Donnerstag, 21. Juni 2012

4-Jahres-Gedenken für Erika Nowack



Vor 4 Jahren starb meine Mutter um Mitternacht vom 21. zum 22. Juni in meinem Beisein, siehe frühere Blogbeiträge. Ein altes Dia fiel mir jetzt in die Hände welches Mutter im hinteren Teil unseres Gartens auf dem Knarrberg in Dessau-Ziebigk zeigt. Wahrscheinlich habe ich sie damals fotografiert. Ach ja, diesen selbst geschneiderten Mantel trug sie viele Jahre, so ist sie mir in Erinnerung. An dem Garten hing sie sehr. Das Foto zeigt allerdings nicht viel von diesem, da Herbst und nur der hintere Teil. Ja und seit langem konnte ich mal wieder den alten Holzschuppen am Ende des Gartens auf dem Dia ansehen. Dieser war zwar nicht schön, aber für mich als Kind war er „meine Bude“, ein Ort des sich zurück ziehen können´s, wo dann auch mal ein Pfeifchen von mir geraucht wurde und ich z.B. Mark Twains „Huckleberry Finn“ las. Dies war viel romantischer als im Hause zu lesen. 

Ideal war eigentlich die Wohngegend der Knarrberg-Siedlung zu DDR-Zeiten nicht, denn allzu viele der Anwohner gehörten zu den Cliquen des DDR-Staates und der Stasi, dies mehr als es in Wohngebieten mit großen Mietshäusern der Fall war. Ein Bekannter von mir sagte damals: „Na, da wohnst du ja direkt in Feindesland, unter all den Seilschaften!“ Trotzdem tat es weh, das Haus dort aufzugeben, wo man so viele Jahrzehnte gelebt hatte. Wir hätten das Haus gern gekauft, war aber zu DDR-Zeiten nicht möglich und als die Wende kam, da erlebten wir eine böse Überraschung, denn Nachbarn von uns hatten sich mit den Erben im Westen in Verbindung gesetzt und hatten uns das Haus vor der Nase weg geschnappt. Meine Eltern und ich hatten uns noch große Hoffnung gemacht, daß wir „unser“ Haus kaufen könnten, da klingelte es und die Nachbarn standen vor der Tür mit dem Kaufvertrag. Mutter hatte das schwer getroffen, denn diese Typen hatten nichts eiligeres zu tun als kurze Zeit später mit 5-6 Mann „unseren“ Garten, der nun nicht mehr unser war, regelrecht um zu pflügen. Alles, aber auch alles, holzten die Typen ab, von den Beerensträuchern bis zu den Bäumen. Doch halt, einen Baum ließen sie stehen, unseren großen Aprikosenbaum, der immer so wunderbare Früchte trug, diese wollten sie sich nicht entgehen lassen. Die ganze Aktion diente wohl dazu uns so schnell wie möglich aus dem Haus zu ekeln, denn ohne Garten war das Wohnen dort nicht mehr lebenswert. Hätten wir nicht Großvaters Haus auf dem Sandberg in Dessau-Törten erwerben können (Auszahlung der Geschwister meiner Mutter), so hätten wir nicht gewußt wohin, denn Anfang der 1990er Jahre  ging es ja drunter und drüber. 

Es ist eigenartig, ich komme von dem Haus auf dem Knarrberg nicht los, allerdings nur in meinen Träumen. Meistens träume ich von dem Auszug aus dem Haus und in fast leeren Räumen befindet sich noch meine Mutter, die ich dort besuche. In diesen Träumen steht sie dann so wie leibhaftig vor mir, so leibhaftig wie kein Foto sein kann. Sind Träume nur Schäume und Gaukeleien des Gehirns, oder doch Mittler in andere nichtirdische Welten?         

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