Montag, 28. Februar 2011

Reformhaus-Nostalgie

2009 schrieb ich einen Beitrag über die Kontakte meiner Familie zur Reformbewegung und das Dessauer Reformhaus Hederich, siehe: http://barrynoa.blogspot.com/2009/02/das-reformhaus-und-bn.html . Heute blätterte ich mal wieder in unseren alten Reformheften und Prospekten und wenn viele dieser Schriften auch schon recht verschlissen sind, so ist es immer wieder erstaunlich, daß das meiste in diesen Texten noch immer seine Gültigkeit hat. Und, daß nun viele Seiten recht abgegriffen sind, zeigt, daß früher diese Publikationen oft zur Hand genommen wurden. Um mal wieder an die Reformbewegung und besonders an das Reformhaus Hederich in Dessau zu erinnern, heute noch einmal ein paar Scans in Ergänzung zu meinem Blogbeitrag von 2009. 


Zeitlos gültig sind die Anwendungsgebiete von Kräutern. Aus diesem Grund scanne ich auch noch das kleine alte Neuform-Heilkräuter-Heftchen des Reformhauses Hederich ein. Also wer von den werten Bloglesern einmal nachsehen möchte, ob denn nicht gegen dieses oder jenes Zipperlein was ihn plagt nicht ein Kraut gewachsen ist, der vergrößere einfach mal diese Kräutertabelle. 


Sonntag, 27. Februar 2011

Altes: Kinobesuche von 1959 bis 1968


Sehr oft bin ich als Kind und Jugendlicher nicht ins Kino gegangen. Wenn ein Kinobesuch anstand, dann kaufte ich mir gern auch das dazugehörige Programmheft des Progress-Filmverleihs, kostete es doch nur 10 Pfennige. Leider habe ich damals nicht bei jedem Kinobesuch ein Programmheft gekauft, so daß mein Einscannen alter Programmhefte von mir damals besuchter Filme unvollständig bleiben muß. Heute also mal alte Filmprogramme von 1959-1968!

„Die letzte Chance“ (1959) ist bestimmt kein umwerfendes Filmkunstwerk, dennoch gefiel mir der Film, dies wegen des südlichen Milieus im sommerlich sonnigen Italien, was mir bis dahin unbekannt war .

„Die Hexen von Salem“ (1959) beeindruckten mich sehr und öffneten mir schon in jungen Jahren die Augen über unfreiheitliches puritanisches Christentum, welches ja nicht nur in den USA weit verbreitet ist, sondern auch im deutschen Protestantismus und den evangelikalen Gruppen bei uns bis heute zu finden ist.

Ja und bei der „Traumrevue“ (1960), da gefiel mir als 9jährigem Jungen die Hauptdarstellerin Waltraut Haas mehr als gut. Heute muß ich schmunzeln, daß allein das Titelbild des Filmprogramms mit Waltraud Haas im Eislaufkostüm bei mir damals erotische Begierden ausgelöst hatte.

Den Film „Die Glatzkopfbande“ (1963) fand ich damals mächtig spannend. Eigentlich ein Propagandafilm der DDR, der Jugendlichen vor Augen führen sollte wohin ein Abweichen von den sozialistischen Normen führen würde. Also ich fand die schwarzen Lederjacken der Glatzköpfe toll und wünschte mir auch so eine Lederjacke. Diese „Lederoljacken“, natürlich in schwarz, waren damals bei Jugendlichen absolut in, natürlich nicht bei den linientreuen FDJnicks oder gar bei dem SED-Gesindel.

„Flipper“ (1965) kannte ich schon von der Serie des Westfernsehen her, dennoch den Film im Kino zu sehen, war schon toll. Delfine sind uns Menschen eben emotional doch sehr nahe.

„Der Krieg der Knöpfe“, 1965 in den Kinos der DDR zu sehen, und 1962 mit dem „Prix Jean Vigo“ ausgezeichnet – ein toller Film! Dieser Film ist eine einzige Hommage an die Freiheit. Schade, daß er heutzutage so selten mal im Fernsehen zu sehen ist.

In "Honigmond 67“ (1968 gesehen) kündigt sich schon die allerdings sehr kurze Zeit der Befreiung von den Fesseln der autoritären Gesellschaftsstrukturen an - ein englischer Liebesfilm, der bei uns im kleinbürgerlichen Mief der SED-Herrschaft leben müssenden Jugendlichen gut ankam.

