Freitag, 8. Februar 2008

Charlotte Timmling und B.N.





Eine schöne Zeit verlebte ich als Privatsekretär der Kunstwissenschaftlerin Charlotte Timmling. Loti (so nannte man sie in Künstlerkreisen) war die Frau des bekannten Malers, Lyrikers, Kunstwissenschaftlers und Denkers Walter Timmling, der schon 1948 verstorben war. Loti lebte im Alter in Dessau in der Mainstraße, dort lernte ich sie das erste mal kennen. Loti hatte damals eine Privatsekretärin, Lore Harbrucker, mit der ich befreundet war, die stellte den ersten Kontakt her. Ich war fasziniert von all den Bildern und den Bekanntschaften die Charlotte Timmling hatte. Bei ihr gingen sowohl die Erbprinzessin von Anhalt sowie Künstler und Theologen ein und aus und sie hatte Freundschaften in den anderen Teil Deutschlands, die sie besuchten, von Freunden der Kunst Timmlings bis hin zu einem damaligen Landtagsabgeordneten der SPD, die ich alle, als ich selber Privatsekretär bei ihr war, kennenlernen durfte.


1980 war ich Klubhausleiter des Klubhauses der Werktätigen in Dessau-Großkühnau, da war es für mich möglich eine Ausstellung der Werke Timmlings zu organisieren. Gern erinnere ich mich noch an die Eröffnungsveranstaltung im großen Saal. Ich organisierte einen bekannten Konzertpianisten, der gab die "Bilder einer Ausstellung" zum Besten, dann Reden von dem Kulturverantwortlichen der SED-Kreisleitung Herrn Felgenträger, von mir und anschließend ein hoch interessanter Vortrag von Charlotte Timmling über ihren Mann. Da ich Einladungen verschickt hatte, war diese Veranstaltung gut besucht, anschließend ging es zum Rundgang durch die Ausstellung, deren Räume ich unkonventionell mit reichlich Blumenschmuck und Palmenkübeln dekoriert hatte, da Walter Timmling Blumen sehr geliebt hatte und er auch als Blumenmaler der Neuen Sachlichkeit bekannt war.


Als nun Lore Harbrucker aus privaten Gründen nicht mehr für Loti arbeiten konnte übernahm ich für eine geraume Zeit diese Arbeit als Privatsekretär. Ich katalogisierte alle bekannten Bilder Timmlings, ordnete den schriftlichen Nachlaß und begleitete die Besucher von Loti, die von außerhalb kamen. Eine höchst interessante Arbeit mit viel Freiheit in der Zeiteinteilung. Da Loti nie vor 14.00 Uhr empfangsbereit war, sie auch bis dahin mich nicht in ihren Räumen haben wollte, ging ich meistens erst 15.00 Uhr zu ihr. Da wurde nicht etwa gleich mit der Arbeit begonnen, es wurde erst mal über Literatur, Kunst und Theologie im Allgemeinen gesprochen, dann kamen wir zur eigentlichen Arbeit. Loti verlangte allerdings, daß man zuhause schöngeistige Bücher las, was ich ja eh tat, und fragte dann oberlehrerhaft, was ich denn gestern Abend gelesen hätte, um darüber mit mir zu diskutieren. Auch war es geradezu Pflicht das heimische Theater zu besuchen, was sie gesundheitlich nicht mehr konnte. Ich mußte ihr dann z.B. haargenau erzählen wie die Aufführungen waren und ob nun Gabriele Bernhard in "Diana" tanzte oder nur die Ersatztänzerin.


Obige Scans sind aus den Jahren 1980 (Ausstellung) und 1982 (zu sehen Loti und meine Wenigkeit, damals mit Schnauzer, bei der Arbeit!

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