Samstag, 25. September 2010

Das Kornhaus in Dessau von Carl Fieger







Im Alter zieht es einen an die Stätten der Kindheit und Jugend, so wie mich immer wieder gern an das Dessauer Kornhaus (1. Foto). Die moderne Bauhausarchitektur des Kornhauses von 1929/30 von Carl Fieger, siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Kornhaus_(Dessau) , wirkt auf den Betrachter großzügig und frei, dies im Gegensatz zur allgegenwärtigen spießbürgerlichen Enge. Besonders interessant finde ich die halbrunde Glasveranda (2. Foto). Manch Tasse Kaffee hatte ich dort früher getrunken, denn in der Glasveranda saß ich besonders gern. Prachtvoll und edel stehen die Kastanien noch immer rechterhand vom Kornhaus, da wo zu DDR-Zeiten ein Kiosk stand (3. und 4. Foto). Es sind wahre Schönheiten. Und wie schon früher hat man von diesem Plateau einen wunderbaren Blick über die Elbe bis hin zum Wallwitzhafen (5. Foto). Erstaunt war ich, daß man kaum noch von diesem Plateau aus den unteren Weg zum Leopoldshafen laufen kann, denn altes Treibgut der Elbe versperrt den Weg (6. Foto). Was nun noch absurder ist, ich sprach mit einem Spaziergänger darüber, der sagte mir, daß er selbst und andere gern dieses Holz beräumt hätten, kostenlos! Kaminbesitzer hätten gern dieses Holz, denn Holz als Brennmaterial ist teuer, aber es wäre verboten es einfach so zu nehmen! Nun verrottet dieses Holz ungenutzt und die Spaziergänger können sich den Hals brechen. Man dürfe nicht mal eine Handvoll Reisig aus Wäldern und Auen mitnehmen, dies wäre Holzdiebstahl und wenn es die Obrigkeit (...oder die vielen büttelhaften Mitbürger, die so gern Schutzmann spielen ...[BN]) mitbekommt, gibt es Anzeigen und Verurteilungen durch die Justiz. Wenn dies wirklich der Fall ist, was mich bei den derzeitigen Zuständen nicht verwundern würde, dann erinnert mich das sehr an alte mittelalterliche Zeiten wo die Feudalherren und die Kirche den Bürgern auch jegliche Nutzung des Landes verboten hatten. Auch da wurden reisigsammelnde arme alte Frauen wegen „Holzdiebstahls“ von der damaligen Schandjustiz, die eine Klassenjustiz des Adels und der Kirche war, verurteilt. Wie doch diese reaktionären Zustände innerhalb kurzer Zeit wieder Einzug in die gesellschaftliche Wirklichkeit gehalten haben!    

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