1968 schaute ich mir im Kino den Film „Die Helden von Kummerow und ihre lustigen Streiche“ an. Ja, ja der Ehm Welk, von dem das Buch stammte, ist ein ganz großer Schriftsteller und natürlich hatte ich einige seiner Bücher schon vor dem Filmbesuch gelesen. Der Film ist nicht nur lustig, sondern zeigt auch wunderbar elementare gesellschaftliche Probleme auf, zeigt wo die Unterdrücker von Freiheit zu suchen sind, dies anhand der Strukturen in einem Dorf. Wenn auch der Schauspieler Paul Dahlke, der den Dorfpfarrer spielt, ein ganz sympathischer ist, so bleibt die üble Rolle der evangelischen Kirche als Teil des gesellschaftlichen Unterdrückungssystems und als Lobby des Establishments dem Filmbesucher nicht verborgen. Entlarvend für die unfreiheitliche Haltung von Kirchenleuten die Szene als des Pastors Tochter zusammen mit dem jungen Grambauer nackt im See vom Pastor erwischt wird und dieser voller Entsetzen über diese „Unmoral“ ist. Noch entlarvender, betreffs der unsozialen Haltung der Kirche, ist die Szene als der Herr Pastor dem kleinen Armenhäusler Demut predigt, als wenn ein Armer ganz besonders untertänig sein müßte, eine Haltung die noch immer in der Kirche vorherrscht, man betreibt allzu gern Wohlfahrtspolitik der Verteilung von Brosamen des Tisches der Reichen an die Armen, statt Armut insofern zu bekämpfen indem die Entrechteten und Ausgebeuteten stark gemacht werden, sich zu wehren gegen unsoziale und ungerechte Ordnungen.

Samstag, 26. Februar 2011

Ein Herz für Tiere oder für Besitzer von Tierfabriken?


Das gibt es doch nicht! Pfui Teufel, kann man da nur sagen! Da drückt doch die Handelskette „Netto“ (die mit dem gelbem Logo) auf die Tränendrüsen der Kunden, verlangt bei etlichen Produkten einen „Spendengroschen“, 10 Cent um genau zu sein! Haben die Netto-Leute jetzt ihr Herz für Tiere entdeckt, wenn sie bei z.B. bei Eierpackungen 10 Cent Spende erbetteln? Sind ihnen endlich die grausamen Zustände in den „Eierproduktionsanstalten“ auch zuwider, wo nicht nur Käfighühner leiden müssen, sondern auch Hühner in Bodenhaltung ein furchtbares Tierleben zu erleiden haben? Soll mit diesem Spendengeld für bessere Lebensbedingungen der Hühner gesorgt werden, sollen Tierschützer unterstützt werden, soll Bio-Bauern das Geld zugute kommen? Weit gefehlt! Ausgerechnet den Inhabern all dieser schändlichen Produktionsbetriebe schmeißt man dieses Geld in den Rachen, Betriebsinhabern die schon seit langem nicht mehr kleinbäuerlich sind, Betriebsinhabern, die durch Agrarsubventionen und durch das gnadenlose Auspressen von Tieren sowieso schon nicht am Hungertuche nagen. Man faßt sich an den Kopf! Dazu kommt dann noch die miese Taktik, daß gerade alte Leute auf diese Produkte hereinfallen. In irgendeiner Ecke stehen die normalen Eier (Bodenhaltung 1,29 Euro) im Supermarkt, aber bestens platziert die gleichen Eier, nur eben mit den 10 Cent Spende (Bodenhaltung 1,39 Cent). Alte Leute, die nicht mehr gut sehen können, lesen eben nicht den Aufdruck, denken, daß es hochwertigere Eier sind. Nepp auf der ganzen Linie!

Was nun noch besonders aufstößt, dies ist die Deutschtümelei der Spendenaktion. Man wirbt damit „örtliche“ Produzenten, also deutsche, zu unterstützen („Netto und seine Kunden leisten damit einen wichtigen Beitrag für den Erhalt und das Wohlergehen der heimischen Landwirtschaft“). Daß die deutsche Landwirtschaft keineswegs besser ist als die ausländische, dies weiß mittlerweile jeder Depp. Wie mit Tieren z.B. in dem größten Geflügelunternehmen Deutschlands umgegangen wird, dies mußte sogar das deutsches Fernsehen berichten. Hier einmal der Link zu einer Reportage wie es bei „Wiesenhof“ zugeht: http://www.youtube.com/watch?v=g2Fj06hEJgE . Schlimm auch, daß dieser widerliche  Dieter Bohlen für so eine Firma Werbung macht.

