Samstag, 6. Februar 2010

Die dümmsten Kälber wählen ihre Schlachter selber!


Wir schreiben das Jahr 1910. Den Knechten und Mägden bei den Bauern geht es schlecht. Sie arbeiten am Tag 16 Stunden lang nicht mal für einen Hungerlohn, sondern nur für minderwertiges Essen und Trinken. Nicht mal Wohnraum haben sie, oft schlafen sie in einem Verschlag im Kuhstall oder in einer unbeheizbaren Kammer auf dem Dachboden. Lohn gibt es nicht, nur ab und an mal ein erbetteltes Trinkgeld vom Bauern. Diese Bauern sind meistens vermögende Leute, horten ihr Geld in der Truhe oder auf der Bank, kein Wunder, denn sie wurden reich durch die Ausbeutung von Tieren und Menschen, von Menschen die für fast umsonst für sie arbeiten mußten! Mußten? Die dümmsten Kälber wählen ihre Schlachter selber - dieses Sprichwort galt auch hier, denn als Gewerkschafter um 1900 auch die Landarbeiter über ihre Rechte aufklären wollten, ihnen helfen wollten aus ihrem Elend zu kommen indem sie elementarste Rechte auch für Landarbeiter einfordern wollten, wie Lohn für Arbeit zu bekommen, da geschah es, daß die Gewerkschafter in den Dörfern nicht mit offenen Armen von den Knechten und Mägden empfangen wurden, sondern sie oft mit Forken und Mistgabeln vertrieben wurden. „Gottloses Gesindel!“ schrieen dabei die dummen Knechte und Mägde und meinten damit die Gewerkschafter die ja aber nun alles andere als Gottlose waren, die vielleicht den Kirchen fern standen weil diese die ausbeuterischen gesellschaftlichen Zustände stützten, ja selber Teil des Ausbeutersystems waren. Die Gewerkschafter aber, waren sie durch ihren Gerechtigkeitssinn der Tat nicht entschiedenere Nachfolger Jesu als die Amtskirchen und all die Wohlstandsbürger die diesen Wohlstand durch Ausbeutung des Menschen durch den Menschen erworben hatten und die nun satt sonntags frömmelnd zur Kirche gingen und meinten sie wären Christen?


Ja, schön dämlich, kann man da nur sagen, waren diese Knechte und Mägde, damals vor 100 Jahren! Aber das einfache Volk war eben damals sehr ungebildet und durch die Propaganda der herrschenden Klassen verdummt, aber heute im Jahre 2010 ist das ja anders, da kennen die Leute ihre Rechte und inzwischen gab es ja all die sozialen Errungenschaften, die wird man sich doch nicht kampflos wieder weg nehmen lassen, oder? Pustekuchen! Die spießbürgerliche Wesensart der deutschen ausgebeuteten Schichten hat sich leider kaum verändert, dazu sitzt die deutsche unterwürfige Mentalität den „Ur“-Deutschen zu sehr in den genetischen Knochen.


Wir schreiben das Jahr 2010! Die Schwester meiner Bekannten Rosi arbeitet seit langem als Verkäuferin zwei Tage in der Woche, eine Volltagsstelle bekam sie aufgrund der Situation auf dem Arbeitsmarkt leider nicht. Nun, schließlich ist sie gelernte Fachverkäuferin, bekam Auszeichnungen in der DDR für gute fachliche und gesellschaftliche Arbeit, war strammes Mitglied der SED und sogar etliche Jahre Stadtverordnete. Sie müßte doch eigentlich ein wenig was mitbekommen haben was Mindestlohn, Rechte des Arbeitnehmers und dergleichen anlangt, aber scheinbar nicht, scheinbar ging alles an ihr geistig vorbei und die innere spießbürgerliche Mentalität hatte sich bloß zu DDR-Zeiten den damaligen geforderten Floskeln angepaßt, so wie das Opportunisten halt immer tun, da kann kommen was will, ob nun Kaiser, Hitler, Honecker oder die parlamentarische Demokratie, man paßt sich immer an und marschiert kräftig mit, am besten in der zweiten Reihe, damit man bei einem Systemwechsel sagen kann, man wäre nur ein Mitläufer gewesen und man empfehle sich für das neue System, denn man habe ja hauptsächlich nur fachliche Erfahrung gesammelt. Nun gut, sie arbeitet also 2 Tage in der Woche und bekommt den reichlichen Rest zum Lebensunterhalt vom Amt – Hartz IV. Was wäre daran nun so schlecht? Schlecht daran ist, daß sie für einen sittenwidrigen Lohn arbeitet (1,08 Euro die Stunde), damit zutiefst sich unsolidarisch allen anderen Arbeitnehmern verhält, weil durch derlei Dumpinglöhne das Lohnniveau im Handel sittenwidrigst gesenkt wird. Das makabre an der Sache ist, daß ihr im Winter, wenn sie nicht mit dem Rad fahren kann, sondern auf den Bus angewiesen ist, ihr nur noch knapp 30 Euro für diesen Halbtagsjob im Monat bleiben. Ja und noch makabrer ist, daß sie ein Angebot der Gewerkschaft ausschlug, die von diesem sittenwidrigen Lohn hörten, die sie unterstützen wollten bei einem Arbeitsgerichtsverfahren, daß der Arbeitgeber zu mindestens den Lohn rückwirkend zahlen müßte der nicht sittenwidrig sei. Es gibt zwar keinen gesetzlichen Mindestlohn, aber es gibt den Passus im Arbeitsgesetzbuch, daß es nicht gestattet ist sittenwidrige Löhne zu zahlen und ein Lohn von brutto 1,08 Euro die Stunde ist eindeutig sittenwidrig und die Schwester meiner Bekannten hätte eine 100%ige Chance diesen Prozess zu gewinnen. Dies lehnte sie aber ab in der unheilvollen Tradition der dummen Knechte und Mägde die die Gewerkschafter im Jahre 1910 mit Forken und Mistgabeln fortjagten.

Des Menschen Wille ist sein Himmelreich! Nur mit derlei verhuschten deutschen Typen, die sich hergeben für 1,08 Euro die Stunde regulär zu arbeiten und die nicht wollen, daß durch ein Arbeitsgerichtsverfahren derlei Ausbeutungslöhne gestoppt werden, die diese sittenwidrige Ausbeutung unterstützen obwohl sie selber dabei die Dummen sind, da ist wahrlich kein Staat zu machen und es braucht sich kein Bürger über den Abbau des Sozialstaates empören und die Regierung oder die Oberschichten dafür allein verantwortlich machen, wenn sogar die Ausgebeuteten es oft so wollen, daß sie so ausgebeutet werden!

PS.: Ein Rätsel ist es mir, daß das Hartz IV-Amt nichts gegen solcherart sittenwidrige Löhne selber unternimmt! Schließlich sind denen ja die Lohnsumme bekannt und sie müssen aus unser aller Steuergeldern diese Personen alimentieren, die sowenig an Lohn bekommen, daß sie davon nicht leben können. Je niedriger der Stundenlohn, desto höher ist quasi der Anteil den wir die Allgemeinheit aufbringen muß, eine ganz simple Rechnung!

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