Sonntag, 20. Januar 2008

Armer Hund - Teil 2


Bernd Nowack:

Da mehrere Mails eintrafen, die wissen wollen was nun mit dem Hund Lenn weiter geschah, hier nun ein kurzer Zwischenbericht vom Stand der Dinge aus meiner Sicht.

Im Gästebuch der Weltloge Tanatra (http://tanatra.napage.de/) schrieb eine Tierfreundin folgendes:

Tierfreundin schrieb am 17.01.2008 um 14:36:
Der Hund Len
Die Argumente von Spirelli und Bücherwurm sind dümmlich und zeugen von einer gewissen Gehässigkeit, also kann man diese Posts in die Tonne kloppen und dies ist bestimmt auch nicht die Meinung des Tierheims. Ich habe den Artikel in der MZ auch gelesen und muß mich allerdings fragen, wenn diese Paten von diesem Schäferhund so die Entscheidung der Tötung des Hundes kritisieren, dann sollten Sie sich fragen wieso Sie es den Mitarbeitern des Tierheimes zumuten die bestimmt nicht einfache Pflege eines behinderten Hundes zu übernehmen. Die Tierheime überall bieten doch jedes auch noch so alte und behinderte Tier an, dass es in private Hände kommt. Warum nehmen denn dann die Paten den Hund nicht selber, wenn sie schon Geld haben für Patenschaften, also keine armen Leute sind? Scheuen auch Sie sich einen behinderten Hund zu nehmen, weil es eben nicht so einfach ist einen behinderten Hund zu haben und man mit einem gesunden viel mehr anfangen kann?
Am vorigen Mittwoch nun kam auch dieses Angebot von einem Vorstandsmitglied und einer leitenden Mitarbeiterin des Tierheims, daß wir Paten und ehrenamtlichen Betreuer des behinderten Hundes Lenn doch den Hund selber nehmen sollten, es würden da keine Hindernisse in den Weg gelegt werden. Vorstandsmitglied Herr Göricke bot sogar an, daß wir dann auch das Geld was auf dem Spendenkonto für Lenn vorhanden wäre bekommen würden und auch ansonsten Unterstützung erfahren würden. Dieses Angebot wurde mir telefonisch von der Vorsitzenden des Trägervereins des Tierheimes bestätigt.

Soweit so gut, wir drei, der Beerdigungsunternehmer Peter Kossack, die Geschäftsführerin einer großen Recyclingfirma Angelika Pflucher und meine Wenigkeit wurden uns schnell einig, daß wir den Hund nehmen, wohl wissend, daß ein 13 Jahre alter Hund nur noch wenige Zeit zu leben hat, aber er sollte es seine letzten Tage nochmal richtig gut haben und da er ziemlich dünn ist, sollte er mal nach Herzenslust fressen können was ihm schmeckt, nämlich richtiges Fleisch und nicht nur dieses Dosenfutter und Trockenfutter um wieder zu Kräften zu kommen. Die Finanzierung des Futters, der Medikamente und Tierarztkosten war gesichert durch die finanziellen Zusagen der beiden bisherigen Paten.

Am Freitag nun besuchte ich das Tierheim und gab Bescheid, daß wir das Angebot des Tierheimes den behinderten Hund zu nehmen annehmen. Statt nun zu den Zusagen zu stehen meldete die leitende Mitarbeiterin des Tierheimes Frau Franz Bedenken an. Zum Glück stand Vorstandsmitglied Herr Göricke zu den Zusagen des Tierheimes und wies Frau Franz darauf hin, daß es so vereinbart war. Daraufhin sagte Frau Franz zu den Übernahmevertrag vorzubereiten.

Freundlicherweise gestattete mir Hundepfleger Karl-Heinz Wendisch, daß ich mit Lenn spazieren gehen durfte. Lenn hatte dies ja schon ein paar Tage nicht mehr mit uns Paten gedurft und desto größer war dessen Freude endlich mal wieder rauszukommen und seinen geliebten Spaziergang zu machen, zu schnüffeln und zu scharren und eben die sogenannte Hundezeitung zu lesen, wer da wohl vor ihm gegangen war, also eigentlich das was einem Hund Freude macht, denn im Zwinger Tag ein Tag aus liegen, dies ist nicht der Gesundheit förderlich, sowohl der physischen nicht, doch ganz besonders der psychischen nicht. Doch diese Erkenntnis wurde von Anfang des Aufenthaltes von Lenn von den Verantwortlichen dort negiert. Da waren die unmöglichen Öffnungszeiten, wie daß an den Wochenenden Gassigeher die Hunde nur vormittag ausführen durften, obwohl gerade am Sonntagnachmittag viele Familien gern mal einen Hund ausgeführt hätten, da waren es die alltäglichen Schikanen, man solle nicht zu weit gehen, oder der Hund könne jetzt nicht herausgegeben werden, oder wie einmal geschehen, da wurde ich wie im Kindergarten dazu verdonnert einen Plastestuhl beim Gassigehen mitzutragen, damit ich mich nach 100 Metern hinsetzen solle, damit der Hund eine Pause einlegen könne (Mein Einwand, ich könne gern bei den Pausen stehen, wurde negiert und ich mußte (!!!) diesen Stuhl mitschleppen obwohl ich mich da gar nicht draufgesetzt habe.) und dergleichen Panoptikum mehr.

