„Das kritische Foto“ hieß in der „LDZ“ zu DDR-Zeiten eine beliebte Rubrik. Ich habe einen alten Ausschnitt aus den 80er Jahren heraus gesucht in welchem Otto Hausmann den schlechten Zustand des Rundbaus in der Robert-Schirrmacher-Straße (Metzer Straße) anprangerte. Dies aus besonderem Grund, denn auch ich zählte einige Zeit zu den Mietern dieses Rundbaus, den ich in Anlehnung an Robert Louis Stevensons "Pavillion auf den Dünen" ebenfalls als Pavillion bezeichnete. Als Jugendlicher spielte ich in einer Rockband namens „Yo-Yos“ Schlagzeug. Aufgetreten sind wir damals hauptsächlich im Raum Dessau, so im Klubhaus „Maxim Gorki“, im Saal der Gaststätte „Kornhaus“, deren Chef der legendäre Georg (Schorsch) Feen war und in anderen Klubhäusern der Werktätigen in Dessau und Umgebung, auch in vielen Klubhäusern wo ich eigentümlicher Weise später deren Klubhausleiter wurde. Zuerst probten wir bei unserem Keyboarder Konrad Brandt (heute ein bekannter Neurologe in Halle) in dessen Zimmer im Haus seiner Eltern, wo auch die private Hautarztpraxis Brandt untergebracht war (Konrads Mutter ist die bekannte Dessauer Hautärztin) in der Saarstraße in Ziebigk. Nachdem Konrad aus der Band ausstieg standen wir ohne Probenraum da. Für nur 10 Mark der DDR pro Monat mietete ich da für ca. zwei Jahre vom VEB Gebäudewirtschaft Dessau obigen Rundbau als Probenraum an.
Strom gab es da allerdings im Pavillion schon nicht mehr, diesen mußten wir uns von einer Mieterin im Nebenhaus, einer Frau Kirchner, jedesmal wenn wir probten erst mal gegen Bezahlung mit Strippen legen. Diese Mieterin wohnte im Haus linkerhand des Rundbaus wo auch die Zweigstelle Ziebigk der Stadtbücherei Dessau untergebracht war, eine Bücherei mit der mich auch angenehme Kindheitserinnerungen verbinden, da ich dort fleißiger Leser war. Zu dem Rundbau gehörte auch ein verwilderter Garten mit alten Obstbäumen. Zu meiner Schande muß ich gestehen, daß wir die Äpfel, Birnen und Pflaumen nie abernteten, sie fielen von den Bäumen und verdarben. Als Jugendlicher hat man eben andere Interessen als gerade Obst zu ernten!
Und dann gehörte zu dem Mietvertrag noch ein ganz kleines Knusperhäuschen, ein winziger roter Klinkerbau wo man nicht mal aufrecht drin stehen konnte. Dies war vor unserer Zeit mal der Gemüse-und Getränke-Kiosk der Frau Schmitz gewesen. Alte Ziebigker können sich bestimmt noch an diese nette Gewerbetreibende erinnern. Bierkästen und Gemüsekisten lagerten wegen des Platzmangels draussen und aus einer Luke heraus verkaufte sie ihre Flasche Bier oder ihren Rotkohlkopf. Ich kann mich noch gut an eine Begebenheit als kleiner Junge von vielleicht sieben Jahren erinnern, als Frau Schmitz mir mal ihren schwarzen Rettich als wahres Wundermittel gegen Husten anpries. Da ich als Kind und Jugendlicher immer mächtig unter Bronchitis zu leiden hatte, sie mich wahrscheinlich beim vorbei gehen gerade husten hörte, rief mir diese Frau Schmitz aus ihrer Luke zu, daß sie da was für mich hätte und schenkte mir einen schwarzen Rettich, den solle meine Mutter abschälen und raspeln und mit Honig und Zitrone beträufeln und durchziehen lassen: „... und schon löst sich Dein Husten, mein Junge! Auch sonst schmeckt der schwarze Rettich, geraspelt mit Salz und Pfeffer, hm, einfach lecker und gesund!“ Es ist eigenartig, daß solche kleinen Begebenheiten im Gedächtnis bleiben und was das merkwürdigste ist, wenn ich heute mal einen schwarzen Rettich kaufe, ihn raspele mit Salz und Pfeffer würze und diesen Salat zu einer Butterschnitte mir munden lasse, dann muß ich an diese Frau Schmitz in ihrem Minikiosk denken. Und wundersamer Weise schmeckt mir schwarzer Rettich immer noch, als wenn dieses damalige Anpreisen auf immer im Gehirn eine positive Assoziation mit dem schwarzen Rettich hinterlassen hat.
