Montag, 15. April 2013

Die Bauhausbauten von Dessau-Törten





Da meine Scans aus der Zeitschrift „Urania – Monatshefte für Naturerkenntnis und Gesellschaftslehre“ aus den 20er Jahren bei den Bloglesern auf reges Interesse stoßen und da besonders die beiden Beiträge über den Bauhausmeister Prof. Georg Muche, siehe:
http://barrynoa.blogspot.de/2013/03/1920er-jahre-urania-monatshefte-fur_25.html, habe ich gestern mal die Bauten in Dessau-Törten fotografiert, über die Muche besonders in dem ersten Blogbeitrag schreibt.

Viele Illusionen die Muche und die anderen Bauhausleute damals hatten sind leider verflogen, denn „der allseitig gebildete“ Proletarier, für den all die Bauten gedacht waren, dessen Denkweise veränderte sich im Laufe der Zeit eben nicht hin zu fortschrittlichem Denken, sondern der Proletarier kopierte immer mehr den Kleinbürger, ja er versuchte ihn sogar zu übertreffen und er reihte sich in die Klasse der Spießbürger ein. Diejenigen Proletarier die aufgrund der kapitalistischen Ausbeuterordnung verelendeten, die schafften nicht mal diesen „Aufstieg“, sie versanken im kulturlosen Proletenmilieu. Bezeichnend für diese Entwicklung ist die von Muche beschriebene Siedlung Dessau-Törten. Von den Nazis verpönt, erlitten die Häuser besonders zu DDR-Zeiten zu 99, 9 % übelste Umbauten, die den Bauhauscharakter der Siedlung total zerstörten. Da die Häuser Privatbesitz waren, die DDR-Behörden auch nichts für architektonischen Fortschritt über hatten, so wurde Schritt für Schritt aus der ehemals fortschrittlichen Siedlung eine Ansammlung von spießbürgerlichen Knusperhäuschen, dazu noch jedes anders und abschreckend häßlich. Das erste obige Foto mit einem original wieder hergestellten Haus täuscht also über den desolaten Zustand all der anderen Häuser hinweg, die alle nichts mehr mit fortschrittlicher Bauhausarchitekur zu tun haben.

Besser sieht es jetzt dagegen mit den Laubenganghäusern aus (2. Foto), aber auch die waren einige Zeit in schlechtem Zustand. Sehr schön, daß wenigstens das ehemalige Konsumgebäude (3. Foto) erhalten blieb und ganz wunderbar anzusehen ist das berühmte „Stahlhaus“ von Georg Muche (4. Foto).

In der Stadt Dessau wird seit einiger Zeit heftig diskutiert ob Dessau in Zukunft den Namen „Bauhausstadt Dessau“ tragen soll. Schön wäre es, denn das Bauhaus ist neben dem Dessau-Wörlitzer Gartenreich und Hugo Junkers das einzigste und hervorragendste was Dessau in der Welt bekannt gemacht hat. Nur, die meisten Dessauer, die können wie weiland in der NS-Zeit und in der DDR-Zeit noch immer nichts mit den fortschrittlichen Ideen des Bauhauses etwas anfangen und die Masse der Bürger ist weiterhin in kleinbürgerlicher Denkweise verhaftet, sieht im Bauhaus etwas was ihre Spießbürgeridylle stört. Dies zeigen allein schon die aufgeregten Reaktionen als die Trinkhalle mit Mauer an den Meisterhäusern wieder errichtet wurde oder die Reaktionen auf die Empörung fortschrittlich denkender Bürger als der Bauhausbau „Kornhaus“ zur Adventszeit mit erzgebirgigen Schwibbögen „verziert“ wurde, siehe: http://barrynoa.blogspot.de/2012/12/neues-holzmicheleien-am-dessauer.html. Beide Ereignisse zeigen, daß die Mehrzahl der Bürger den Namen Bauhausstadt nicht mit Überzeugung annehmen wird, sondern ganz im Gegenteil das Bauhaus emotional ablehnt. Eine Ehrung Dessaus mit dem Zusatz "Bauhausstadt" wäre also Perlen vor die Säue geschmissen.      

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