Spruch des Tages: Man kann gar nicht soviel essen um so viel kotzen zu können!

"Li-Lei-Lei" von G. und E. Strube


Vielen Dank, werter Dieter Schleck, für die Zusendung des schönen Märchenheftes „Li-Lei-Lei“. Sie haben recht, diese poetische Geschichte, die mit den wunderbaren Zeichnungen eine Einheit ergibt, sollte nicht dem Vergessen anheim fallen. Gern tue ich Dieter Schleck den Gefallen und veröffentliche sie hier im Blog. Herrn Schlecks Verwandte, die Strubes, schrieben und zeichneten diese Geschichte Anfang der 30er Jahre und ließen sie privat drucken. Wieviele Exemplare gedruckt wurden, konnte mir Herr Schleck nicht sagen. Er hörte nur aus Erzählungen seiner Verwandten, daß auch andere Verwandte ein Exemplar besaßen. Wieviele den Krieg überstanden und die lange Zeit danach, dies wußte er auch nicht. Er selbst kannte nur dieses eine Exemplar in seinem Umfeld. Nun, vielleicht wissen Blogleser mehr? "Die Abenteuer eines kleinen Chinamannes" sollen jedenfalls nicht für immer in der Versenkung verschwinden, wie so viele Kunstwerke, die durch die Zerstörungen des II. Weltkrieges und danach für immer verloren gingen.      

Donnerstag, 24. Februar 2011

Deutsche Mentalitäten und Verleihung des Felix-Krull-Ordens an Freiherrn zu Guttenberg

"Vergeßt nicht, daß ein jedes Volk diejenige Regierung verdient, die es erträgt."(Hans Scholl in den Flugblättern der Weißen Rose)

Das deutsche Volk ertrug nicht nur manch verbrecherische oder unmoralische Regierung, sondern bejubelte geradezu im Laufe der Geschichte Personen die Deutschland regierten, die mehr als miese Typen waren. Nicht, daß man deren miese Charaktereigenschaften vorher nicht sehen konnte, nein, gerade wegen dieser negativen Eigenschaften waren diese Herrscher und Regierenden bei einer Mehrheit des deutschen Volkes so beliebt. Kaiser Wilhelm II. wurde geradezu vergöttert und dies waren nicht etwa nur erzwungene Lippenbekenntnisse, sondern sein anmaßendes Wesen gefiel den Deutschen. Mit großer Begeisterung wollte man den Krieg, ließ Wilhelm nur deshalb fallen, weil es mit den Eroberungsplänen nicht geklappt hatte. Nicht etwa aus demokratischer Läuterung weinte man ihm bei der Abdankung keine Träne mehr nach, sondern wegen seiner vermeintlichen Schwäche das Land zum Sieg zu führen.

Auch bei der Wahl der dann folgenden demokratisch gewählten Reichspräsidenten zeigte sich der Charakter der Mehrheit der Deutschen Personen zu wählen, bei denen von vornherein feststand wes Geistes Kind sie waren. Ein Reichspräsident Ebert ließ, wie jetzt Gaddafi in Libyen, auf das eigene Volk schiessen und wurde trotzdem gewählt, und als mit großer Mehrheit der alte Reaktionär Hindenburg zum Reichspräsidenten gewählt wurde, da gab es genug Warnungen, daß man mit Hindenburg einen Wegbereiter Hitlers wählen würde: „Wer Hindenburg wählt, wählt Hitler! Wer Hitler wählt, wählt den Krieg!“

Mit der Wahl Hindenburgs zeigte sich einmal mehr die große Sympathie der Deutschen für negative Gestalten der Politik. Und gern vergessen wird, daß bei der Reichstagswahl 1933 die übelste Sorte von Politikern mit über 50 % vom deutschen Volk gewählt wurde, die je in Deutschland regierte (NSDAP: 43,9 %, reaktionäre Verbündete Hitlers, die Kampffront Schwarz-Weiß-Rot (Stahlhelm usw.): 8,0 %).

