Montag, 15. Juni 2009

Der "vergessene" Apostel Thomas




Heute rief mich mal wieder mein alter Freund Armin von Bodenhausen an (siehe über ihn auf der Homepage der Weltloge Tanatra http://tanatra.npage.de ) und wie immer führten wir anregende theologische Gespräche. Da die Leser des B.N.-Blogs sich wohl kaum in theologische Foren verirren dachte ich mir, daß ich mal einen Beitrag von Armin von Bodenhausen aus dem Forum der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsen hier hin kopiere, zumal darin auch ein Link zu dem mir nahestehenden Denker Joachim Neeff enthalten ist, der sich ja bekanntermaßen sehr um die wissenschaftliche Aufarbeitung des „vergessenen“ Apostels Thomas verdient gemacht hat: http://www.neeff.de/essay/index.htm. Wer übrigens das Thomas-Evangelium noch nie gelesen hat, der kann dieses ebenfalls auf den Seiten der Weltloge Tanatra finden.
Die Fotos zeigen den Apostel Thomas in einer späteren Darstellung und sein Grab in Mailapur (Indien).

Autor
Thema: Der vergessene Apostel Thomas (Gelesen 1282 mal)
Bodenhausen
Der vergessene Apostel Thomas
« am: 29. September 2006, 10:21:00 »

Gestaltung der Kirche von morgen heißt auch, theologische Irrtümer der Vergangenheit zu korrigieren. Dazu gehört ein Überdenken der Entscheidungen der frühen Kirchenväter zum Kanon der Bibel. Viele wichtige Schriften wurden aus machtpolitischen Gründen nicht in den Kanon übernommen, die Lehre Jesu Christi entstellt. Thomas ist ein beredtes Beispiel für diese Tatsache. Wir möchten daher den geschätzten Lesern dieses Forums einen Text des Denkers Joachim Neeff zur Lektüre empfehlen, auch wenn einige Kapitel noch nicht fertig sind.
Armin von Bodenhausen, Weltloge Tanatra
http://www.neeff.de/essay/index.htm

Harald_Lamprecht

Kanonsbildung und Thomasevangelium
« Antworten #1 am: 29. September 2006, 11:35:12 »

Die Bildung des Kanon der Bibel, d.h. die Entscheidung, welche Schriften zum Alten und Neuen Testament gehören, war ein langwieriger Prozess, der sich über mehrere Jahrhunderte hin zog und weite geografische Gebiete umfasste. Die Festschreibung des Kanon im 4. Jh. war darum keine „Machtpolitik", wie es von Esoterikern oder Verschwörungstheoretikern immer wieder gern behauptet wird, sondern vielmehr eine nüchterne Feststellung der Praxis in den Gemeinden. Der Großteil der Texte war dabei schon lange feststehend und nicht umstritten. Lediglich an den Rändern gab es einige regionale Besonderheiten. NIRGENDS taucht in den Kanonslisten jedoch das Thomasevangelium auf. Christen gehen davon aus, dass bei der Kanonsbildung auch der Heilige Geist beteiligt war. Insofern handelt es sich bei dabei nicht um „theologische Irrtümer der Vergangenheit“ - das gilt insbesondere dafür, dass das Thomasevangelium eben nicht zum Kanon der biblischen Schriften gehört. Wer sich mit der Geschichte der Kanonsbildung ernsthaft beschäftigen möchte, findet viele wissenschaftliche Literatur zu diesem Thema und auch gute Artikel, die weniger von einer begrenzten und ideologisch geprägten Sichtweise geleitet sind, als die Propaganda der "Weltloge Tanatra" hier im Forum. Zum Start empfiehlt sich: http://de.wikipedia.org/wiki/Biblischer_Kanon http://de.wikipedia.org/wiki/Kanon_des_Neuen_Testaments http://de.wikipedia.org/wiki/Thomasevangelium



Bodenhausen
Re: Kanonsbildung und Thomasevangelium
« Antworten #2 am: 29. September 2006, 22:04:57 »

Werter Harald Lamprecht! Warum denn nun gleich polemisch reagieren, wenn ich den Lesern des Forums einen Text empfehle, siehe Ihre Bemerkungen "Propaganda" und "begrenzte und ideologisch geprägte Sichtweise der Weltloge Tanatra" (Ein Buddhist würde auch nicht bei einem Text eines lutherischen Pfarrers abwertend von "Propaganda" sprechen, trotz unterschiedlicher Weltanschauung, da von keiner Theologie der Welt behauptet werden kann, daß sie die allein richtige und wahre sei)?Tanatra bemüht sich gerade in nicht begrenzten Sichtweisen zu denken, darum auch das Hinausschauen über den eigenen europäisch-vorderasiatischen Tellerrand. Der Apostel Thomas hatte in Indien schon Gemeinden gegründet als Paulus noch als Saulus die Christen in Vorderasien verfolgte. Von diesem Christentum des Thomas in Indien wußten die Europäer so gut wie nichts, auch von den Schriften des Thomas nicht, es gehörte halt nicht zur Tradition, schon aus aus rein territorialen Gründen nicht. Verständlich, daß diese Gemeinden nur ihr Schrifttum weitergaben was sie kannten und dies dann die europäisch-vorderasiatischen Konzilien kanonisierten - eine sehr begrenzte Sichtweise dieser Herren damals! Wer sich eingehender mit dem Zustandekommen von Konzilien befaßt, von all den damaligen Intrigen, Erkaufens von Stimmen, bis hin zu Morden an mißliebigen Bischöfen, kann wohl kaum davon ausgehen, daß am Prozess der Kanonisierung der Heilige Geist beteiligt war, wenn dann eben nur partiell und nicht absolut! Die Weltloge Tanatra ist der Meinung, daß gerade das Thomasevangelium viel näher an Christus ist als etwa die Schriften des Paulus. Dies belegt auch die unabhängige Wissenschaft, siehe die vergleichende Schriftforschung von Thomas mit der Urquelle "Q".

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