Nun ging ich also mit Genehmigung des Hundepflegers mit Lenn eine kleine Runde, da kam eine aufgeregte Frau Franz (leitende Mitarbeiterin) und ordnete an, daß der Hund sofort wieder in seinen Zwinger müsse, noch wäre der Hund Eigentum des Tierheims und am nächsten Tag wenn der Hund das Eigentum der Paten wäre, dann könnten wir noch genug mit ihm spazieren und dann wäre das unsere Sache. Abgesehen davon, daß sie mit dieser Entscheidung dem verantwortlichen Hundepfleger in den Rücken fiel, der es mir kurz zuvor gestattet hatte mit Lenn zu gehen, verstand es natürlich Lenn überhaupt nicht, daß ich an der Leine zerren mußte um ihn so schnell wie möglich wieder in seinen Zwinger einzusperren, denn Frau Franz drängelte und da war natürlich der Wunsch des Hundes noch ein wenig draußen zu bleiben uninteressant, ein Hund weiss schließlich nicht was ihm gut tut, aber die allwissenden Besitzer eines Hundes wissen es!

Wer nun annimmt wir hätten den Hund nun, der irrt, da kennt er das Tierheim Dessau nicht, denn es nahte wenig später der Tierheim-Tierarzt Herr Ditschke und vermeldete mir, daß der Hund keineswegs in unsere Hände käme, dafür würde er schon sorgen, es war derselbe Tierarzt, der die Tötung empfohlen hatte, der sich jetzt wahrscheinlich Sorgen machte um die Haltungsbedingungen die wir dem Hund bieten könnten und ob wir einsichtig genug wären einen Tierarzt zu rufen, wenn es mit Lenn zu Ende gehen sollte, dies obwohl Herr Kossack versprochen hatte, daß er seinen Tierarzt des Vertrauens einen Dr. Hartmann mit der medizinischen Betreuung des Hundes beauftragen wolle.

Lange Rede kurzer Sinn, der Hund ist immer noch im Tierheim, wir dürfen nicht mit ihm gehen, er sitzt traurig im Zwinger und wartet was da auf ihn zukommt. Der Buschfunk meldete, daß erst mal die Haltungsbedingungen bei uns in Augenschein genommen werden sollen, eine weitere Schikane, denn bei anderen Hundabgaben macht man das nicht was an Fallbeispielen nachgewiesen werden kann. Wir hatten angeboten, daß der Hund bei mir auf dem Grundstück betreut werden könne, er hätte eine Heimstatt in einem kleinen Bungalow mit Ofen, könnte sich frei bewegen, sich auf eine Matratze auf einer überdachten Terrasse legen, in den eingezäunten Garten, dort hinter dem Gartenzaun mit einer Schäferhündin Kontakt aufnehmen und würde von den Paten täglich betreut werden. Für die werten Leser des Blogs, obiges Bild von dem vorgesehenen Heim und der Terrasse die Lenn zur Verfügung stände.

Ob diese Lebensbedingungen für einen Schäferhund das richtige sind? Vielleicht bekommen wirklich Hunden Zwinger-Gitter und preussische Anstaltsdisziplin besser als Freiheit in Geborgenheit?

Diese weltanschauliche Frage muß nun allerdings jeder für sich entscheiden und mit seinem Gewissen ausmachen.

Vielen Dank noch einmal für die vielen zustimmenden Mails betreffs Lenn und zu den kritischen Mails wäre zu sagen, daß die meisten davon schon von der Rechtschreibung her primitiv waren und die Ansichten die da über Hundehaltung geäußert wurden, fand ich erschreckend altmodisch da sie den Geist von spießigen kleinbürgerlichen Denkweisen atmeten.


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