Groschenromane der DDR hoben sich wohltuend von den trivialen Heften in Westdeutschland ab, denn trotz reißerischer Aufmachung waren diese Hefte niveauvoll, ja sehr oft wurde in ihnen Weltliteratur angeboten. Die „Kleine Jugendreihe“ und dann der Nachfolger „kap“ gefielen mir als Kind und Jugendlicher besonders. Beide Reihen wurden vom Verlag Kultur und Fortschritt, Berlin, herausgegeben - von 1950 bis 1965 hießen die Hefte „Kleine Jugendreihe“ und von 1966 bis 1971 hießen sie „kap“ (kap: krimi-abenteuer-phantastik).
Ich habe mal meine damaligen Lieblingshefte der „Kleinen Jugendreihe“ noch einmal Revue passieren lassen, wobei zu sagen wäre, daß ich als Geburtsjahrgang 1951 die ersten Hefte ab 1950 nie zu Gesicht bekam. Mein erstes Heft war: „Der weiße Pudel“ eine anrührende Geschichte von Alexander I. Kuprin. Es war die Nummer 21 aus dem Jahre 1955, die ich aber erst ein paar Jahre später in die Hände bekam:
Es folgten „Der Goldkäfer“ von Edgar Allan Poe, Nummer 2 aus dem Jahre1956, siehe auch meinen Scan in meinem Link des Blogbeitrages aus dem Jahre 2009, dann „Der Pavillon in den Dünen“ von Robert Louis Stevenson, die Nummer 16 aus dem Jahre 1957 und „In Abrahim Mamurs Gewalt“ von Karl May, die Nummer 1 aus dem Jahre 1958. Alle drei Hefte begeisterten mich und ich sah zu, daß ich von den Schriftstellern Poe, Stevenson und May auch weitere Bücher zu lesen bekam und Robert Louis Stevenson wurde später mein absoluter Lieblingsschriftsteller, ausgelöst durch ein kleines „Kleine Jugendreihe“ - Heft, was 35 Pfennige kostete und wo keineswegs Trivialliteratur veröffentlicht wurde, sondern auch Weltliteratur. Erstaunlich im Nachhinein, daß auch diese Karl-May-Geschichte dort veröffentlicht wurde. Ja, in den 50er Jahren war eben noch vieles möglich, was später die SED unterdrückte.
Durch „Mursuks Rache“ aus dem Jahre 1958 (Heft 9) lernte ich den wunderbaren Tierschriftsteller Witali Bianki kennen und schätzen und so manch Buch mit seinen Tiergeschichten steht jetzt noch in meinen Bücherschränken:
Auch den Abenteuer-Autoren Friedrich Gerstäcker lernte ich durch die „Kleine Jugendreihe“ kennen: „Die unheimliche Farm“ (Heft 10 von 1958) und so manch Cowboy-Spiel von mir als Kind war von seinen Wildwest-Geschichten beeinflußt:
Ein ganz anderes Metier erschloß sich mir durch die beiden Teile „Gäste aus dem Weltall“ von Georgi Martynow (1958, Hefte 11 und 12), das Literaturgebiet des Utopischen, ganz im Zeitgeist der 50er Jahre mit dem Sputnik und Hinauswollen ins Weltall:
Sehr beeindruckte mich als Kind das Heft Nummer 7 aus dem Jahre 1959: „Sohn des Wassers“ von Janka Mawr. Dies nicht etwa wegen des reißerischen Titelbildes, sondern weil dieser Feuerlandindianer einer der letzten seines Volkes war. Daß ein Volk in neuerer Zeit so gänzlich durch den Genozid und Ethnozid der weißen Einwanderer verschwindet, dies ist auch heute noch mir des Nachdenkens wert, wenn ich sehe wie Deutschland immer mehr von Fremden überschwemmt wird und die Deutschen im eigenen Land allmählich zur Minderheit werden und ich staune, daß das Schicksal der Feuerlandindianer (http://www.lateinamerika-studien.at/content/kultur/ethnologie/ethnologie-705.html oder http://www.naturwissenschaftlicher-verein-wuppertal.de/sektionen/Geographie/veranstaltungen/vortrage/2013/der-trauernde-blick-die-nun-ausgestorbenen-feuerland-indianer-aus-sicht-von-martin-gusinde-svd) kaum jemanden bis zum heutigen Tag interessiert. Mir kam der Sohn des Wassers damals wie der letzte Mohikaner aus den Büchern von James Fenimore Cooper vor, Bücher die ich als Kind geradezu verschlang und die immer noch in meinen Bücherschränken einen Ehrenplatz haben, schon weil es die Ausgaben mit den großartigen Illustrationen von Gerhard Grossmann sind.
Ein Ganz anderes Genre waren die beiden Hefte „Juan und Sico“ von Fritz A. Körber aus dem Jahre 1961 (Hefte 8 und 9), die mir als Kind wegen der Verbindung Tier und Mensch gefielen:
Ja, und „Das einsame Atoll“, ebenfalls in zwei Teilen, von Viktor Mika aus dem Jahre 1962 (Hefte 15 und 16) das gefiel mir so gut, daß ich mir das Buch in Leinen später auch noch für meine Büchersammlung zulegte. Ja, Südsee-Geschichten und Robinsonaden, die gefielen mir damals als Kind.
1964 erschien als Heft 16 in der „Kleinen Jugendreihe“ von Joachim Specht „Die Muschelfalle“. Na, das las ich natürlich schon deshalb, weil Joachim Specht ein Dessauer Schriftsteller war. Wen es interessiert, hier ein wenig über sein Elternhaus in der Dessauer Ferdinand-von-Schill-Straße: http://barrynoa.blogspot.de/2014/05/alt-dessau-im-jahre-2014-teil-4.html:
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