Es ist ja löblich, daß der neue Dessauer Tierschutzverein “Pfötchen e.V.” eine Tiertafel für Dessau-Roßlau eingerichtet hat. Wie der Verein auf seinen Internetseiten schreibt, sollen damit ähnlich der Tafel für Menschen bedürftige Bürger mit Futtermitteln für ihre Haustiere unterstützt werden. Es ist ja bekannt, daß große Teile der Bevölkerung am Rande des Existenzminimums leben müssen, bedingt durch die hohe Arbeitslosigkeit und die unsoziale Politik der herrschenden Parteien, die verstärkt in den letzten Jahren durch Steuergeschenke die Reichen reicher machten und die Armen noch ärmer machten. Besonders die unmenschlichen Hartz-Gesetze trugen dazu bei immer mehr Menschen in die Armut zu treiben. Und wer durch diese inhumane Politik finanziell so knappsen muß, dem fällt es auch immer schwerer ein Haustier durchzubringen mit Futter, Steuern und Tierarztkosten. Nun könnte man meinen die Politik würde bedingt durch die Finanzkrise wo nun zig Milliarden an Staatsgeldern ausgeschüttet werden sollen um die Konjunktur anzukurbeln die unteren Einkommensbezieher und die Hartz-IV-Bezieher mit mehr Geld ausstatten, doch weit gefehlt. Da wird seitens der bürgerlichen Parteien CDU/CSU, SPD, FDP und Grüne gefordert, daß der Bürger mehr Geld bekommen soll, damit mehr konsumiert wird, doch damit meint man nicht etwa denjenigen der eh schon am Hungertuch nagt, sondern der gut verdienende Bürger soll die Staatsgelder bekommen, etwa durch Steuersenkungen. Da ja nun sowieso nur die Gutverdienenden Einkommenssteuer bezahlen, nutzen diesen Finanzgeschenke nur den Reichen. An finanzielle Zuwendungen seitens des Staates an Hartz-IV-Empfänger oder Minirentner denken diese Herrschaften natürlich nicht. Die einzigste Partei die dies fordert ist die Linke. Diese Forderung ist nicht nur im Sinne der Menschlichkeit, denn die derzeitigen Sätze für Hartz-IV-Bezieher und Kleinrentner sind zutiefst inhuman, sondern der Konsum würde tatsächlich angekurbelt werden, denn diese armen Schichten würden dieses Mehr an Geld tatsächlich in den Konsum stecken, wohingegen die reichen Schichten die ihnen vom Staat zugeschanzten zusätzlichen Gelder eher auf die hohe Kante legen werden, wie dies Meinungsumfragen ergaben.
Da dies nun so ist, ist es doch gut wenn ein Verein wie der Dessauer Tierschutzverein „Pfötchen e.V.“ eine Tiertafel für bedürftige Haustierhalter betreiben will, oder? Was gibt es da zu kritisieren? Eine ganze Menge, denn wie meistens in unserem Land werden mal wieder die wirklich Bedürftigen von der Hilfe ausgeklammert. Wie das denn, es sollen doch gerade die in sozialer Notlage lebenden Tierfreunde unterstützt werden? Die Sache ist einfach aufzuklären. Die Verantwortlichen der Dessauer Tiertafel haben keine Ahnung wer bei der Dessauer Bevölkerung wirklich soziale Not leidet, wie auch, wenn man selbst sich nicht in die Niederungen der sozialen Not begibt, selber davon nicht betroffen ist und aus dieser kleinbürgerlichen Haltung heraus an eine Sache so herangeht wie das satte Bürgertum sich die Armut in Deutschland vorstellt. Daß seit 1990 große Teile auch der Dessauer Bevölkerung durch die Politik in die Langzeitarbeitslosigkeit geschickt wurden, dies scheint unbekannt. Vielmehr scheint man die Meinung zu vertreten, dass die Langzeitarbeitslosen selbst schuld an ihrer finanziellen Misere sind, man müsse nur sich tüchtig bemühen, dann würde man auch auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen. Diese plumpe Hetzpropaganda der bürgerlichen herrschenden Cliquen und ihrer Vasallen in den Medien ist weit verbreitet im Denken des Bürgers und ist natürlich mehr als dümmlich, denn schon mathematisch geht diese Mär nicht auf wenn man die offenen Stellen und die der Arbeitssuchenden gegeneinander stellt.
