Freitag, 23. Mai 2014

Kleine ökologische Gartenphilosophie, einschließlich des Vorgartens (lol)

Wer da meint, ein Garten wäre nur für den Menschen da, der irrt meiner Meinung nach. Man muß natürlich auch den verschiedenen heimischen tierischen Bewohnern eines Gartens die Möglichkeit des darin Lebens geben, meistens durch Unterlassen von überflüssiger Pflege, denn ein verlängertes Menschen-Wohnzimmer im Grünen brauchen Tiere nicht, so mit englischem immer geschorenem Rasen, unkrautfrei, ohne Hecken, ohne Bäume und Sträucher, ohne Futterpflanzen für Kleintiere und Insekten. Solche Gärten die man bei Neureichen (damit meine ich nicht nur die Neureichen der Nachwendezeit, sondern auch ehemaliges DDR-Establishment) und Spießbürgern findet, die sind einfach nur widernatürlich.

Nun meinen etliche Menschen die einen Garten haben, daß nur sie dort das Lebensrecht haben, Tiere sollen sich gefälligst in den Wald machen, aber doch nicht in „ihrem“ Garten leben. Das ist natürlich kleingeistiges Denken, denn viele der Tierarten haben nun mal ihren Lebensraum in den Hausgärten, können gar nicht mehr wie vor vielen Jahrhunderten zurück in den Wald, weil dieser seit ein paar Jahrhunderten nicht mehr naturbelassen ist, sondern zu 99 % Nutzwald ist, lebensfeindlich für die meisten Tierarten. Wenn nun aber manch Gartenbesitzer meint, auch noch aus seinem Garten ein Fußballfeld oder einen Steinacker zu machen, ein verlängertes Wohnzimmer mit englischem immer kurz geschorenen Rasen, ohne Bäume, ohne Sträucher, peinlichst gepflegt, dann ist das gegen die Natur und die Artenvielfalt der heimischen Tiere wird noch mehr abnehmen als jetzt schon.


Vorgarten, linke Seite von oben aus fotografiert
 

Vorgarten, rechte Seite von oben aus fotografiert

Gestern sprach mich ein Bekannter an und meinte mein Vorgarten, siehe obige Fotos, wäre doch furchtbare Wildnis, das müsse doch nicht sein, Vorgärten und Gärten gehörten sauber und ordentlich zu sein und meine Bodendeckerkoniferen, Koniferen, Sträucher, Rosen - davon eine die 130 Jahre alt ist (http://barrynoa.blogspot.de/2008/06/es-ist-rosenzeit.html), wer hat das schon? - die würden ja die gesamte Vorgartenfläche bedecken, das würde die auf Ordnung bedachten Bürger stören.

 Da war ich erst mal baff, über soviel unökologische Denkweise in unserer Zeit wo sich naturnahe Gärten immer mehr durchsetzen, weil immer mehr Bürger um die Wichtigkeit der Ökologie auch im Kleinen wissen. Besagter Bekannter ist nun selbst ein Anhänger, der das genaue Gegenteil machen will, seinen Garten immer mehr „pflegeleicht“ umgestalten, d.h. Sauberkeit und Kahlheit. Während nun in meinem Vorgarten ein Mix zwischen Naturbelassenheit und künstlichem Garten besteht, wo in einer alten Konifere jedes Jahr die Vögel brüten, wo auch die Amsel auf dem Boden noch nach Würmern suchen kann, wo andere Kleintiere eine Heimstatt haben, so wird das bei ihm nach seinen Plänen bald nicht mehr der Fall sein: Ziel absolute Sterilität - für Tiere und Wildkräuter ähnlich einer Wüste. Das kann es doch nicht sein, oder?
 
Jeder kann nun nach seiner Fasson selig werden, aber das nun gerade er sein gegen die Natur gerichtetes Konzept als einzig richtig ansieht, mir rät meinen Vorgarten und Garten vollkommen umzugestalten, so auch z.B. die alte Konifere, die zwar windschief dasteht, aber hundertmal wichtiger (und auch schöner ist!) für die Vögel ist, abzuholzen, um dann eine unnatürliche Wüste zu schaffen, da konnte ich nur mit dem Kopf schütteln. Um 1750 schon kamen Gartengestalter ab von dem unnatürlichen geometrischen sauberen Barockgarten, hin zum natürlichen Garten, und nun zurück in die unnatürliche Vergangenheit? Natürlich ohne mich!
 
Im Garten: Stein des Anstoßes: Knallerbsensträucher, Holunder, Büsche
 
Auch den Garten hinter dem Haus bemängelte er, zu viele Bäume, Sträucher, für ihn Wildnis, besonders Knallerbsenstrauch und Hollunder sind ein Ärgernis, siehe obiges Foto. Unbeliebt ist sowieso der Knallerbsenstrauch. Stefan Raab hatte vor Jahren mal dies humoristisch thematisiert („Maschendrahtzaun - Knallerbsenstrauch“), mit der typischen Spießbürgerstimme dieser widerlichen Regina Zindler. Diese Regina Zindler steht noch heute als Synonym für den typisch deutschen Spießbürger, dessen Kennzeichen, neben kleinbürgerlicher Denk-und Handlungsweise, auch eine Naturfeindlichkeit ist (ihr eigener Besitz!!!). Maschendrahtzaun aus Metall steht einer Zindler emotional näher als Natur (gehört ja dem Nachbarn, lol!). Bei derartigen Bürgern findet man dann auch die „gefegten“ Hausgärten, die verlängerte Wohnzimmer im Grünen sind und die in ihrer unökologischen Art keine Heimstatt für heimische Tiere mehr sein können. Nun, ich lasse meine Knallerbsensträucher wachsen, so wie es natürlich ist und im Herbst sind sie auch noch eine Augenweide, so herrlich wie die Knallerbsen in edlem Weiß leuchten. Aber auch jetzt im Frühjahr sind Knallerbsensträuche ideal für viele Kleintiere, sie sich dort verstecken können, da das Unterholz sehr dicht ist und dort sogar meine Hühner nicht hineinkommen können. 
 
