„Wer auf die Jahre seiner eigenen Erziehung zurückblickt, der wird sicher nicht die lebensvollen, lehrreichen Stunden bedauern, da er die Schule schwänzte; lieber würde man die glanzlosen Zeitspannen aus dem Gedächtnis streichen, die man zwischen Schlafen und Wachen im Schulzimmer verbracht hat. Was mich angeht, ich habe zu meiner Zeit den größten Teil der Unterrichtsstunden durchschmarutzt. Ich weiß noch, daß das Drehen eines Kreisels ein Fall von kinetischer Stabilität ist. Ich weiß noch, daß Emphyteusis keine Krankheit und Stillieidium kein Verbrechen ist. Doch wenn ich mich auch nicht gern von derlei Wissensresten trenne, so lege ich ihnen doch keinen solchen Wert bei wie andern Überbleibseln aus jener Zeit, die mir von der Straße her zuflossen, wenn ich die Schule schwänzte.“
Robert Louis Stevenson
(Auszug aus seinem Essay „Eine Lanze für den Müßiggang“)
Nun, mit Stevenson stimme ich sowieso meistens überein, kein Wunder, denn er war und ist einer meiner Lieblingsschriftsteller und was er da über die Schule schreibt, dies kann ich aus eigenem Erleben nur unterstreichen. Ich kann mich nicht erinnern, daß ich, ausgenommen die ersten paar Jahre als es um Grundwissen ging, etwas sinnvolles in der Schule gelernt hätte. Abgesehen davon, daß ich meine Schulzeit schon wegen der Kleinkariertheit der Lehrerschaft und wegen des preussischen Ablaufes als Horror empfand, mein Wissen habe ich dort nicht erworben, dies geschah außerschulisch. Mutters Bücherschrank, die öffentlichen Bibliotheken, Gespräche mit interessanten Menschen, Radio und Fernsehen trugen weit mehr zu meiner Bildung bei als die Schule. Sogar manch Comic vermittelte mir mehr Wissen als die Schule. Habe ich etwa den Mechanismus einer Dampfmaschine in der Schule gelehrt bekommen? Nein, sondern in den Bildgeschichten des „Mosaik“ wurde mir dies vermittelt, dies blieb hängen, denn die komplette Entwicklungsgeschichte der Dampfmaschine wurde wunderbar spannend mit den Digedags erlebt, von den Anfängen im alten Ägypten bis hin zu dem Ingenieur James Watt. Geschichte und Erdkunde? Gelernt in der Schule? Nicht die Spur, schon gar nicht bei den Nichtpädagogen die leider meine Lehrer waren, ausgenommen meine Grundschullehrerin Frau Krause die eine gute Pädagogin war!
Wieviel mehr lernte ich von Erdkunde und Geschichte über das Sammeln, besonders das Briefmarkensammeln. Es war doch geradezu eine Wonne mit dem Bus in die Stadt zu fahren, nur zu dem Zweck um wieder eine große Tüte wunderbarer Marken aus aller Welt bei Briefmarken-Richter zu kaufen. Und dann erst zuhause, wenn man diese Schätze ordnete, sich mit ihnen beschäftigte, mit den Ländern woher sie kamen, mit den Persönlichkeiten die auf ihnen abgebildet waren, den Tieren und Pflanzen darauf und, und, und. Erdkunde, Geschichte, Biologie, all das lernt ein Briefmarkensammler so nebenher. Hätte einen sonst General Peron aus Argentinien interessiert, wenn er nicht auf Briefmarken abgebildet gewesen wäre? Oder hätte man gewusst wie das Wappen von San Marino aussieht, wenn man nicht wie ich ein großer Freund der Marken des Zwergstaates gewesen wäre? Oder könnte ich Schmetterlinge bestimmen, wenn ich diese nicht durch die vielen Schmetterlingsmotive auf den Marken fast aller Länder kennen gelernt hätte? Briefmarkensammeln bildete mich mehr als die Schule, dies steht für mich außer Frage!
Heute holte ich mal wieder meine unzähligen Steckalben hervor, all die „KABE“ und die „ABRIA“ und ich erfreute mich wie damals an der bunten Pracht, die zwar keine finanziellen Schätze sind, aber ideelle Schätze vermittelt. Danken muß ich meinen Eltern, denn ohne sie hätte ich ja als Schüler gar nicht mich all meinen Hobbys widmen können, wie eben dem Bücher kaufen, dem Musizieren oder dem Briefmarkensammeln. Wäre ich in einem Elternhaus groß geworden welches für derlei geistige Nahrung kein Verständnis gehabt hätte, dann hätte ich dies alles nicht gehabt. Dann hätte ich womöglich in einen Fußballverein gehen müssen oder ich wäre zum Angeln angehalten worden oder dergleichen Dinge mehr die großenteils in proletenhaftem Milieu damals üblich waren. Also posthum, liebe Eltern, im Himmel, nochmals Dank für Eure mir angediehene Erziehung!
