Samstag, 15. März 2008

Altes: Zigaretten in der DDR



Daß Rauchen der Gesundheit nicht förderlich ist, dies ist eine Binsenweisheit. Dennoch, was ist nicht alles gesundheitsschädlich und die Menschen machen es, müssen es machen, wie Arbeitsbedingungen die den Körper und die Nerven kaputt machen und viele, viele andere Dinge. Daß Tabak ein Mittel ist, der den Menschen Genuß und damit Lebensfreude in einem oft freudlosen Alltag schenkt, dies wird oft übersehen. Es gibt gewiß dringlichere Probleme in der Welt, die der Lösung harren als der derzeitige spießerhafte Feldzug gegen den Tabak in Europa. Meine Meinung, man will mal wieder von den eigentlichen Problemen ablenken, den Frust der Menschen in andere Kanäle leiten. Es ist das uralte Phänomen eines Sündenbockes, der da mal wieder herhalten muß. Nun sei es drum, gerade deshalb sollte man sich dem Zeitgeist nicht beugen und sollte weiter "Frohen Herzens genießen", wie dies schon das HB-Mänchen aus unseren Kindertagen uns vormachte. Daß der Europäer in seiner Regelungswut und in seiner Vorschriftenmanie das Rauchen nun auch gesetzlich immer mehr verbietet, dies ist typisch für den Zug der Zeit in ein Europa der Überwachung und Reglementierung. Bestes Beispiel ist die Anzeige von blockwartsmentalitätsverseuchten Antinikotinikern gegen den Altkanzler Schmitt. Einfach widerlich das Ganze! Den werten Lesern meines Blogs möchte ich den entsprechenden Artikel aus der "Welt" noch einmal in Erinnerung bringen und dann dürfen Sie einen Blick auf meine Sammlung alter Zigarettenschachteln, die in der DDR im Angebot waren, werfen und an die damals in dieser Beziehung freieren Zeiten zurück denken mit den Marken von der milden "Club", der ganz starken koreanischen "Rifon", der sonnigen bulgarischen "Sonne" , den Volksmarken "Juwel", "F6", "Salem" oder der eleganten "Carmen" und "Diplom", der Mentholzigarette "Frische", der wirklich guten albanischen "Arberia" und der Edelmarke "Orient". Leider nicht vertreten in meiner Sammlung sind Marken wie "Duett", "Sevt", "Casino", "Juwel72" und ein paar andere bekannte Marken, die irgendwie nicht von mir aufgehoben wurden, aber die mir noch gut in Erinnerung sind.


Helmut Schmidts Kapitulation im Raucherkrieg

Tatsächlich: Helmut Schmidt lässt die Mentholzigaretten im Jacket. „Das ist wohl der Start, bei öffentlichen Veranstaltungen nicht mehr zu rauchen“, sagt ein Zuhörer. „Das ist ein intelligenter Mann, der weiß, dass er eine Vorbildfunktion hat.“
Andere meinen, dass der frühere Kanzler der sozial-liberalen Koalition (1974-82) und heutige Herausgeber der Wochenzeitung „Die Zeit“ den Medien kein zusätzliches Futter im „Raucherkrieg“ ("Bild"-Zeitung) liefern will. Die Hamburger Staatsanwaltschaft hatte am Freitag angekündigt, ein Verfahren gegen Helmut Schmidt und seine Frau Loki wegen Rauchens beim Neujahrspunsch in der Komödie Winterhuder Fährhaus einzustellen. Nichtraucher aus Wiesbaden hatten sich über die genüsslich qualmenden Schmidts empört und Anzeige wegen Körperverletzung gestellt – obwohl sie nicht persönlich im Theater waren.
Ermittlungen gegen Schmidt werden eingestellt
Staatsanwalt ermittelt gegen Helmut Schmidt
Drei Mal in seinen Leben habe bisher die Staatsanwaltschaft gegen ihn ermittelt, berichtet Schmidt. Zuerst 1944 im Zweiten Weltkrieg nach Witzen über die Nazis wegen Zersetzung der Wehrkraft. „Da gab es nur zwei Möglichkeiten: Rübe ab oder Freispruch.“ Freunde in der Wehrmacht halfen dem Soldaten aus der Bredouille. Dann Anfang der 1960er-Jahre in der "Spiegel"-Affäre wegen Beihilfe zum Landesverrat „und dass dritte Mal muss jetzt gewesen sein.“ Ob er künftig nicht mehr bei solchen Veranstaltungen raucht, lässt Schmidt offen, am Sonntag begnügt er sich mit ein paar Prisen Schnupftabak.
„Diese Pogromstimmung, die sich unter neu erwachten Blockwarten ausbreitet, die meinen irgendwen schützen zu müssen, finde ich zum kotzen“, sagt Thalia-Geschäftsführer Ludwig von Otting. Internet- Nutzer regen sich auf, dass Deutschland ein „kleingeistiges Land“ sei, der hessischen Nichtraucher-Initiative wird Wichtigtuerei vorgeworfen. Andere monieren, dass Schmidt eine Vorbildfunktion habe.
Der Disput zeigt, dass die Auseinandersetzungen zwischen Rauchern und Nichtrauchern in Deutschland fast schon fundamentalistische Züge annehmen. HelmutSchmidt, der in einer forsa-Umfrage im Auftrag des TV-Senders Premiere zum „coolste Kerl“ Deutschlands gewählt wurde, wird im Internet als „Ikone“ der Raucher gefeiert. Der Hotel- und Gaststättenverband Kiel schrieb kürzlich in einem Extrablatt über Schmidts öffentlichen Zigarettenkonsum: „Damit wird der Protest des Helmut Schmidt zum Leuchtfeuer für den unterdrückten Untertanen.“ Im Gegenzug drängen Nichtraucher mit einer Anzeigenflut auf Einhaltung des Rauchverbots.
Dem Altkanzler, der lieber in großen Linien denkt und in seiner Kolumne „Auf eine Zigarette mit Helmut Schmidt“ in der „Zeit“ über China, Russland oder seine Kritik an der US-Regierung von George W. Bush spricht, muss die Aufregung um ihn provinziell erscheinen. In der WDR-Comedy-Sendung „Mitternachtsspitzen“ firmieren Schmidt und seine Frau Loki (88) nur als „Loki und Smoky“. 65 Jahre ist das Paar verheiratet, seit mehr als 70 Jahren rauchen sie. Ans Aufhören denken sie beide nicht. Ehefrau Loki sagte Anfang des Jahres der „Mopo“: „Sogar die Ärzte raten uns davon ab. Die Umstellung würde zu viel Stress für den Körper bedeuten.“
Welt Online, 27.01.2008

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