Auch nach dem II. Weltkrieg begeisterten sich die Deutschen mehrheitlich für mehr als dubiose Politiker, wählten den Spalter und Aufrüster Adenauer mehrmals zum Bundeskanzler, ebenso einen Kiesinger zum Bundeskanzler, obwohl dessen frühere Mitgliedschaft in der NSDAP hinlänglich bekannt war. Als eine Beate Klarsfeld diesem Kiesinger eine Ohrfeige verpaßte, da jaulte der deutsche Mob auf und sprach von zu ahnender Körperverletzung die hart bestraft werden müsse, dies in einer Zeit als ehemalige Nazigrößen und Kriegsverbrecher unbehelligt in Politik, Wirtschaft und Justiz tätig sein konnten, ohne daß sich die Mehrheit der Deutschen darüber aufregte. Erst die von den Mehrheitsdeutschen gehassten („Schickt Sie nach Sibirien!“) 68er brachten ein wenig Anstand in die Politik, konnten sich letztendlich aber nicht durchsetzen, wurden entweder selber zum Establishment oder man versuchte sich ihrer zu entledigen, siehe den Mordanschlag auf Rudi Dutschke.

Und im Osten? Ulbricht und Honecker wirkten oft wie Witzfiguren, waren aber gefährliche Charakterlumpen. Trotz dieser wenig seriösen Politiker strömten über 2 ½ Millionen Ostdeutsche in die SED. Es hatte sie keiner dazu gezwungen, wer kein Genosse wurde, mußte nicht zwangsläufig im Elend leben, kam allerdings an die Fleischtöpfe des DDR-Systems nicht heran. Daß ab und an auch positive Politiker mal die Sympathie der Deutschen erringen konnten, dies zeigte sich mit der Wahl Willy Brandts („Mehr Freiheit wagen“!) zum Bundeskanzler. Diese lichten Momente waren allerdings mehr als selten.

Als Lichtgestalt wird nun seit einiger Zeit von reaktionären Kreisen und einer gewissen Blöd-Zeitung der Freiherr von und zu Guttenberg den Menschen präsentiert, ja man baut ihn als zukünftigen Bundeskanzler systematisch propagandistisch auf. Im September 2010 schrieb ich darüber: http://barrynoa.blogspot.com/2010/09/gott-bewahre-uns-vor-einer-first-lady.html  und im Januar 2011 http://barrynoa.blogspot.com/2011/01/die-mehrheit-der-deutschen-findet-von.html , dies weit vor dem Skandal um Guttenbergs geklaute Doktorarbeit. Ja und die Deutschen, was denken sie nun über den von Anfang an unseriösen Freiherrn, den sie allzu gern zusammen mit seiner Frau Stephanie, wie ein Königspaar an der Spitze Deutschlands sehen möchten? Erwartungsgemäß sind die Beliebtheitswerte dieses Typen immer noch extrem hoch. Erschleichen eines Doktortitels, Klauen von geistigem Eigentum, alles nicht so schlimm! Hauptsache die Justiz greift hart durch wenn eine Verkäuferin einen Bon für 50 Cent unterschlägt oder wenn ein Arbeitsloser schwarz mit der Straßenbahn fährt, da wird natürlich Gefängnis befürwortet: Ordnung und Gesetz müssen natürlich bei solchen Fällen strengstens eingehalten werden. Der Fall Guttenberg zeigt die typisch deutsche Mentalität einmal mehr als deutlich auf.


Karl-Theodor zu Guttenberg hat am Samstag (19.02.11) in Aachen den Orden "Wider den tierischen Ernst" verliehen bekommen. Ähh! Also von mir bekommt er den Felix-Krull-Orden! Alaaf, Helau, Helau!

