Sonntag, 3. Oktober 2010

1961: Meine vietnamesischen Freunde Quyen und Vien



Ob sie wohl noch am Leben sind, unsere lieben vietnamesischen Freunde Quyen und Vien? Sie waren damals, 1961, noch sehr jung und der verbrecherische Krieg der Amerikaner gegen Vietnam war nicht mehr weit und junge Männer wurden in Nordvietnam zur Armee eingezogen und viele starben, sei es als Soldat oder in der Heimat im permanenten Bombenhagel der Amis.

Wir lernten beide Vietnamesen während eines wunderbaren Urlaubes in einem kleinen internationalen Ferienheim auf dem Kyffhäuser kennen und waren später auch noch befreundet, jedenfalls luden meine Eltern sowohl Quyen wie auch Vien öfter zu uns nach Hause ein. So kann ich mich z.B. noch gut an eine Silvesterfeier mit Vien erinnern und wie er bei uns vor der Feier im Radio Beethovens 9. Sinfonie hören wollte, dies war ihm wichtig, er war ein sehr kulturvoller Mensch. Quyen nannte mich immer Bruder, was mir sehr imponierte, war ich doch ein Einzelkind und einen solchen Bruder zu haben, der ganz anders als die spießigen Deutschen war, das gefiel mir. Neben den beiden waren meine Eltern auch mit der libanesischen Familie Saumi befreundet. Was in den kleinbürgerlich-proletenhaften Ferienheimen der DDR sonst nicht möglich war, daß man seinen Hund mitbrachte. Das war dort auf dem Kyffhäuser anders, großzügig, die Saumis hatten ihren großen Königspudel mit im Heim, mit dem wir Kinder viel spielten.

Auf den von mir eingescannten alten Fotos sind meine Eltern und ich jeweils angekreuzt. Auf der Treppe zum Kyffhäuser-Denkmal sieht man neben meiner Mutti und mir Herrn Saumi mit seiner Tochter und unschwer ist seine Frau Alica mit Tochter zu erkennen, da besagter Pudel daneben abgebildet ist.

Auf dem dritten Scan sieht man neben einigen Autogrammen von unseren Urlaubsbekanntschaften einen kleinen guten Dämonen aus ganz feinem Papier, welcher mal einem Brief unserer vietnamesischen Freunde für mich beilag, die übrigens damals in Leipzig studierten. Legt man diesen Dämon auf den Tisch und bläst von vorn ein wenig Luft hinein, dann fängt er an zu zittern und vertreibt schlechte Geister oder schlechte Menschen. Müßte man eigentlich mal wieder machen um weniger mit schlechten Geistern, sondern eher mit der deutschen Gesellschaft fertig zu werden (lol).

Bei einem Besuch von meinem „Bruder“ Quyen in Dessau ist das nächste Foto entstanden, es zeigt meinen Cousin, Quyen und mich. Daneben Vien und ich im Liegestuhl und anschließend ein paar Briefe von den beiden.

Diese internationalen Freundschaften, zu einer Zeit als dies noch nicht üblich war, haben mich schon ein wenig geprägt, zeigten sie doch den großen Unterschied zwischen nicht kleinkariert denkenden Menschen, die auch aus anderen Ländern stammen können und den ansonsten spießig miefigen Alltagsdeutschen in der DDR, die meistens in ihrer gehässigen kleinen geistigen Welt lebten: Kollektivismus, Einheitsbrei, Blockwartmentalität!

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