Freitag, 24. November 2017

„Da rollt der Himmelswagen hin durch die Sternennacht“


“Der Sonnengott Apollo und die Mondgöttin Diana in ihren Himmelswagen”, gemalt um 1527 von Giulio Romano (1499-1546), ein Fresco Stanza del Sole, Palazzo del Tè, Mantua.

Giulio Romano (1499-1546) war Hauptschüler und Assistent von Raphael. Er wurde berühmt und von der Kirchensippschaft angefeindet dafür, eine Reihe erotischer Bilder zu entwerfen, "I Modi" (die Posen), ein Kama-Sutra der Renaissance - obwohl die Originale längst verloren sind und ihre gedruckten Exemplare so gut wie verschwunden sind. Auch sein Apollo mit dem nackten Hintern auf dem Himmelswagen empört noch heute die prüde Gesellschaft.

Sein Meisterwerk als Architekt und Maler war eine Vorstadtvilla in Mantua für den Herzog von Gonzaga: der Palazzo del Té. Romano und sein Team schmückten ihre Räume mit spektakulären Wand- und Deckenkammern, wie eben das Bild mit dem Himmelswagen.

Romano ist der einzige Künstler, der in einem Shakespeare-Stück erwähnt wird. In "The Winter's Tale" wird "der seltene italienische Meister Julio Romano" zugeschrieben, die Statue von Hermine zu gestalten, obwohl Romano kein Bildhauer war.


Das Novemberheft des Jahres 1956 der von mir als Kind geliebten DDR-Kinderzeitschrift „Fröhlich sein und singen“ (Frösi) ziert ebenfalls ein Himmelswagen das Heft, gemalt von dem von mir sehr geschätzten Cartoonisten Jürgen Kieser (Atze, Fix und Fax, viele Frösi-Cover).

„Da rollt der Himmelswagen hin durch die Sternennacht“, heißt es. Auf dem Kutschbock sitzt nicht etwa der Gott Apollo oder der Weihnachtsmann oder gar das Christkind, sondern ein niedlicher sympathischer Teddy: kindgerecht und trotzdem das Neue und fortschrittliche der 50er Jahre in der DDR dokumentierend.

Ob wohl Jürgen Kieser den Himmelswagen von Romano kannte und von diesem Bild inspiriert wurde? 

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