Mittwoch, 23. Februar 2011

Altes: Testbild und Pausenzeichen

Jugendliche können es sich heutzutage kaum vorstellen, daß es früher Fernsehen rund um die Uhr nicht gab. Nicht nur, daß es anfänglich nur zwei Fernsehprogramme gab, das Westfernsehen und das DDR-Fernsehen, sondern, daß es jede Menge Pausen gab. In den 60er Jahren, als wir unseren Fernseher bekamen, war ab Mittag erst mal Sendepause, bis es dann am Nachmittag mit dem Kinderprogramm weiterging. Und nach Sendeschluß am Abend war dann tatsächlich Schluß, die Flimmerkiste flimmerte und rauschte dann nur noch. Ja, und das Testbild sah man auch am Tage stundenlang. Als ich beim googlen das Westtestbild seit vielen Jahren mal wieder entdeckte, da kamen all diese Erinnerungen wieder hoch. Das Testbild schaute man sich als Otto-Normalbürger natürlich nicht an, es sei denn man wartete sehnsüchtig auf den Programmanfang. Was ich allerdings vermisse, das sind die damaligen Pausen, die dadurch entstanden, daß von einem Sender auf den anderen umgeschaltet wurde, z.B. vom Norddeutschen Rundfunk auf den Saarländischen Rundfunk und so. Diese Pausen waren nicht schlecht, konnte man doch das gerade gesehene verarbeiten oder darüber diskutieren.  Diese schnellen Wechsel jetzt, mit Programmankündigen die man gar nicht sehen will, die nerven eigentlich nur. Ob ich mit dieser Meinung allein auf weiter Flur bin? Für Nostalgiker hier einmal ein Link zu einem solchen Pausenzeichen, dem des Südwestfunks http://www.youtube.com/watch?v=caNeu83Pxq0 und das damalige Testbild des Westfernsehens: 


Dienstag, 22. Februar 2011

Walter Timmlings letzte Bilder 1947/48: Engel und kranke Kinder


Hermann Klemms (siehe: http://barrynoa.blogspot.com/2011/01/erinnerung-hermann-klemm-1904-1983.html) vielbeachteter Nachruf auf den Tod Walter Timmlings (siehe bisherige Beiträge im Blog) in der Zeitschrift „Unterwegs“ erwähnte sie schon, die Engel im letzten Lebenswinter 1947/48 des schon schwerkranken Timmling:
„Religiöse Themen hat er bewußt nie gemalt bis auf die wenigen eigenartigen Engel, die er als Schwerleidender im letzten Winter schuf.“

Ein paar dieser Engelbilder stelle ich heute vor. Sie alle atmen den Geist des Jenseitigen und auch Timmlings Malstil ist so ganz anders als in den Zeiten seines mehr irdisch ausgerichteten Lebens. Parallel zu diesen Engeln, die mal pardiesisch wirken und ein andermal mehr fremdartig düster, malte er Bilder von kranken Kindern, auch mit immer weniger Kontur, siehe „Kranker Junge am Fenster“ und „Kranker Junge auf einem Stuhl“. Geradezu halluzinatorisch sind die Farben des kranken Jungen mit blondem Haar. Dieses Blond ist nicht mehr gesund, so wie in früheren Bildern, sondern ein Gelb, daß einen an eine tödliche Gelbsucht denken läßt. Timmling ahnte seinen Tod in diesen seinen letzten Bildern.

Sonntag, 20. Februar 2011

Walter Timmlings Malaufenthalte in Rowe (Pommern)


Größter Mäzen von Walter Timmling war der Wuppertaler Zahnarzt Dr. Horst von Rabenau, siehe über ihn: http://barrynoa.blogspot.com/2008/03/dr-horst-von-rabenau-zum-gedenken.html .

Timmling und von Rabenau hatten sich 1919 beim Grenzschutz in Ostpreußen und im Baltikum kennen gelernt und diese Freundschaft hielt Herr von Rabenau hoch, auch über den Tod Walter Timmlings hinaus. Das Andenken an den hoch talentierten Kunstwissenschaftler, Lyriker und Maler Walter Timmling zu bewahren war Herrn von Rabenau Herzenssache. Horst von Rabenau finanzierte dem finanziell immer klammen Walter Timmling die Malaufenthalte in Rowe (Pommern) in den 30er Jahren und kaufte auch laufend Bilder von Timmling, immer dann wenn Timmling in Geldschwierigkeiten war und dies zu überdurchschnittlich hohen Preisen, aus treuer Freundschaft zu Walter Timmling. Horst von Rabenau war in Stolp geboren und hing zeitlebens sehr an seiner pommerschen Heimat. Es lag ihm daran Timmling bei dessen Malaufenthalten seine pommersche Heimat nahe zu bringen, deshalb auch das pommersche Rowe an der Ostsee.

