Sonntag, 28. März 2010

1990: Vor 20 Jahren - Demokratischer Aufbruch in Dessau



Über 20 Jahre ist es nun her wo wir Bürgerrechtler in der zweiten Phase der friedlichen Revolution in der DDR steckten. Erste und letzte freie Volkskammerwahlen, Wahlen zum Stadtrat, Parteiarbeit und fast tägliche Arbeit für den Runden Tisch der Stadt Dessau bestimmten als Landesvorsitzender der Partei Demokratischer Aufbruch von Anhalt meinen Tagesablauf. Dies in einer Zeit wo die früheren Profiteure des sozialfaschistischen SED-Systems nur daran dachten sich beruflich umzuorientieren, von Pseudosozialisten zu Unternehmern, Mitarbeitern des neuen bundesdeutschen öffentlichen Dienstes oder zu Lakaien der neuen westdeutschen Betriebseigentümer wurden, egoistisch nur dafür sorgten, daß sie selbst noch besser leben konnten als schon in der DDR, dies ganz im Gegensatz zur Masse des Volkes, welches sich leider später die Nase wischte. Es sollte sich sehr bald heraus stellen, daß die alte opportunistische Schicht die das Volk jahrzehntelang in der DDR drangsaliert hatte und daraus große persönliche Vorteile gezogen hatte, sofort wieder nach den Futtertrögen des neuen Systems drängte. Der damalige vom Volk viel gebrauchte Begriff des „Wendehalses“ sprach Bände. Während in den Betrieben die Bürgerrechtler und normalen Bürger entlassen wurden, behielten die ehemals rotlakierten Stützen des alten Regimes ihre Stellen, ja erst jetzt konnten sie so richtig in ihre eigenen Taschen wirtschaften, so lagen z.B. die neuen bundesdeutschen Gehaltstarife im öffentlichen Dienst entschieden höher als in der DDR. Rückblickend gesehen war also die friedliche Revolution ein Rohrkrepierer, nützte kaum dem einfachen Volk, sondern eher den früheren DDR-Profiteuren. Es ist schon makaber wenn man noch heute auf Dessauer Ämtern diesen Wendehälsen in bestens bezahlten Jobs begegnet und sie jetzt wie eh und je ihre Macht dem Bürger gegenüber ausüben können. Bestes Beispiel sind ja DDR-weit die Arbeitsämter wo viele dieser Wendehälse unterkamen, wohingegen ehemalige SED-Opfer stempeln gehen müssen und sich eventuell von diesen Typen drangsalieren lassen müssen, eventuell in 1-Euro-Jobs gedrängt werden und dies bei höherer Qualifizierung als die Angestellten des öffentlichen Dienstes, die oft nur durch alte Seilschaften oder persönliche Beziehungen an die lukrativen Stellen gekommen sind.

Nichtsdestotrotz war es notwendig das entartete revisionistische, sozialfaschistische SED-System zu überwinden und sich für eine Wende einzusetzen. Da ich vieles aus dieser Zeit archiviert habe, anläßlich des 20. Jahrestages der Wendezeit ein paar nostalgische Erinnerungen. Ich holte heute mal frühere Plakate des DA hervor, einmal das sehr originelle mit dem Saurier. „Wir brechen auf“ – steht am unteren Rand des Plakates und sollte für die Absicht des DA stehen die verkrusteten saurierähnlichen Verhältnisse die bis dahin herrschten aufzubrechen. Das zweite Plakat was ich in der Hand halte, ist das Plakat zur großen Wahlkampfveranstaltung mit Dr. Alfred Dregger, dem damaligen Fraktionsvorsitzenden der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag am 2. März 1990. Wir Dessauer DA-Aktivisten hatten Dr. Dregger eingeladen zu den Dessauern zu sprechen. 10.000 Dessauer kamen und spendeten begeistert Beifall zu seinen und unseren Wahlkampfreden für die Allianz für Deutschland.

Zum Schluß noch ein Scan eines alten Interviews mit mir aus der Zeitung anläßlich der bevorstehenden Kommunalwahl in Dessau 1990.

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