Freitag, 27. November 2009

Unfreundliche "Stadt aus Eisen": Ferropolis







Daß wir seit der Wende in einem Land hemmungsloser Geldgier staatlicher, städtischer, privater und sonstiger Institutionen leben, dies ist ja nun dem begriffsstutzigsten Bürger aufgegangen. Die Abzockerei der Bürger treibt schon seltsame Blüten. So ist z. B. die gesamte sogenannte „Stadt aus Eisen“ Ferropolis (in der Nähe von Gräfenhainichen gelegen) nur mit Eintrittsgeld zu erreichen. Eine neue Straße führt zu einem Schlagbaum und hunderte Meter dahinter beginnt erst Ferropolis. Nun, als ich dieser Tage mal da hin schaute war der Schlagbaum geöffnet und als ich später die dortigen Eisenungetüme und den Baggersee erreichte, sah ich ein Kassenhäuschen, dieses war allerdings nicht besetzt. An dem Kassenhäuschen ein Schild auf dem stand, daß Besucher sich zu dem in der Ferne zu sehenden Verwaltungsgebäude zu begeben hätten um dort Eintrittsgeld zu bezahlen. Eintrittsgeld für was? Um auf den tristen Baggersee ein paar Minuten zu schauen, dessen Tristesse kaum zu überbieten ist oder ein paar Blicke auf die seit der Wende dahinrostenden Abraumgeräte aus DDR-Zeiten zu werfen? Hm! Nicht mal für das Spazieren durch den Park Wörlitz ist Eintrittsgeld zu entrichten, obwohl dies ernsthaft Abzocker nach der Wende in Erwähnung zogen. Zum Glück entstand der Park vor 250 Jahren und nicht in der Jetztzeit. Fürst Franz hielt nichts von Abzockerei der Bürger und alle seine Parkanlagen konnten kostenlos vom Volk betreten werden. Da diese Regelung durch alle Gesellschaftssysteme, vom Kaiser bis zur DDR-Zeit beibehalten wurde, konnte man schlecht dies ändern. Bei etwas neueren Sachen ist es heute anders, aus allem und jedem soll Profit gezogen werden.
Und wo hat es das schon mal gegeben, daß Besucher erst hunderte Meter zu einem Verwaltungsgebäude zu laufen haben um dort dubioses Eintrittsgeld zu bezahlen? Entweder ein Kassenhäuschen ist besetzt und dann können auch noch so absurde Eintrittsgelder eventuell erhoben werden und wenn es eben nicht besetzt ist, dann kann ja wohl kaum dem Bürger zugemutet werden erst einen halben Kilometer zu laufen um ein Verwaltungsgebäude zu suchen um dort ein hohes Eintrittsgeld los zu werden.

Na ja, es wird eben überall versucht den normalen Bürger abzuzocken wo es nur geht. Nun ich wollte mir diese abstoßende Landschaft eh nicht ansehen und ich machte aus der Ferne nur ein paar Fotos. Da aber das Gelände ähnlich scharf der ehemaligen DDR-Grenze bewacht wird kam von Ferne ein Auto angerast und hielt mich an. Eine betont unfreundliche Frau motzte mich in barschem Ton an, daß ich Eintritt zu zahlen hätte, die gesamte Stadt Ferropolis wäre Privateigentum! Ich stelle mir vor ausländische Touristen verirren sich nach Ferropolis und sie werden ebenso angeranzt wie ich von dieser Person. Man kann nur mit dem Kopf schütteln mit welchen Methoden versucht wird an das Geld von Menschen zu kommen. Wieso allerdings diese Masche noch nicht in anderen Orten nachgeahmt wird, dies ist mir ein Rätsel, aber es kann ja noch kommen, zuzutrauen wäre es. Warum nicht z. B. Sollnitz mit Schlagbäumen versehen und von jedem Besucher Geld verlangen wenn er den Ort betritt? Einfach wie in Ferropolis ein Kassenhäuschen hinstellen, dort ein Schild anbringen wo die Besucher das Eintrittsgeld zu entrichten hätten und dann könnten die Bürger lostraben um das Geldempfangshaus zu suchen. Und ehrlich gesagt wäre das Eintrittsgeld für Sollnitz gerechtfertigter als für Ferropolis, denn im Gegensatz zu dem abstoßenden Braunkohlensee von Ferropolis ist der Kiessee von Sollnitz um Längen attraktiver, besonders in der Sommerzeit als Badegewässer.

Anmerkung: Auf dem ersten Foto sehen Sie das besagte Kassenhäuschen mit dem absurden Aufforderungsschild.

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