Vor 4 Jahren starb meine Mutter um Mitternacht vom 21. zum 22. Juni in meinem Beisein, siehe frühere Blogbeiträge. Ein altes
Dia fiel mir jetzt in die Hände welches Mutter im hinteren Teil unseres Gartens
auf dem Knarrberg in Dessau-Ziebigk zeigt. Wahrscheinlich habe ich sie damals
fotografiert. Ach ja, diesen selbst geschneiderten Mantel trug sie viele Jahre,
so ist sie mir in Erinnerung. An dem Garten hing sie sehr. Das Foto zeigt
allerdings nicht viel von diesem, da Herbst und nur der hintere Teil. Ja
und seit langem konnte ich mal wieder den alten Holzschuppen am Ende des
Gartens auf dem Dia ansehen. Dieser war zwar nicht schön, aber für
mich als Kind war er „meine Bude“, ein Ort des sich zurück ziehen können´s, wo dann
auch mal ein Pfeifchen von mir geraucht wurde und ich z.B. Mark Twains
„Huckleberry Finn“ las. Dies war viel romantischer als im Hause zu lesen.
Ideal
war eigentlich die Wohngegend der Knarrberg-Siedlung zu DDR-Zeiten nicht, denn
allzu viele der Anwohner gehörten zu den Cliquen des DDR-Staates und der Stasi,
dies mehr als es in Wohngebieten mit großen Mietshäusern der Fall war. Ein
Bekannter von mir sagte damals: „Na, da wohnst du ja direkt in Feindesland,
unter all den Seilschaften!“ Trotzdem tat es weh, das Haus dort aufzugeben, wo
man so viele Jahrzehnte gelebt hatte. Wir hätten das Haus gern gekauft, war
aber zu DDR-Zeiten nicht möglich und als die Wende kam, da erlebten wir eine
böse Überraschung, denn Nachbarn von uns hatten sich mit den Erben im Westen in
Verbindung gesetzt und hatten uns das Haus vor der Nase weg geschnappt. Meine
Eltern und ich hatten uns noch große Hoffnung gemacht, daß wir „unser“ Haus
kaufen könnten, da klingelte es und die Nachbarn standen vor der Tür mit dem
Kaufvertrag. Mutter hatte das schwer getroffen, denn diese Typen hatten nichts
eiligeres zu tun als kurze Zeit später mit 5-6 Mann „unseren“ Garten, der nun
nicht mehr unser war, regelrecht um zu pflügen. Alles, aber auch alles, holzten
die Typen ab, von den Beerensträuchern bis zu den Bäumen. Doch halt, einen Baum
ließen sie stehen, unseren großen Aprikosenbaum, der immer so wunderbare
Früchte trug, diese wollten sie sich nicht entgehen lassen. Die ganze Aktion
diente wohl dazu uns so schnell wie möglich aus dem Haus zu ekeln, denn ohne
Garten war das Wohnen dort nicht mehr lebenswert. Hätten wir nicht Großvaters
Haus auf dem Sandberg in Dessau-Törten erwerben können (Auszahlung der
Geschwister meiner Mutter), so hätten wir nicht gewußt wohin, denn Anfang der
1990er Jahre ging es ja drunter und
drüber.
Es ist eigenartig, ich komme von dem Haus auf dem Knarrberg nicht los,
allerdings nur in meinen Träumen. Meistens träume ich von dem Auszug aus dem
Haus und in fast leeren Räumen befindet sich noch meine Mutter, die ich dort besuche.
In diesen Träumen steht sie dann so wie leibhaftig vor mir, so leibhaftig wie
kein Foto sein kann. Sind Träume nur Schäume und Gaukeleien des Gehirns, oder
doch Mittler in andere nichtirdische Welten?
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