Samstag, 16. Oktober 2010

Alte Schulhefte in der DDR (1958-1961)



Vor einiger Zeit hatte ich hier im Blog einen Beitrag über ein altes Schulheft von 1851 veröffentlicht, siehe: http://barrynoa.blogspot.com/2010/07/ein-altes-schulheft-von-franz-otto.html . 1851 ist lange her, aber wer kann sich wohl noch an die Schulhefte Ende der 50er und Anfang der 60er Jahre in der DDR erinnern? Heute holte ich mal einige von meiner Schulzeit aus einer Kramkiste hervor. Interessant finde ich ja die Rückseiten der Umschläge, wo die Werbungen für die Schulsparaktionen drauf waren. Aber auch das Deutsche Hygiene-Museum (siehe Scans) war mit Gesundheitstipps vertreten. In einem Deutschheft der 3. Klasse entdeckte ich einen Wunschzettel für Weihnachten. Wahrscheinlich sollten wir Schüler so einen anfertigen. Ja, und das Buch „Das Geheimnis im schwarzen Berg“ habe ich von meinen Eltern tatsächlich bekommen, ich habe es heute noch, lehrreich zwar nicht gerade, aber ein ziemlich spannendes Buch für Kinder! Daß es von Pionieren handelte war zwangsläufig, denn so gut wie alle Kinder in der DDR waren bei den „Jungen Pionieren“ und als Kind konnte man sich dagegen schon gar nicht wehren. Ob ich das gewünschte Briefmarkenalbum bekommen habe, dies weiß ich allerdings nicht mehr, aber wahrscheinlich ist es, denn ich bekam meine gesamte Kindheit etliche dieser Alben geschenkt, denn Briefmarkensammeln war eines meiner Hobbys, siehe: http://barrynoa.blogspot.com/2009/03/bn-und-das-briefmarkensammeln.html .

Ach ja, das Fach Russisch! Wenn ich da so in die alten Schulhefte schaue, dann muß ich leider feststellen, daß so gut wie nichts bei mir hängen geblieben ist, dies obwohl ich Russisch schon ab der 3. Klasse hatte, ansonsten gab es ja den Russisch-Unterricht erst ab der 5. Klasse. Sogar bei den kyrillischen Buchstaben komme ich ins Schleudern. Äh, und dann diese ekelhaften Tintenfüllhalter, wo es immer wieder Kleckse gab, eines meiner alten Löschblätter zeugt davon! Ein Segen war die Erfindung des Kugelschreibers, jedenfalls für uns arme Schulkinder.

Schule war mir immer zuwider, kein Wunder für freiheitsliebende Menschen sind derartige kollektivistische Zwingburgen nichts. Sich den Autoritäten der sozialfaschistischen SED-Volksbildung zu fügen, dies fiel nicht jedem leicht. Ich könnte nicht sagen, daß ich irgendwie positive Erinnerungen an meine Schulzeit hätte, ausgenommen ein ganz klein wenig die ersten Jahre bei meiner Klassenlehrerin Frau Krause, was danach kam war nur noch …. (Netiquette), siehe dazu auch: http://barrynoa.blogspot.com/2009/08/von-einem-brutalen-sportlehrer-und.html !

Ein wenig erfreulich mein altes Zeichenheft, beginnend mit der 1. Klasse. Da gab es zwar auch Vorgaben, aber ein wenig Freiheit konnte man sich schon erlauben. Daß ich den „See“ gern zeichnete, dies war klar, denn im Sommer war ich sehr gern an diesem Elbteich, welcher sich in der Nähe des Dessauer Kornhauses befand. Eine wilde Badestelle, ohne Aufseher, wo man machen konnte was man wollte, ja das war ein Stück Freiheit. Leider wurde dieser Elbteich beim Bau der Kläranlage an der Elbe zugeschüttet. Schade, daß ich nicht ein einziges Foto von diesem herrlichen Naturkleinod habe. Er war für uns Kinder ein Stück Heimat und neben Spaß und Spiel hatten wir dort auch das Glück Aufklärung nicht nur aus Büchern zu bekommen. Nicht nur Kinder spielten dort, auch junge Heranwachsende zog es an den Elbteich und die tranken gerne einen mal über den Durst. Und dann ging es ab ins Wasser, nackt, und anschließend verzogen sich Pärchen des öfteren in die Büsche. Wir Kinder fanden das mehr als interessant so ein Pärchen beim Sex zu belauschen und hinter einem Busch zuzusehen. Damals, wie heute, hielt man ja den Anblick so eines koitierenden Pärchens für Kinderaugen schädlich - ausgemachter Schwachsinn, das Gegenteil ist der Fall, wie die wirklich wissenschaftlichen Sexualwissenschaftler feststellten, wie z.B. Prof. Ernest Borneman in den 70er Jahren.

Auf einem der Bilder sehe ich, daß ich da ein Motorbootrennen gemalt habe. Kein Wunder, denn in meiner Kindheit fanden auf dem Kurs an der Elbe immer sehr spannende Motorbootrennen statt, siehe: http://barrynoa.blogspot.com/2010/04/dessauer-motorbootrennen-ende-einer.html .

Ja, und auf dem letzten von mir eingescannten Bild habe ich unser Wohnzimmer Ende der 50er Jahre wieder entdeckt, den roten, gerade von meinen Eltern gekauften, Perserteppich, der mich immer noch erfreut, dann die damals neuen Sessel im Stromlinienstil und der damals nagelneue Fernsehapparat, der ziemlich sensationell war, denn außer einem Rundfunkmechaniker hatte weit und breit sonst noch keiner einen Fernseher.

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