Frosch im heimischen Teich


Auch was man in einem deutschen Internetforum für Gartenteichfreunde zu lesen bekommt, da kann man nur mit dem Kopf schütteln. Da fürchten sich diese typisch deutschen Saubermänner und Sauberfrauen, daß in ihrem „Natur“-Teich im heimischen Garten sich Kröten oder Frösche ansiedeln könnten und fragen an, was es denn für Möglichkeiten gäbe diese nicht in „ihren“ Teich zu lassen. Es muß einen allerdings gar nichts mehr wundern, denn die Mentalität der deutschen Spießbürger ist ja hinlänglich bekannt, treibt aber immer absurdere Blüten. Anstatt sich zu freuen, daß ihre Teiche natürliche Biotope geworden sind und Kröten und Frösche anziehen, man diesen wichtigen Tieren eine Heimstatt bieten kann, hat man es scheinbar lieber mit exotischen Tieren darin, wie Kois und dergleichen. Mit denen kann man doch bei Partygästen mehr Neid erwecken als mit schnöden einheimischen Kröten und Fröschen. Auweia, ja das Fröschequaken, das stört die deutschen Teichfreunde maßlos. Wenn diese Typen aber mit ihren Benzinrasenmähern in Flugzeuglautstärke jeden Samstag über ihren englischen Rasen (natürlich nur den und bitte ohne einen einzigen Unkrauthalm darin) knattern, dann stört das natürlich nicht maßlos, ebenso nicht, wenn Tag und Nacht auf der Straße Autos lärmen und die Luft verpesten.

Die Deutschen sind ja bekannt, für dieses die Natur stutzen wollen und es gibt bestimmt genügend dieser Typen die Anstoß auch an meinem Garten nehmen, Bürger die am liebsten den Wald fegen möchten und die dies in ihrer mentalen Feindschaft für freie Natur auch tun, siehe einen älteren Blogbeitrag von mir, wo in der Dessau-Roßlauer Auenlandschaft 1-Euro-Job-Brigaden tatsächlich Laub im Wald fegen mußten. Aber wenn ich mich in meiner Straße so umschaue, dann freut es mich, daß ca. die Hälfte der Siedler ihre Vorgärten naturfreundlich haben. Wie es in ihren Gärten hinter dem Haus aussieht, weiß ich allerdings nicht, aber es gibt eben zum Glück nicht nur die Anti-Ökologen, die kaum noch einen Baum in ihrem Garten haben, geschweige denn naturnah ihn gestaltet haben. 

1926/27 wurde das Gebiet um den Sandberg (meine Straße) in Dessau-Törten herum zum Bauland erklärt, der damalige Kiefern- und Fichtenwald gerodet. Mein Großvater gehörte zu den ersten Siedlern die dort ein Haus bauten, in dem wir noch heute wohnen. Damals war das Geld knapp und ein Garten mußte hauptsächlich zum Anbau von Obst und Gemüse dienen, an Ökologie war in diesen schlechten Zeiten, die oft sogar krasse Hungerjahre waren, nicht zu denken.
 
Gartenteich bewußt gleich hinter dem Haus und neben der Terrasse angelegt, im Gegensatz zu vielen Teichen weit ab vom Wohnhaus
 

Meine Mutter legte in den 70er Jahren den Garten so an wie er jetzt ist, d.h. der Hof, jetzt mit Teich, siehe: http://barrynoa.blogspot.de/2013/10/waghalsige-huhner-am-teich.html, fließt langsam in einen südländisch anmutenden Teil über der zwischen Bungalow und Garage liegt und dann ging es über in einen kleinen deutschen Wald mit eben den Bäumen die vor 1926 hier auch schon standen (dieser Teil wurde leider Opfer eines großen Sturms im Jahre 2011, siehe: http://barrynoa.blogspot.de/2011/09/neues-inferno-im-heimischen-garten.html ), dann wieder in einen mediterran wirkenden Teil, der dann in einem ganz normalen Hausgarten mit ein paar wenigen Beeten, Sträuchern, Pflaumenbäumen, Pfirsichbäumen und Apfelbäumen endet. Der Garten ist ein wahres Prachtstück, wie er schöner kaum sein kann, Paradies nicht nur für unsere Hühner, siehe Bild unten, sondern auch ästhetisch, trotz des großen ökologischen Wertes. Wenn ich dagegen einige andere Gärten mir ansehe, was aus denen gemacht wurde, dann ist das ästhetisch und ökologisch oft mehr als bedenklich: Fast alle Bäume abgesägt, kaum Sträucher, kaum Ecken wohin sich Kleingetier verkriechen könnte, Rasen wohin das Auge blickt und dieser jede Woche geschnitten ohne ein Unkräutchen - steril und kein guter Lebensraum für Mensch und Tiere, sondern nur Wohnzimmer im Grünen.
 
Nicht nur den Hühnern gefällt der Garten (lol!)
 

Keine Kommentare: