben vom Cigaretten-Bilderdienst Hamburg-Bahrenfeld 1933. Die darin abgebildeten hunderte Persönlichkeiten, die kenne ich heute noch alle aus dem ff, so hatte mich dieses Album früher fasziniert. All die Personen der Zeitgeschichte, noch dazu in wunderbaren Miniaturmalereien, aus der Zeit des 30jährigen Krieges, von den Tudors und Stuarts in England, bis hin zu den Dichtern der deutschen Romantik, all dies interessierte mich brennend. Besonders gern schaute ich mir die Bilder aus der französischen Geschichte an und als ich später lesen konnte, vernahm ich mit Wissbegier all die Storys rund um Ludwig XV., welche Mätressen er hatte und daß er seine eigenen Töchter öfter in den Keller sperren ließ, diese bei ihm „Lumpchen“, „Schmutznickel“, „Krähe“ hießen und von ihm der Ausspruch stammte „Nach mir die Sintflut!“, aber auch mit den Philosophen dieser Zeit wurde ich erstmals bekannt wie Rousseau und Voltaire. Letzteren schätze ich heute noch und gern lese ich immer mal wieder in seinen Schriften die ich mir später als Erwachsener gekauft habe. Wäre ich überhaupt dazu gekommen Voltaire zu lesen wenn ich nicht als Kind diesen Voltaire in einem Zigarettenbilder-Album vorgefunden hätte? Hätte ich jemals kunstwissenschaftlich etwas publiziert, wie eben die Monografie über Walter Timmling, wenn ich nicht all die Kunststilalben in der Kindheit um mich gehabt hätte, mit ihnen auf Du und Du war?
Aus dem Album „Gestalten der Weltgeschichte“ ein paar Scans für diejenigen Leser die diese Zigarettenbilder-Alben nicht kennen.