Laut Satzung bekommt bei der Dessauer Tiertafel nur derjenige Unterstützung der einen Hartz-IV-Bescheid oder einen Sozialpass des Amtes vorweisen kann. Wer dies nicht kann, der geht leer aus. Wen betrifft dies? Erst einmal alle die, die durch die weiten Maschen der Hartz-Behörden fallen, wie z.B. diejenigen die einen Antrag auf Hartz-IV gestellt haben, die auch tatsächlich bedürftig sind, wo aber die Behörden sich Zeit lassen mit der Bearbeitung, wo erst nach langwierigen Rechtsstreitigkeiten Hartz-IV gezahlt wird. Es ist ja keine Seltenheit, dass oft ein halbes Jahr vergeht, ehe so ein Bedürftiger sein Geld bekommt. In dieser Zeit können diese Personen nur durch Essens-Spenden z.B. der Bahnhofsmission überleben. Diese Institution weiß um all diejenigen die durch die Maschen der Bürokratie fallen, die buchstäblich ohne die Bahnhofsmission verhungern würden. So auch die Obdachlosen, die zu schwach sind jeden Tag zum Amt zu gehen um ihr Obdachlosentagegeld abzuholen. Ja und diese beiden Gruppen an Menschen haben sehr oft auch ein Tier, die Obdachlosen oft einen Hund als einzigsten treuen Begleiter von dem sie sich nicht trennen möchten. Würden nun diese Menschen bei der Dessauer Tiertafel um Futter für ihre Tiere bitten, dann würde es wohl schlecht darum aussehen. Ich kann mir lebhaft vorstellen, dass so ein Mensch der z.B. gar nichts an Einkommen hat, weil er auch kein Hartz-IV bekommt oder ein Obdachloser keine Chance hat von der Tiertafel Futter für sein Tier zu bekommen, denn es wird ja ein Hartz-Bescheid oder ein Sozialpass verlangt. Daß sowieso der Klientenkreis der etwas von der Tiertafel bekommen kann auf mobile Hartz-IV-Empfänger eingeschränkt ist, die mit dem Auto bis zur Daheimstraße kommen können oder die genug Geld haben um sich teure Bus- oder Straßenbahnkarten zu kaufen, dies ist einleuchtend. Also Alte, Kranke, Behinderte und alle die, die kein Auto haben, die schaffen es eh nicht bis zur Daheimstraße und diejenigen Armen die in den Vororten wohnen, die sind sowieso außen vor.
Dies kann der Tiertafel-Verein schlecht ändern, was er aber kann, dass ist, dass er auch den wirklich Bedürftigen zu Futter verhelfen kann, wie eben denjenigen die gar keine Sozialleistungen bekommen und den Obdachlosen.
Daß man aber mit diesen wirklich armen Schichten nichts zutun haben will, dies macht die Satzung des Vereins deutlich. Da steht ein sehr übler Passus drin, welcher Langzeitarbeitslose diskriminiert und von Leistungen der Tiertafel ausschließt wenn ein Langzeitarbeitsloser sich ein Tier während der Zeit des Bezuges von Hartz-IV angeschafft hat. Zitat:
„Wir können keine Hilfestellung in Form von Tierfutter an bedürftige Tierhalter leisten, wenn diese ihr (e) Tier/Tiere während ihrer ausgewiesenen Hilfsbedürftigkeit nach SGB II/III erworben haben.
Aus diesem Grund ist es auch erforderlich, geeignete Unterlagen mitzubringen welche belegen, dass das Tier bereits vor der Bedürftigkeit (SGB II/III) bei Ihnen im Haushalt lebte.“
Dies ist schon ein starkes Stück, es bedeutet, dass große Teile der Arbeitslosen von der Hilfe durch die Tiertafel ausgeschlossen werden, denn es ist ja nun mal Tatsache, dass große Teile der Arbeitslosen langzeitarbeitslos sind. Wenn also z.B. meine Cousine die seit Anfang der 90er Jahre arbeitslos ist, die sich im Laufe der Zeit mehrerer zugelaufener Katzen erbarmt hat, die sie oft in einem erbärmlichen Zustand bekam, bei der Tiertafel um Futter anfragt, dann bekommt sie keines für ihre Tiere, weil sie sich ja diese Tiere während ihres Hartz-IV-Bezuges angeschafft hat, und derjenige der erst kurz Sozialleistungen bezieht, der bekommt Futter von der Tiertafel? Skandalös hoch drei diese Satzung und ich hoffe, dass durch meinen heutigen Beitrag die Verantwortlichen in sich gehen und diese makabren Bestimmungen ändern. Was können die Tiere dafür, dass ihr Frauchen oder Herrchen langzeitarbeitslos ist? Und soll einem Langzeitarbeitslosen verwehrt werden sich ein Tier anzuschaffen? Gerade bei den Arbeitslosen haben es Haustiere oftmals besser als bei Berufstätigen die auf Arbeit sind und z.B. eine Rudeltier wie einen Hund oft den ganzen Tag allein lassen. Diese Anmaßung, dass der jenige der arm ist, gefälligst nicht am soziokulturellen Leben teilzunehmen hat, wozu auch der Besitz eines Haustieres gehört, die gehört zum Repertoire reaktionärer bürgerlicher Kräfte, ähnlich der Meinung, dass derjenige der arm ist gefälligst keine Kinder in die Welt zu setzen hat. Die Zeiten sind zwar lange her, wo ein Professor namens Weinhold, ernsthaft forderte alle Armen an der Zeugungsfähigkeit zu hindern, damit diese nicht der bürgerlichen Schicht zur Last in den Armenhäusern fallen könnten. Weinhold empfahl die Infibulation aller männlichen Armen, eine Methode die schon die „Philantrophen“ Basedow und Campe bei den Schülern des Dessauer Philantrophinums anwandten, da allerdings um Onanie unmöglich zu machen (siehe auch das Posting zu der aufschlußreichen Publikation des Tanatra-Kunstverlages).
Anmerkung: Bei der Infibulation wird ein Draht ähnlich eines Piercings durch die männliche Vorhaut gestochen und verlötet und damit wird eine Erektion unmöglich oder nur unter größten Schmerzen möglich.
Nun diese Einstellungen, dass Arme sich zu bescheiden haben, zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Klassenkämpfe und ist Ausdruck der Unterdrückung der ausgebeuteten Massen durch die bürgerliche Mittel-und Oberschicht.
Ich mache es so, dass ich wenn ich eine Futterspende gebe, die mir persönlich bekannten Bedürftigen gebe. Eine andere Möglichkeit ist, diese bei der Bahnhofsmission abzugeben, die diese dann an Obdachlose mit Hund weitergibt, da diese Menschen die Bahnhofsmission oft als Hilfspunkt ansteuern.
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