Was Otto Hausmann in seinem Text aus den 80er Jahren allerdings noch vergessen hat zu erwähnen, dies war, daß dieser Rundbau auch mal als Stützpunkt der „Nationalen Front“ gedient hat. Ich kann mich noch gut erinnern, daß ich als Kind an einem großen Schild welches zwischen zwei großen Masten befestigt war vorbeiging, wo die Worte standen „Stützpunkt der Nationalen Front, Wohnbezirk soundso“. Was einem aber auch so einfällt, wenn man einmal anfängt in Erinnerungen im Gedächtnis zu kramen? Man kommt vom hundertsten ins tausendste und ist selbst erstaunt was ein Gehirn so alles gespeichert hat, was eigentlich belanglos für das jetzige und spätere Leben ist.
Strom gab es da allerdings im Pavillion schon nicht mehr, diesen mußten wir uns von einer Mieterin im Nebenhaus, einer Frau Kirchner, jedesmal wenn wir probten erst mal gegen Bezahlung mit Strippen legen. Diese Mieterin wohnte im Haus linkerhand des Rundbaus wo auch die Zweigstelle Ziebigk der Stadtbücherei Dessau untergebracht war, eine Bücherei mit der mich auch angenehme Kindheitserinnerungen verbinden, da ich dort fleißiger Leser war. Zu dem Rundbau gehörte auch ein verwilderter Garten mit alten Obstbäumen. Zu meiner Schande muß ich gestehen, daß wir die Äpfel, Birnen und Pflaumen nie abernteten, sie fielen von den Bäumen und verdarben. Als Jugendlicher hat man eben andere Interessen als gerade Obst zu ernten!
Und dann gehörte zu dem Mietvertrag noch ein ganz kleines Knusperhäuschen, ein winziger roter Klinkerbau wo man nicht mal aufrecht drin stehen konnte. Dies war vor unserer Zeit mal der Gemüse-und Getränke-Kiosk der Frau Schmitz gewesen. Alte Ziebigker können sich bestimmt noch an diese nette Gewerbetreibende erinnern. Bierkästen und Gemüsekisten lagerten wegen des Platzmangels draussen und aus einer Luke heraus verkaufte sie ihre Flasche Bier oder ihren Rotkohlkopf. Ich kann mich noch gut an eine Begebenheit als kleiner Junge von vielleicht sieben Jahren erinnern, als Frau Schmitz mir mal ihren schwarzen Rettich als wahres Wundermittel gegen Husten anpries. Da ich als Kind und Jugendlicher immer mächtig unter Bronchitis zu leiden hatte, sie mich wahrscheinlich beim vorbei gehen gerade husten hörte, rief mir diese Frau Schmitz aus ihrer Luke zu, daß sie da was für mich hätte und schenkte mir einen schwarzen Rettich, den solle meine Mutter abschälen und raspeln und mit Honig und Zitrone beträufeln und durchziehen lassen: „... und schon löst sich Dein Husten, mein Junge! Auch sonst schmeckt der schwarze Rettich, geraspelt mit Salz und Pfeffer, hm, einfach lecker und gesund!“ Es ist eigenartig, daß solche kleinen Begebenheiten im Gedächtnis bleiben und was das merkwürdigste ist, wenn ich heute mal einen schwarzen Rettich kaufe, ihn raspele mit Salz und Pfeffer würze und diesen Salat zu einer Butterschnitte mir munden lasse, dann muß ich an diese Frau Schmitz in ihrem Minikiosk denken. Und wundersamer Weise schmeckt mir schwarzer Rettich immer noch, als wenn dieses damalige Anpreisen auf immer im Gehirn eine positive Assoziation mit dem schwarzen Rettich hinterlassen hat.
Was Otto Hausmann in seinem Text aus den 80er Jahren allerdings noch vergessen hat zu erwähnen, dies war, daß dieser Rundbau auch mal als Stützpunkt der „Nationalen Front“ gedient hat. Ich kann mich noch gut erinnern, daß ich als Kind an einem großen Schild welches zwischen zwei großen Masten befestigt war vorbeiging, wo die Worte standen „Stützpunkt der Nationalen Front, Wohnbezirk soundso“. Was einem aber auch so einfällt, wenn man einmal anfängt in Erinnerungen im Gedächtnis zu kramen? Man kommt vom hundertsten ins tausendste und ist selbst erstaunt was ein Gehirn so alles gespeichert hat, was eigentlich belanglos für das jetzige und spätere Leben ist.
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