Sonntag, 31. Januar 2016

Dokumente zur politischen Arbeit des Demokratischen Aufbruchs (DA) in Dessau und Anhalt, Teil 1

Wovon ich gar nichts halte, das ist, das soziale Leben mit Freunden und Bekannten hauptsächlich per Internet stattfinden zu lassen, bei Facebook etwa hunderte „Freunde“ zu haben, im realen Leben aber nur einen ganz kleinen Freundeskreis zu haben. All diese modischen Dinge mache ich nur auf Sparflamme mit und ich pflege lieber altmodisch reale Bekanntschaften.

Daß man allein nichts bewerkstelligen kann, das ist eine Binsenweisheit, nicht umsonst gründen sich Vereine, politische Organisationen und Parteien. An einer solchen Partei beteiligte ich mich maßgeblich und konnte da viele meiner Vorstellungen durchsetzen.

Es war einer wunderbare Zeit, 1989/1990, in welcher ich mich voll und ganz nur der Politik verschrieb und meine bisherige freiberufliche Tätigkeit für ein knappes Jahr an den berühmten Nagel hing. In dieser Zeit habe ich bestimmt täglich mehr Stunden gearbeitet als in früheren oder späterern Jobs, aber es hat unendlichen Spaß gemacht und Arbeit machte die politische Arbeit nicht, sondern Freude.

Daß viel Arbeit nicht schadet, daß merke ich im Nachhinein, wenn ich das Foto mit mir in der Zeitung aus der damaligen Zeit ansehe und sehe wie schlank ich da bin, was damit zu tun hat, daß wir fürs Essen keine Zeit verschwendeten (auf dem Foto mit dem roten Pfeil, das bin ich).


Neben mir unser DA-Stadtverordneter Rainer Schmidt und ganz rechts der spätere Oberbürgermeister Dr. Neubert (✝), zu dem ich immer einen guten Kontakt hatte


Es war ja auch wichtig, eine politische Kraft wie den Demokratischen Aufbruch/sozial &. ökologisch in Anhalt zu stärken, denn die anderen neuen Bürgerrechtsgruppen und Parteien waren zu handzahm und gegenüber den Ende 1989 und Anfang 1990 immer noch herrschenden Cliquen an der Macht des SED-und Stasi-Systems zu nachsichtig eingestellt. In Dessau waren wir eine schlagkräftige Truppe und noch heute haben entmachtete SED-und Stasi-Leute einen Rochus auf uns, es sind dies die Typen, die noch heute das „Neue Deutschland“ abonniert haben oder aber die als Wendehälse wunderbar in der jetzigen bundesdeutschen Gesellschaftsordnung angekommen sind.

Als ein Mensch, der nichts weg schmeißen will, habe ich noch kistenweise unser altes Parteimaterial archiviert, all die Papiere von Sitzungen, von Anträgen an den Runden Tisch in Dessau, ja sogar meine Stimmkarte habe ich noch, die man bei Abstimmungen brauchte, und habe sie neben einigen anderen Papieren mal eingescannt, siehe hier:
 
2 Mann durften wir an den Runden Tisch in Dessau entsenden, darunter
Werbeaufkleber von uns

Unser Antrag auf Teilnahme am Runden Tisch in Dessau
 

Für alle diejenigen die sich an die Wendezeit nicht mehr erinnern können: Der DA gründete sich als Bürgerrechtsbewegung, dann wurde eine Partei daraus und die Mehrheit des DA ging Ende 1990 zur CDU, der Kreisverband Dessau tat das nicht, blieb eigenständig. Der Kreisverband Dessau wählte mich zum Vorsitzenden und als im Juli 1990 der Landesverband Anhalt gegründet wurde, war ich bis zu dessen Auflösung auch noch deren Vorsitzender. Was mich besonders freut, ist, daß auch nach rund 25 Jahren man immer noch mit vielen der damaligen DA-Mitstreiter freundschaftlich verbunden ist, wenn auch die politischen Wege sich später oft radikal trennten.
 
Stolz sind wir alle gemeinsam, daß wir uns mutig gegen das volksfeindliche SED-und Stasi-System zur Wehr setzten. Daß wir nur teilweise Erfolge erzielen konnten, das ist eine andere Sache. Die Forderung des von SED und Stasi und den Cliquen an der Macht unterdrückten Volkes, diese SED und Stasi in die Produktion zu schicken - Bergwerk und Steinbruch z.B. - die erfüllte sich nicht, denn dazu waren die alten DDR-Cliquen zu sehr vernetzt und die alten Seilschaften halten bis heute. Aber egal, es war eine abenteuerliche und spannende Zeit, hätte man sie biedermeierlich schön brav zuhause am heimischen Herd und vielleicht noch beruflich irgendwo angestellt als Buchhalter oder als Techniker verbracht, von 8 bis 16 Uhr zum Dienst gehend, dann wäre mir das mehr als öde gewesen. Nein, Biedermeier-Michel´s, das wollten wir DA-ler in dieser revolutionären, ja manchmal auch wunderbar anarchistischen Zeit, nicht sein, das überließen wir den spießbürgerlichen 0815-Nulpen, die es damals wie heute zur Genüge gab und gibt.
 
Kampf des DA für eine Trennung von Schule und Jugendweihe 

Kampf des DA gegen eine Übernahme von studierten alten DDR-Journalisten bei neuen Presseerzeugnissen

DA fordert Enteignung der PDS

Kampf des DA gegen die Cliquen an der Macht, besonders gegen SED und Stasi-Funktionäre
 

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