Timmling litt zeitlebens an einem Lungenleiden, siehe auch sein Kuraufenthalt in Davos (http://barrynoa.blogspot.com/2009/03/neues-von-der-timmling-forschung.html ), da taten ihm die Aufenthalte an der See auch gesundheitlich gut. Mit Dr. Horst von Rabenau verband mich jahrelang ebenfalls eine enge Freundschaft, allerdings eine Brieffreundschaft. Der Briefwechsel mit ihm füllt einen ganzen Ordner und so wie der großzügige Dr. von Rabenau schon Timmling finanziell unterstützt hatte, so tat er das auch mit mir, durch regelmäßiges Schicken von Paketen und Westgeld in den letzten DDR-Jahren, zu der Zeit wo ich durch die SED-und Stasi-Nomenklatura beruflich diskriminiert wurde und ich mich allein mit meiner freiberuflichen Tätigkeit durchschlagen mußte, aber keine Arbeitsmöglichkeiten bekam. Ohne die finanzielle Unterstützung meiner Eltern und westdeutscher Unterstützer hätte ich damals nicht existieren können. Es ist immer wieder abstoßend, wenn man oft das damalige SED-und-Stasi-Gesindel jetzt auf gut bezahlten Arbeitsstellen des öffentlichen Dienstes sitzen sieht oder auch ansonsten man sich mit diesen Typen im alltäglichen bundesdeutschen Leben herum schlagen muß, die damals in diesen Schandorganisationen ihr Unwesen trieben und heute wieder oben auf sind.

Dr. Horst von Rabenau vermachte schon zu Lebzeiten einen großen Teil der Bilder Walter Timmlings an das Ostsee-Museum Kiel, Bilder die alle einen Bezug zu Pommern hatten. Von den Bildern, die in seinem Besitz blieben, machte er eine Aufstellung, die ich heute einmal eingescannt habe, dazu etliche Bilder Timmlings aus der Sammlung von Rabenau, sowie eine Postkarte Timmlings an von Rabenau. Die Grafiken Timmlings haben einen starken Bezug zu pommerscher Landschaft, so das Meer bei Rowe oder die Einmündung der Lupow in die Ostsee, dürften also auch für pommersche Heimatfreunde von Interesse sein, auch deshalb diese Veröffentlichung hier im B.N.-Blog.      

Samstag, 19. Februar 2011

Walter Timmlings Malaufenthalte in Tossens und Roddens auf der Halbinsel Butjadingen




In den 30er Jahren zog es Walter Timmling (siehe bisherige Beiträge im Blog) in den Sommermonaten immer an die See. Finanziell ermöglicht wurden diese Malaufenthalte von seinen beiden Freunden Dr. Horst von Rabenau (http://barrynoa.blogspot.com/2008/03/dr-horst-von-rabenau-zum-gedenken.html ) und Dr. Werner Meinhof (http://barrynoa.blogspot.com/2009/03/bn-und-dr-werner-meinhof.html ). Dr. Horst von Rabenau finanzierte Timmling die Aufenthalte in Rowe, der pommerschen Heimat von Rabenaus, und Dr. Werner Meinhof lud Timmling zu sich ins Oldenburger Land ein, wo er in Oldenburg als Museumsmitarbeiter tätig war. Timmling blieb immer ein paar Tage in Oldenburg bei Meinhof, um dann auf der Halbinsel Butjadingen an der See seine Malferien anzutreten. Wie mir das Niedersächsische Staatsarchiv mitteilte (http://barrynoa.blogspot.com/2011/02/walter-timmling-und-erxleben-und.html ) wohnte er da auf der kleinen Bauernschaft Roddens bei Tossens.

Interessant war es jetzt für mich alte Fotos die Walter Timmling damals gemacht hatte mit seinen Bildern die bei diesen Malaufenthalten an der Butjadinger Nordsee entstanden sind zu vergleichen. Da nur 4 Fotos aus dieser Butjadinger Zeit zur Verfügung standen war der Vergleich begrenzt, trotzdem erkennt man etliche der Kinder der Fotos auf seinen gemalten Bildern wieder. Da auch die Entstehungszeit der Bilder bekannt ist, war es nicht schwer diese Zusammenhänge zu sehen. Es ist durchaus möglich, daß einige der damaligen Modelle noch leben, allerdings hoch betagt. Butjadinger Heimatforscher könnten dies wissen, wenn sie zufällig auf diesen Beitrag stoßen. Na, mal sehen, vielleicht meldet sich ja jemand von Butjadingen!