Mittwoch, 21. Dezember 2011

Der Ungeist deutscher Märchen


Daß Zigarettenbilderalben früher durchaus zur Bildung beitrugen, dies habe ich in anderen Beiträgen beschrieben, siehe: http://barrynoa.blogspot.com/2009/04/bn-und-bildung-durch-zigarettenbilder.html, http://barrynoa.blogspot.com/2011/02/altes-die-zigarettenbilderalben-aus.html und http://barrynoa.blogspot.com/2011/02/altes-das-zigarettenbilderalbum.html. Das mir als Kind unsympathischste Zigarettenbilderalbum, welches in unserem Besitz war, dies war das Album „Deutsche Märchen“, 1939 erschienen, mit Bildern von Paul Hey. Diese waren zwar meisterlich gemalt, aber sie atmeten fast alle – mit wenigen Ausnahmen – deutschen Ungeist. Das Grauen herrschte in ihnen vor, Horror pur, bestimmt für die Erziehung von kleinen Kindern, die später mal, nun abgehärtet, die Grauen von Krieg und preußischem Drill, als Gott gegeben hinnehmen sollten. 90 Prozent der deutschen Märchen, atmen diesen Ungeist, das germanische Raunen kommt bei ihnen immer wieder zum Vorschein. Dieses Einschüchtern von kleinen Kindern, durch das Erzählen grausamer Geschichten, wurde durch die Bilder von Paul Hey noch verstärkt, siehe folgende Bilder:






Dieser Ungeist wirkt noch immer im deutschen Volk, auch wenn der Nationalsozialismus politisch überwunden wurde (mit Gewalt von Außen, also nicht vom deutschen Volk selbst), so bedient man sich noch heute dieser deutschtümelnden Märchen zur Kindererziehung. Es ist bezeichnend für reaktionäre Denkmuster, daß mit allen Mitteln man Kinder und Jugendliche von Sexualität und jeglicher auch nur den Anschein habender Pornografie fernhält, stattdessen aber keine Bedenken hat sie mit Horrormärchen voll zu stopfen, Horrormärchen die im Unterbewußtsein von Kindern weit schlimmere Folgen haben, als etwa ein Freikörperkultur-Film.

Einen positiven Beitrag zur geistigen Entrümpelung leistete in den 70er Jahren die antiautoritäre Erziehung, die solcherart geistigen Müll aus der Kindererziehung verbannte und stattdessen Kinderbücher gebar, die Kinder nicht mit Furcht aufwachsen ließ, sondern frei. Diese positive Entwicklung ist weitgehend durch die Reaktion zurück gedrängt worden und die Mainstream-Medien toppen z.B. durch Bücher und Filme wie „Harry Potter“ noch die alten grauenvollen Märchen.

Als Kind mochte ich nur 2-3 Märchen in dem Album, so das Märchen vom schneeweißen Hühnchen, von Ernst Moritz Arndt, das Märchen vom Kalif Storch, von Wilhelm Hauff und das Märchen vom kleinen Mädchen mit den Schwefelhölzchen, von Hans Christian Andersen, siehe Scans:




Hans Christian Andersen wurde von den Nazis einfach als deutscher Autor vereinnahmt, obwohl er Däne war. Dieses Märchen ist eigentlich keines, sondern eine Anklage gegen die ungerechte kapitalistische Gesellschaft. Bekanntermaßen erfriert das obdachlose Mädchen in der Kälte, sich immer nur mal an ein paar Schwefelhölzchen – ihrem einzigen Besitz – wärmend, während die bürgerliche Gesellschaft in ihren warmen Häusern sitzt, dies bei Braten und frommen Tischgebet, denn man ist ja durch und durch „christlich“. Daß sich an den gesellschaftlichen Verhältnissen kaum etwas geändert hat, dies zeigt die massenhafte Armut z.B. in Deutschland, wo jedes Jahr auch Obdachlose erfrieren und dies in einem Land des Reichtums und der Völlerei. Daß so eine Gesellschaft nicht den Hauch von christlich ist, dies ist eindeutig. Nur ganz wenige wirklich christliche soziale Einrichtungen gibt es in unserem Land, dazu zählen die Bahnhofsmissionen. Die Mehrzahl der sich dem Sozialwesen verschriebenen „christlichen“ Einrichtungen sind rein kommerzielle Unternehmen, die Profit machen und Heerscharen von Arbeitnehmern aus der bürgerlichen Mittelschicht ein gutes Einkommen bescheren wollen, die das „C“ nur noch als Etikettenschwindel in ihrem Namen haben, so wie gewisse Parteien sich christlich, sozial oder demokratisch nennen. 

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