Samstag, 1. März 2014

Karl Dantz und Max Schwimmer: Vom glückhaften Stern

Eines meiner Lieblingsbücher von Kindesbeinen an bis heute ist das Buch „Vom glückhaften Stern“ von Karl Dantz (1884-1967), siehe auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Dantz. Illustriert ist es von Max Schwimmer (1895-1960), siehe auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Max_Schwimmer, der ebenfalls zu meinen späteren Lieblingsgrafikern gehörte. Erschienen ist das Buch 1927 in der Büchergilde Gutenberg, wo viele Jahre lang meine Mutter Mitglied war.

Die Illustrationen von Max Schwimmer sind zu dieser Zeit noch schwer, haben nicht viel mit der Leichtigkeit seiner Grafiken der 50er Jahre zu tun. Sie erinnern mich ein wenig an Robert Genin, einen Künstler den ich sehr schätze, siehe dazu auch meinen Blogbeitrag: http://barrynoa.blogspot.de/2008/04/100-kolumne-bn-und-robert-genin.html.

„Vom glückhaften Stern“, dieses wunderbare Kinderbuch mit Geschichten und Versen, die an das soziale und moralische Gewissen von Kindern rühren, welches sich so wohltuend von dem bourgeoisen Kinderbuchmüll abhebt, der bis jetzt die Buchhandlungen füllt, verdiente es, in großer Stückzahl wieder aufgelegt zu werden, denn es ist zeitlos. Ich liebe es nicht nur wegen der Meisterschaft des Illustrators Max Schwimmer, sondern wegen seiner poetischen und dennoch gesellschaftskritischen Ausrichtung, die voll auf der Seite der Ausgebeuteten ist, mit der Aufforderung eine ungerechte und unfreie Gesellschaftsordnung zu überwinden zu versuchen und sei es nur in kleinen alltäglichen Dingen.

In „Ins Joch gespannt“ erzählt Dantz die Geschichte eines Hundes, der wegen seiner Freiheitsliebe von einem minderwertigen spießbürgerlichen Menschen brutal „diszipliniert“ wird, von einem der selbst unter Unterdrückung zu leiden hat, der selbst „im Joch“ ist, der statt sich gegen seine Unterdrücker zu wehren, nach unten tritt, ein Phänomen welches es schon früher gab und nicht ausgestorben ist, da denke man nur an das Lumpenproletenpack, welches im Kapitalismus selber auf der untersten sozialen Stufe steht, ausgebeutet wird, welches sich aber z.B. gegenüber Obdachlosen, die noch eine Stufe unter ihm steht, als Herrenmenschen aufspielt und teilweise sogar die diffamierend „Penner“ genannten Armen kujoniert, bis hin zu Fällen wo derartige Typen Obdachlose totschlagen.

Eine weitere Geschichte die mir schon als Kind zu Herzen ging ist „Bettler im Federkleid“. Meister Tutonius fütterte natürlich hungernde Vögel und die dankten es ihm mit dem Ablegen der Scheu, so eine Elster die Tutonius aus der Hand fraß. Als Kind nahm ich mir diesen Tutonius zum Vorbild und Vögel im Winter füttern war mir dann immer eine Herzensangelegenheit. Ich möchte fast behaupten, daß diese Geschichte der Auslöser dieser meiner Einstellung war, die ich bis heute zur Vogelfütterung im Winter habe. So kann eben doch gute Kinderliteratur entscheidend Kinder beeinflussen, was sie ein ganzes späteres Leben dann „intus“ haben.

Dantz spannt dann gleich in dieser Geschichte den Bogen von dem Füttern der hungernden Tiere zu den hungernden Menschen, da einem armen Hausierer, der in der menschlichen Kälte der kapitalistischen Ausbeutergesellschaft ein unmenschliches Leben fristen muß. „Das sind unsre (menschlichen) Bettler im Federkleid“, so Tutonius in der Geschichte. Dantz hatte wohl, meiner Meinung nach, sich in diesem Tutonius gesehen, jedenfalls ist das nach Kenntnis seiner eigenen Vita zu vermuten.









       

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