Dienstag, 22. Oktober 2013

Schon vor 100 Jahren: Vegetarisch und schmackhaft kochen

In Ergänzung meiner beiden letzten Blogbeiträge http://barrynoa.blogspot.de/2013/10/tierschutz-fangt-beim-fleischkauf-an.html und http://barrynoa.blogspot.de/2013/10/grillen-gefahrdet-gesundheit-mehr-als.html mal etwas historisches zum Vegetarismus.

Wer da meint, die gesunde und dem Tierschutz dienende vegetarische Ernährung wäre eine Errungenschaft der neueren Zeit, der täuscht sich gewaltig, denn  vor rund 100 Jahren gab es prozentual zur Bevölkerung vielleicht mehr Vegetarier in Deutschland als jetzt. Auch die vegetarischen Produkte die in den Reformhäusern angeboten wurden, waren meines Erachtens umfangreicher als in der heutigen Zeit. Gibt es z.B. heute vegetarische Kotelettmasse, wie die damals so beliebte "Thalysia-Kotelletmasse", woraus man z.B. schmackhafte Königsberger Klopse machen konnte, siehe auch das Rezept dazu auf meinem 4. Scan? Meine Großmutter schwärmte davon und sie als treue Reformhauskundin bedauerte es sehr, daß nach 1945 all die wunderbaren Reformhausprodukte der vegetarischen Küche mehr und mehr aus dem Angebot verschwanden. Auch mein Urgroßvater Max (http://barrynoa.blogspot.de/2013/02/mein-urgrovater-max-dennhardt-und-die.html und http://barrynoa.blogspot.de/2013/02/erinnerungsstucke-meinen-urgrovater-max.html), der Vater meiner Oma, war treuer Reformhauskunde, dies schon seitdem es die Reformbewegung gab. Über das Dessauer Reformhaus Hederich und die Beziehung meiner Familie zur Reformbewegung habe ich bekanntlich diese Beiträge geschrieben, siehe: http://barrynoa.blogspot.de/2009/02/das-reformhaus-und-bn.html und http://barrynoa.blogspot.de/2011/02/reformhaus-nostalgie.html.

Die DDR hielt nicht viel von gesunder vegetarischer Ernährung, förderte gar den Fleischkonsum und die DDR-Bürger waren bekannt dafür Unmengen an Fleisch und Wurst zu konsumieren. Die Reformhäuser, die früher vegetarische Produkte allein anboten, denn Bioläden und ähnliches gab es noch nicht, die führten zu DDR-Zeiten nur noch ein Schattendasein und Reformprodukte wurden immer weniger produziert, so daß es z.B. in den 70er Jahren im Reformhaus Hederich in Dessau nur noch ein kümmerliches Angebot gab, nicht zu vergleichen zu dem riesigen Angebot bis 1945.
 
Die Firma Thalysia gehörte neben Neuform und Eden zu den wichtigsten Firmen der Reformbewegung und außer der Produktion von Fruchtsäften, Brotaufstrichen, Margarinen, Fleischersatzprodukten und, und, und, stellten sie sogar Büstenhalter her, die als Gesundheitsbüstenhalter sich großer Beliebtheit erfreuten. Außerdem betrieb Thalysia einen eigenen Verlag, der die Thalysia-Monatshefte herausgab, siehe dazu meine obigen Links mit Scans aus alten Heften, und druckte auch diverse Ernährungsratgeber.
 
Für die Blogleser habe ich mal ein paar Seiten des Thalysia-Ratgebers Nr. 2 „Vegetarisch und schmackhaft kochen“ eingescannt, damals 60 Reichspfennige teuer, welcher sich seit rund 100 Jahren in meiner Familie befindet. Rezepte daraus nutzten schon mein Urgroßvater, meine Großmutter, meine Mutter und auch ich schaue ab und zu in dieses Büchlein und koche nach so einem Rezept. 
 
 
 
 
 
 
 

 

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