Dienstag, 4. August 2009

Der Jogger und die "Dame" mit ihrem Hündchen


Wie bekannt bin ich gern im Wörlitzer Park. Der Park zog schon immer Touristen an, zu DDR-Zeiten vornehmlich heimische Bürger die in Massen kamen. Im Gegensatz zu heute war dort entschieden mehr los. Gern denke ich z.B. an den Fotografen zurück der an der Kettenbrücke die dortigen Besucher fotografierte. Nach Bezahlung eines Obolus schrieb er die Adresse des „wagemutigen Kettenbrückenüberquerers“ auf und später bekam man dann das dementsprechende Foto zugesandt. Nun, der Mann konnte damals von diesem Job leben, heute ginge dies schon mangels Menschenmasse nicht mehr. Touristen schön und gut, doch leider kommen hauptsächlich nur Fahrradtouristen und diese Art Spezies bringt dem Park und dem heimischen Tourismusgewerbe rein gar nichts, eher schaden sie, wenn sie unverfroren mitten im Park Picknick machen, dabei die Anlagen schamlos zertrampeln. Man erkennt diese Fitnessfreaks schon von weitem wenn sie wie die Heuschrecken im Wörlitzer Park einfallen, dort nur kurze Zeit verweilen, da nur auf der Durchfahrt aus vornehmlich westlichen Bundesländern hin nach Wittenberg oder Dresden, sich wie die Tour-de-France-Fahrer die Seele aus dem Körper strampelnd, vorn an den Rädern die Kartenhalter und hinten den Billigproviant und die Billigselters aus dem Aldi mitschleppend um bloß nicht in einer heimischen Gaststätte einkehren zu müssen. Das im Osten dadurch eingesparte Geld wird dann im Winter bei einer Fernreise etwa auf den Malediven doppelt und dreifach ausgegeben - typisches Wessiverhalten der bürgerlichen Schichten! Ob eine Fahrradfahrergruppe aus dem Westen oder dem Osten kommt erkennt man schon an den Kopfbedeckungen, die Wessis alle mit albernen futuristischen Sturzhelmen, die Ossis natürlich ohne Helm.

Ja nun könnte der Einwand gebracht werden, daß doch Fahrradfahren, ja überhaupt jede Art Sport, der Gesundheit dienlich ist? Braucht es um sich körperlich zu betätigen des Freizeitsports? Tausende Jahre kam die Menschheit ohne Sport aus, erst seit ca. 100 Jahren wird dieser von breiten Schichten ausgeübt und auch da hauptsächlich nur in westlichen Ländern. Waren die Menschen früher unsportlicher? Keineswegs, nur sie vergeudeten ihre Kräfte nicht sondern taten nützliches, arbeiteten im Garten, auf den Feldern, sammelten Holz im Wald, sägten und hackten dieses, trainierten ihre Muskeln zwangsläufig bei schwerer Arbeit. Ist daher Sport nicht überflüssiger Luxus? Also mir ist ein Schrebergärtner lieber der seinen Garten umgräbt, der dorthin von seiner Wohnung mit dem Rad fährt, als ein modernistischer Freizeitsportler der durch seinen Sport nichts an Werten schafft, wie z.B. der Gärtner, der durch seiner Hände Arbeit Obst, Gemüse oder Blumen erntet. Da lobe ich mir die Dörfler die all den modischen Sportunsinn nicht mitmachen. Also im Dorf Rosefeld bei Dessau z.B. habe ich noch keine überkandidelten „Damen“ mit ihren Skistöcken, neudeutsch namens Nordic-Walking, staken sehen, diese Typen bekämen von den dortigen fleißigen Bauersfrauen eher spöttische Worte zu hören, wie, daß sie lieber Rüben verziehen sollten. Ebenso sieht man in Dörfern keine Jogger (ebenfalls dieses ekelhafte neudeutsch), die nutzlos in der Gegend rumrennen. All dies gibt es eben hauptsächlich nur bei der Natur entfremdeten Städtern, die meistens aus den gelangweilten bürgerlichen Schichten stammen oder die diesen Lebensstil nachäffen.

Daß Hunde in Joggern auch nicht ihre Freunde sehen, dies ist bekannt. Dieser Tage gab es eine Begebenheit die ich den werten Lesern des Blogs nicht vorenthalten möchte. An einem heimischen Gewässer wo auch der Freikörperkultur gefrönt wird sonnte sich auch eine Dame, in Begleitung eines kleines Hündchen. Ich muß sagen, einen kleineren Hund habe ich noch nie gesehen. Dieser kleine Kerl beäugte mich neugierig und ich nutzte die Gelegenheit zu einem Schnappschuß, siehe obiges Foto. Ein des Weges rennender Jogger, der statt sich bei dieser Hitze in die Sonne oder den Schatten zu legen oder ins Wasser zu gehen, kam dem Hund gefährlich nahe, das Hündchen rannte dem Jogger hinterher und bellte ein wenig, wahrscheinlich vor Freude sich beim rennen mal mit jemanden die Kräfte messen zu können. Ja und der Jogger, der brüllte laut zu der Besitzerin des Hundes: „Halten sie ihren Hund zurück, sonst rufe ich sofort die Polizei, Hunde sind an der Leine zu führen und haben strikt beim Besitzer zu bleiben!“

Die Besitzerin war nicht auf den Kopf gefallen und war auf einmal gar nicht mehr damenhaft, sondern legte Marktweibmanieren an den Tag, nackt wie sie war sprang sie hoch und kam dem Jogger gefährlich nahe und entlud einen Schwall von empörten Worten über den verdutzten Mann, von denen „Du deutscher Spießer“ und „Du deutsche Anscheißersau“ noch die harmlosesten waren. Verdattert zog der Fitnessfreak von dannen, ob dieser geballten Ladung an Argumenten. Denn diese waren richtig, denn wie kann einen ein so winziger Hund der ein wenig mitrennt gefährlich werden, ähnlich einem Kampfhund und daß die Deutschen seit über einem Jahrhundert dadurch unrühmlich auffallen weil sie bei allem nach der Polizei rufen, ja als das Volk der „Anscheißer“ und Denunzianten bei der Obrigkeit weltweit bekannt sind, dies alles ist sachlich richtig und so einem Deutschen gehörte mal die Meinung gegeigt. Wie wäre es denn statt Leinenzwang für Hunde für Leinenzwang für Jogger, Nordic-Walker und Fahrradfreaks (die, die mit diesen Sturzhelmen), die, die Gegend unsicher machen?

Anmerkung zum obrigkeitlichen Denken der Deutschen: Ob in der Kaiserzeit, bei den Nazis, in der SED-Zeit oder in der Bundesrepublik, der Deutsche liebt es seinen Mitbürger bei der Obrigkeit zu denunzieren. „Recht und Ordnung“, der Ruf nach dem Schutzmann, wie er zu Kaisers Zeiten hieß, und die deutsche Seele gehören leider untrennbar zusammen. Schlimmste Auswüchse zeigten sich in der Nazizeit und unter dem Stasi-Regime.

Keine Kommentare: