Daß die Liebe zur Kunst, zum Kunsthandwerk und zu den Antiquitäten bei mir schon im Kindesalter vorhanden war, dies lag an dem Milieu in dem ich zuhause groß geworden bin. Bei den Kindern in der DDR war es in den 50er und Anfang der 60er Jahre Mode alles mögliche untereinander zu tauschen, „kaupeln“ nannten wir dies. Da wurden mitunter ganz profane Dinge getauscht, ein Taschenmesser gegen drei Indianerfiguren oder eine Tafel Schokolade gegen fünf aus dem „Magazin“ ausgeschnittene Aktfotos. Ein Schnäppchen machte ich als 10jähriger. Ich sah in einer Straße in der Nähe meines Zuhauses zwei etwa mit mir gleichaltrige Jungen spielen. Sie hatten zwei Stöcke in den Händen und sie spielten irgendwelche Ritter die einen Schwertkampf veranstalteten. Die beiden Jungs kannte ich nicht, aber ich sah, daß der eine Junge einen ganz besonderen Stock schwang, der geschnitzt war. Dieser Stock interessierte mich und ich bat die Jungs inne zu halten. Dieser Stock war wunderbar geschnitzt, ein Samurai hielt eine Keule in der Hand mit der er auf eine den Stock umwindende Schlange einschlug. Das war eine asiatische Antiquität, dies sah ich sofort und es war ein Jammer, daß der Junge mit diesem Stock spielte. Würde ich diesem Jungen diesen Stock nicht „abkaupeln“, dann hätte dieser keine fünf Minuten überlebt, denn er war innen hohl und fing schon an kaputt zu gehen. Nun war es allerdings nicht so einfach von dem Jungen den Stock zu bekommen, denn er wollte ja eigentlich weiter diesen Schwertkampf machen. Ich hatte Glück, der Junge war an meinem Angebot von zwei Micky-Maus-Heften interessiert. Westcomics waren immer heiß begehrt. Selbst liebte ich diese Hefte ebenfalls, aber alle anderen Dinge die ich ihm anbot, lehnte er ab, einschließlich 5 Mark, die ich hatte. Diese Antiquität war mir zwei meiner geliebten Micky-Maus-Hefte allerdings wert. Ich fuhr mit dem Fahrrad nach Hause, holte die Hefte und der Tausch war perfekt. Dieser japanische Stock war das erste Stück Ostasiatika welches ich in meinem Besitz hatte und noch heute erfreue ich mich an dieser kunstvollen Arbeit.
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