Merkwürdigerweise ist eine Besichtigung nur an einem Samstag möglich und auch da nur zu der Zeit um 11.00 Uhr, was nicht gerade besucherfreundlich ist. Im Gegensatz zu den für jeden erschwinglichen Eintrittspreisen zu DDR-Zeiten, da wird nun auch in Oranienbaum die bundesdeutsche Abzockmentalität praktiziert. Es gab weder ermäßigte Eintrittskarten für Rentner, Schüler, Studenten, so wie das früher in der DDR Standard war, noch für sozial Schwache, wie Hartz-IV-Empfänger Ermäßigung. Sagenhafte 7,50 Euro kostete der Spaß, um mal ins Innere der beiden Chinabauten des Parkes zu schauen, ein Ein-Euro-Jobber muß dafür 8 Stunden arbeiten! Dieses System ist absolut unsozial und von der Maxime, daß die Kunst und Kultur für das Volk da ist, die gilt nicht mehr. Nur wer das nötige Kleingeld hat, kann an der aus Steuermitteln subventionierten Kultur Teilhabe haben. Daß aber auch sozial Schwache durch ihre Steuern, z.B. die Mehrwertsteuer diese Kultur mit finanzieren, dies interessiert das bundesdeutsche bourgeoise Establishment nicht.
Von der Führung war ich enttäuscht, denn von den beiden Chinabauten im Park durften wir nur das Teehaus von innen sehen, der Pagodenturm blieb verschlossen. Dies finde ich unmöglich, denn gerade auf den Turm wollten viele Besucher um das Gartenreich von oben zu sehen. Daß man für satte 7,50 Euro nur das eine Chinahaus von Innen sehen darf und die Pagode nicht, das finde ich unmöglich.
Ätzend auch der systemverherrlichende Ausspruch der Mitarbeiterin des Schloßes, der sinngemäß lautete, daß wir froh sein müssen, daß es die Wende gab, sonst wäre doch noch so vieles im Argen was das Schloß und die Anlagen drum herum anlangt. Daß die DDR für Kultur, Kunst und historische Bauten sich sehr engagierte, dies soll unter den Teppich gekehrt werden und wenn ich mir z.B. die Bauten anschaue, an denen jeder Besucher vorbei muß, der vom Schloß zum Park will, dann wirft so ein desolater Anblick ein mehr als schlechtes Licht auf die bundesdeutsche Leistung, schließlich sind seit der Wende 25 Jahre vergangen und vieles sieht noch so aus?
Der DDR das in die Schuhe zu schieben, das verfängt höchstens bei einfältigen bourgeoisen Jubel-Bundesdeutschen.
Egal, die Gegenwart ist sowieso nicht erquicklich, desto erfreulicher ist es, sich an der Gartenkunst und der Architektur unserer anhaltischen Vorfahren zu erfreuen, die so viel Schönes, ohne die moderne Technik von heute, schufen, wovon wir immer noch zehren dürfen. Was die heutige Zeit mal in 300 Jahren vorweisen kann, das wird nichts nur annähernd Großartiges wie das sein, was früher in und um Dessau geschaffen wurde, sei es das Dessau-Wörlitzer Gartenreich, Junkers, das Bauhaus - alles große Leistungen der Vergangenheit.
Hier nun wieder Fotos von dem heutigen Besuch des Oranienbaumer Schloßparkes, nebst dem Innenleben des chinesischen Hauses:
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