Dieser Tage schien die Sonne ja noch mal kräftig und es war tatsächlich herrlicher Altweibersommer, Grund genug mal wieder dem Dessauer Tierpark einen Besuch abzustatten. Mit zwei Bekannten fuhr ich also dahin. Diese zwei Bekannten sind Hartz-IV-Empfänger und wie schon vor einiger Zeit in der Galerie Schloß Georgium oder dem Schloß Luisium, wo diese beiden auf ihren Arbeitslosenausweis Ermäßigung auf den Eintritt bekamen, erwarteten wir dies auch vom Tierpark. Doch da hatten wir die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Am Eingang verlangte die Kassiererin einen „Sozialpaß“ des Sozialamtes zu sehen, der Ausweis des Jobcenters würde nicht genügen. Die beiden Bekannten hatten von einem solchen noch nie etwas gehört, auch im Jobcenter war dies nie Thema, weder in Gesprächen noch auf Anschlägen am schwarzen Brett. Woher sollte man das wissen und warum diesen beschwerlichen Extraweg für die Bürger, diesen zusätzlichen Bürokratismus, wenn so ein Ausweis des Jobcenters klar ersichtlich macht, daß da Personen ein wenig Teilhabe an der Kultur haben wollen die unter der Armutsgrenze leben müssen?
Mit der Kassiererin war nicht zu diskutieren, die gehörte zu den urdeutschen miesen Typen denen es Spaß macht zu den Bütteln der Obrigkeit zu gehören und egal was diese an bürgerfeindlichen Gesetzen und Vorschriften erlässt, sie an der Basis durchzusetzen. Bezeichnend für diese deutsche Büttelmentalität war der süffisante Spruch dieser Person: „Ich gehe arbeiten! Ich hole mir mein Geld nicht vom Arbeitsamt!“ Typisch, typisch! Daß diese miese Type mal selber arbeitslos werden könnte, oder so wenig verdienen könnte, daß sie Aufstockung vom Jobcenter bekommen müßte, um dann auch zu der Personengruppe zu zählen über die sie sich so erheben wollte, dies schien in ihren urdeutschen Spießbürgerkopf nicht rein zu gehen. Daß sie selber auch nicht die Welt verdienen würde, dies erfuhr ich später, als ich mich erkundigte, ob sie beim Tierpark angestellt wäre. Dies war nicht der Fall, sie arbeitete für einen privaten Wachdienst und wie bekannt bezahlen die ja auch keine Traumgehälter. Anstatt nun solidarisch zu sein und die beiden auf Ermäßigungskarte rein zu lassen, stellte sie sich stur. Die „Vorschrift“ über alles, auch über den gesunden Menschenverstand! Denn statt nun zwei mal ermäßigt und einmal volles Eintrittgeld für den Tierpark zu kassieren, so bekam der Tierpark null Euro von uns, denn wir machten kehrt! Eine ökonomisch für den Tierpark völlig irrsinnige Sache! Aber das ist ja den deutschen kleinbürgerlichen Typen egal, Hauptsache die Vorschriften werden eingehalten, ob der Tierpark von derlei Haltung Schaden nimmt, dies interessiert nun solche Leute nicht die Bohne.
Daß unsere ausländischen Mitbürger da anders geartet sind, dies erfuhren wir wenig später in einem chinesischen Asia-Lokal. Wir bestellten Essen und da die beiden ja wenig Geld haben, sind ihnen die Getränke in einem Lokal zu teuer. Wir fragten ob wir unsere Brauseflaschen aus dem Supermarkt zum Essen trinken dürften. Ich sagte zu der Bedienung (keine Deutsche, selbstverständlich), daß wir sonst kein Essen bestellen würden und wieder gehen würden und daß die beiden nur wenig Geld hätten. Sofort stimmte die Bedienung zu, logisch und denkend, daß der Spatz in der Hand besser ist als die Taube auf dem Dach, denn wären wir gegangen, dann hätte man weniger in der Kasse gehabt. Auch diese Bedienung hat ihre Vorschriften, die den Konsum von mitgebrachten Speisen und Getränken in Lokalen nicht gestatten, aber sie hielt sich nicht sklavisch an diese Bestimmung, wenn dadurch dem Lokal Umsatz entgehen würde. Diese Zivilcourage gefiel mir und ich gab ein gutes Trinkgeld, welches ich deutschen Servicekräften schon lange nicht mehr gebe.
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