Bernd Nowack:
Am 29.12.07 um die Mittagszeit verschied in dramatischen Todeskampf unerwartet mein lieber Vater Leo Nowack. In unserem Haus ist es nun einsamer und stiller geworden. Auch wenn wir uns des öfteren mal in der Wolle hatten, hielten wir doch eng zusammen, einer war für den anderen da, dies besonders in den beiden letzten Jahrzehnten. Als ich von 1990 bis 1992 mein Geschäft in Dessau-Ziebigk hatte, war er mir oft ein unentbehrlicher Helfer und hielt den Laden offen wenn ich krank war. Auch in finanzieller Not half er immer selbstlos.
Aufgewachsen in der Stadt Schneidemühl in Pommern, wuchs er in ärmlichen Verhältnissen auf. Besonders gern hatte er seine Großmutter die in dem kleinen Dorf Schrotts unweit Schneidemühls eine kleine Landwirtschaft hatte. Die Aufenthalte dort waren für den jungen Leo immer eine große Freude und Lichtblick in einer ansonsten tristen Kindheit. In dem größten Kaufhaus von Schneidemühl, dem Kaufhaus Zeek (Die Zeeks hatten zwei Kaufhäuser, eines in Dessau und eines in Schneidemühl.) erlernte er den Beruf des Textilkaufmanns und nach Abschluß dieser Lehre wurde er mit 18 Jahren der jüngste Abteilungsleiter im Kaufhaus. Den Krieg machte er von Anfang bis Ende an der Ostfront mit. Er mußte dort viel aushalten, besonders die schlimmen Winter bei minus 40 Grad als Infanterist im Freien. 1944 wurde er schwer verwundet und er kam nach Marienbad ins Lazarett. Meine Mutter lernte er durch die Feldpostaktion kennen wo junge Mädchen verwundeten Soldaten schrieben. 1945 kam er nach amerikanischer Gefangenschaft, die sehr schlimm war, da es die ersten 14 Tage nichts zu essen gab und man den Gefangenen zynischerweise nur Pfefferkörner als Ration austeilte, nach Dessau. Nach der Heirat mit meiner lieben Mutti Erika Simolke, wurde ich dann später geboren. Im Berufsleben war er immer sehr fleißig und engagiert und schaffte es vom kleinen Handelsreisenden bald zu hohen Positionen in der Wirtschaft der DDR, u.a. war er auch ein Jahr lang persönlicher Referent des Ministers für Handel und Versorgung. Noch mit über 40 Jahren studierte er im Direktstudium Wirtschaftswissenschaften, zu einer Zeit wo es sich viele andere Funktionäre mit einem Fernstudium leicht machten. Diese Jahre des Studiums waren auch finanziell sehr schwierig, weil er nur ein kleines Stipendium hatte. In seinen Funktionen war er sehr erfolgreich und bekam viele Auszeichnungen, so unter anderem die Verdienstmedaille der DDR 1982. Durch Intrigen der Dessauer Genossen mußte er später seinen Posten als Vorstandsvorsitzender der Konsumgenossenschaft räumen. Die SED-und Stasi-Clique in Dessau wollte ihn tief fallen sehen, doch das gelang ihnen nicht. Durch einen guten Freund bekam er Arbeit im Chemiekombinat Bitterfeld und arbeitete sich wieder von ganz unten bis zum Chef der Arbeiterversorgung des Kombinates hoch.
Als Rentner lebte er ein sehr bescheidenes Leben in geradezu spartanischer Art, dies im Gegensatz zu seinem früheren Leben mit großen Reisen und Festivitäten.
Ein Leben hat sich vollendet, es war nach menschlichen Maßstäben lang, doch für uns die Hinterbliebenen ist es dennoch zu kurz.
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