Eines der imposantesten Bauten der Stadt Dessau ist das Mausoleum. Mit seinem Kuppelbau prägt es entscheidend die Silhouette der Stadt Dessau. 1894 bis 1898 nach Entwürfen von Franz Schwechten wurde es als Begräbnishalle der anhaltischen Herzöge errichtet. Ursprünglich wurde das Mausoleum „Auferstehungskapelle“ genannt, und hat kirchlichen Charakter, wurde auch von den Kirchenoberen der damaligen anhaltischen Landeskirche geweiht. Am heutigen Tag des offenen Denkmals wurde es mal wieder für die Öffentlichkeit geöffnet.
Beeindruckend die enorme Größe und sehr schön die an byzantinische Wandmalereien und Mosaiken erinnernde Aspis. Trotz aller oder gerade wegen der riesigen Dimensionen beschleicht einen ein ungutes Gefühl, wenn man daran denkt wie klein das Land Anhalt war und wie arm die Bevölkerung vom Adel und der Kirche in den 1890er Jahren gehalten wurde und sieht dann wie anmaßend, ja geradezu größenwahnsinnig, das damalige Herzogshaus der Askanier war, sich so eine große Begräbnisstelle bauen zu lassen.
Mein Großvater mütterlicherseits wurde in der Zeit als das Mausoleum des anhaltischen Herrscherhauses gebaut wurde geboren und er mußte in Dessau eine elende Kindheit und Jugend verbringen. Widerlich wie die evangelische anhaltische Kirche damals nur auf Seiten der Herrschenden stand und wie die einfachen Bürger unterdrückt und ausgepreßt wurden, so daß es ein Segen für die Mehrheit der Menschen war als 1918 die Republik ausgerufen wurde, die aber nur halbherzig den Adel enteignete. Allein was mir mein Großvater über die damaligen Schulen erzählte, dies läßt einen erschauern. Der Vater meines Großvaters schuftete als Arbeiter in einer Fabrik in Dessau für einen Hungerlohn, Arbeitszeit von 6 Uhr bis 18 Uhr. Mein Großvater mußte als kleiner Junge seinem Vater das Mittagessen in einem Henkeltopf zu Mittag in die Fabrik bringen, welches seine Mutter gekocht hatte. Da war Schulzeit und wegen der fehlenden Zeit mittags, da gab es jeden nächsten Tag Dresche mit dem Rohrstock seitens des Kantors, dies obwohl diesem bekannt war, daß die Kinder von Fabrikarbeitern mittags das Essen ihrem Vater in die Fabrik bringen mußten. Machten sie das nicht und blieben in der Schule, gab es widerum zuhause Dresche mit dem „Siebensträhnigen“ (siebensträhnige Peitsche).
Während der Adel in Saus und Braus lebte, bleute die Kirche den einfachen Menschen in Dessau Bescheidenheit ein, und während für die Herzogsfamilie so ein Kolossalbau als Begräbnisstelle gebaut wurde und mit großem kirchlichen Pomp geweiht wurde, wurde armen Menschen der kirchliche Beistand bei Begräbnissen verweigert. Da blieb dann bloß das anonyme Verscharren in hintersten Ecken der städtischen Friedhöfe. Es ist also nicht verwunderlich, daß nach 1945 die Begräbnisstätte für das anhaltische Herrscherhaus im Mausoleum aufgelöst wurde. Heute empört man sich über diese angeblich pietätlose Aktion in Dessau, dabei wird vergessen wie pietätlos man noch heute mit Gräbern auf städtischen und kirchlichen Friedhöfen umgeht. Läuft die teuer zu bezahlende Liegezeit aus, so wird rigoros das Grab zerstört und es wird sich um die Totenruhe keinen Deut geschert. Anbei Fotos vom Mausoleum in Dessau, heute beim Tag des offenen Denkmals gemacht, dazu ein historisches Foto von „Essenträgern“ aus der Zeit des Baus des Mausoleums.
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