Anbei ein paar Scans meiner alten Schüleralben für die werten Leser meines Blogs, dies besonders für die Fans meiner DDR-Nostalgie-Beiträge.
Robert Louis Stevenson
(Auszug aus seinem Essay „Eine Lanze für den Müßiggang“)
Nun, mit Stevenson stimme ich sowieso meistens überein, kein Wunder, denn er war und ist einer meiner Lieblingsschriftsteller und was er da über die Schule schreibt, dies kann ich aus eigenem Erleben nur unterstreichen. Ich kann mich nicht erinnern, daß ich, ausgenommen die ersten paar Jahre als es um Grundwissen ging, etwas sinnvolles in der Schule gelernt hätte. Abgesehen davon, daß ich meine Schulzeit schon wegen der Kleinkariertheit der Lehrerschaft und wegen des preussischen Ablaufes als Horror empfand, mein Wissen habe ich dort nicht erworben, dies geschah außerschulisch. Mutters Bücherschrank, die öffentlichen Bibliotheken, Gespräche mit interessanten Menschen, Radio und Fernsehen trugen weit mehr zu meiner Bildung bei als die Schule. Sogar manch Comic vermittelte mir mehr Wissen als die Schule. Habe ich etwa den Mechanismus einer Dampfmaschine in der Schule gelehrt bekommen? Nein, sondern in den Bildgeschichten des „Mosaik“ wurde mir dies vermittelt, dies blieb hängen, denn die komplette Entwicklungsgeschichte der Dampfmaschine wurde wunderbar spannend mit den Digedags erlebt, von den Anfängen im alten Ägypten bis hin zu dem Ingenieur James Watt. Geschichte und Erdkunde? Gelernt in der Schule? Nicht die Spur, schon gar nicht bei den Nichtpädagogen die leider meine Lehrer waren, ausgenommen meine Grundschullehrerin Frau Krause die eine gute Pädagogin war!
Wieviel mehr lernte ich von Erdkunde und Geschichte über das Sammeln, besonders das Briefmarkensammeln. Es war doch geradezu eine Wonne mit dem Bus in die Stadt zu fahren, nur zu dem Zweck um wieder eine große Tüte wunderbarer Marken aus aller Welt bei Briefmarken-Richter zu kaufen. Und dann erst zuhause, wenn man diese Schätze ordnete, sich mit ihnen beschäftigte, mit den Ländern woher sie kamen, mit den Persönlichkeiten die auf ihnen abgebildet waren, den Tieren und Pflanzen darauf und, und, und. Erdkunde, Geschichte, Biologie, all das lernt ein Briefmarkensammler so nebenher. Hätte einen sonst General Peron aus Argentinien interessiert, wenn er nicht auf Briefmarken abgebildet gewesen wäre? Oder hätte man gewusst wie das Wappen von San Marino aussieht, wenn man nicht wie ich ein großer Freund der Marken des Zwergstaates gewesen wäre? Oder könnte ich Schmetterlinge bestimmen, wenn ich diese nicht durch die vielen Schmetterlingsmotive auf den Marken fast aller Länder kennen gelernt hätte? Briefmarkensammeln bildete mich mehr als die Schule, dies steht für mich außer Frage!
Heute holte ich mal wieder meine unzähligen Steckalben hervor, all die „KABE“ und die „ABRIA“ und ich erfreute mich wie damals an der bunten Pracht, die zwar keine finanziellen Schätze sind, aber ideelle Schätze vermittelt. Danken muß ich meinen Eltern, denn ohne sie hätte ich ja als Schüler gar nicht mich all meinen Hobbys widmen können, wie eben dem Bücher kaufen, dem Musizieren oder dem Briefmarkensammeln. Wäre ich in einem Elternhaus groß geworden welches für derlei geistige Nahrung kein Verständnis gehabt hätte, dann hätte ich dies alles nicht gehabt. Dann hätte ich womöglich in einen Fußballverein gehen müssen oder ich wäre zum Angeln angehalten worden oder dergleichen Dinge mehr die großenteils in proletenhaftem Milieu damals üblich waren. Also posthum, liebe Eltern, im Himmel, nochmals Dank für Eure mir angediehene Erziehung!
Anbei ein paar Scans meiner alten Schüleralben für die werten Leser meines Blogs, dies besonders für die Fans meiner DDR-Nostalgie-Beiträge.
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