Mit großer Begeisterung las ich die in der „Kleinen Jugendreihe“ 1958 erschienen „Paradiesinseln“ von Adolf Branald, siehe:
Dann natürlich die Südsee-Bücher meines Lieblingsschriftstellers Robert Louis Stevenson, siehe:
und in der Kunst begeisterte ich mich für die Südsee-Bilder von Paul Gauguin, siehe:
Zwei Südsee-Bilder von Paul Gauguin:
Besonders als Paradies gelten bis heute die Gesellschaftsinseln (Französisch-Polynesien). Inseln wie Tahiti, Bora-Bora oder die Marquesas gelten als Inbegriff des Paradieses. Neben Stevenson und Gauguin haben uns diesen Mythos auch der Schriftsteller Herman Melville und der Chansonnier Jaques Brel nahegebracht, die dort zeitweise lebten.
Absolut vergessen ist dagegen der Deutsche Karl von den Steinen
(https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_von_den_Steinen), 1855-1929, der als Weltreisender und Forscher, neben dem brasilianischen Xingu-Gebiet und dem Antarktis-Gebiet Südgeorgien, auch die Marquesas besuchte. Von August 1897 bis Februar 1898 bereiste Karl von den Steinen im Auftrag des Berliner Ethnologischen Hilfskomitees die Südseeinseln Marquesas, um dort für das Berliner Völkerkundemuseum eine möglichst vollständige Sammlung anzulegen.
Wegen des Verbots durch die französischen Kolonialherren und die christlichen Missionare waren Tätowierkunst, religiöse Zeremonien, Tänze, Gesänge und Trommeln den Marquesanern verboten. Diese Verbote bestanden bis vor wenigen Jahrzehnten. Die Franzosen wollten die gesamte Kultur der Marquesaner ausrotten, was ihnen auch gelang. Am schlimmsten wüteten die christlichen Missionare, was sich bis heute in der Prüderie der Marquesaner niederschlägt. Einst ein freizügiges Volk, trauen sich Frauen noch heute nicht in Badeanzügen ins Wasser zu gehen, sondern nur im Kleid.
Karl von den Steinen erfaßte damals die Motive der Körperbemalung der älteren oft von Kopf bis Fuß tätowierten Bewohner und dazu die Bedeutung der verschiedenen Motive. Aufgrund von Befragungen der älteren Einwohner machte er Aufzeichnungen über ihre Legenden, Rituale und Mythen.
Nach seiner Reise arbeitete er noch mehr als 20 Jahre an der Fertigstellung seines dreibändigen Meisterwerkes "Die Marquesaner und ihre Kunst", dessen letzter Band 1928 publiziert wurde.
Die Aufzeichnungen Karl von den Steinens dienen nach der Neuentdeckung der Tätowierkunst auf den Marquesas-Inseln als Vorlage. Allein dem Deutschen Karl von den Steinen ist zu verdanken, daß ein erheblicher Teil des Wissens über die Kultur der Marquesas-Insulaner bewahrt werden konnte. Heute sind die Marquesaner Karl von den Steinen sehr dankbar, denn ohne ihn wäre die gesamte Kultur der Marquesaner verloren gegangen.
Was sich die Marquesaner allerdings bis heute bewahren konnten, trotz Kirche und Kolonialunterdrückung, das ist ihre Ehrung des Alters. Altersheime oder Pflegeheime kennt man auf den Marquesas nicht, alle Alten werden liebevoll von ihren Angehörigen gepflegt. Mit großer Verwunderung vernehmen heutige Marquesaner die Unmenschlichkeit der Deutschen, die zu großen Teilen ihre Alten in Heime abschieben, wenn ihnen davon berichtet wird. Noch heute schauen viele Deutsche auf "Wilde" herab, obwohl diese ihnen moralisch total überlegen sind. Minderwertig sind diese die Alten ehrenden Völker absolut nicht, eher sind dies die kaltherzigen Deutschen.
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