Sonntag, 26. September 2010

Nippes und Erinnerungen









Wikipedia: „Unter den Begriff Nippes (franz. für weiblicher Putz) werden kleine dekorative Kunstgegenstände von oft minderer Qualität subsumiert. Beispiele für Nippes sind Putten- bzw. Engelsfigürchen aus Porzellan oder kleine Vasen ohne praktische Funktion.“

An solchen Nippes-Dingen hängen oft Erinnerungen, ein Grund, daß man sie aufhebt. Ein weiterer Grund ist, daß man sich an derlei Sachen erfreut, so wie man sich an einem Blumenstrauß erfreut. Diese Nippes-Dinge umgeben mich, sei es in Vitrinen oder auf Regalen. Wohl wissend, daß dies keine finanziellen Werte sind, auch keinen Anspruch an Kunst erfüllen, so sind sie dennoch angenehme Begleiter im Leben. Gerade bei Nippes ist die Nähe zum Kitsch oft gegeben und da muß man schon aufpassen. Darum kommen mir natürlich Massenprodukte aus Fernost nicht in die Wohnung, Antiquitäten sind da eher mein Plaisir. Heute möchte ich mal ein paar dieser netten Dinge vorstellen:

Auf dem ersten Foto sind Nippes-Sachen aus der Zeit um 1900 versammelt, so ein Bäderglas und ein kleiner Briefbeschwerer, also weniger reine Zierstücke, sondern Sachen die früher eine Funktion hatten, aber in der Jetztzeit zu Nippes wurden.

Das zweite Foto zeigt links eine ungarische Porzellanfigur aus den 70er Jahren, also etwas neuzeitliches. Diese habe ich deshalb aufgehoben, da sie an Vaters Reisen nach Ungarn erinnert. Als Vorsitzender der Konsumgenossenschaft Dessau hatte er damals Konsumgenossenschaften zum Erfahrungsaustausch in der CSSR und Ungarn besucht und diese kleine Figur als Souvenir mitgebracht. Rechts davon eine Holzdose aus den 20er Jahren, eine Zeit wo Terrier beliebte Modehunde waren. Ganz rechts zwei Blumenkinder aus DDR-Zeiten.

Auf dem dritten Foto, zwei kleine Teddybären aus den 50er Jahren. Als alter Teddybärfreund ein Muß für die Nippes-Sammlung. Und auf dem vierten Foto sind zwei Bierhumpen zu sehen, die wahrscheinlich schon früher nicht wirkliche Gebrauchsgegenstände waren, sondern zur Zierde im Regal standen und allenfalls bei besonderen Anlässen benutzt wurden. Der linke Humpen stammt aus der Zeit um 1860, der rechte ist ein Kind der Zeit um 1900 und stammt von meinem Großvater.

Auf dem fünften Foto steht neben ein paar hübschen Tellern, einer kleinen Marmorbüste und zwei Tassen mit Schmetterlingsmotiven, die Kaffeetasse meiner Mutter, aus der sie jahrelang ihren morgendlichen Kaffee trank, kein besonderes Stück, eine normale Sammeltasse aus der DDR-Zeit, aber mir als Erinnerung an meine Mutter lieb und teuer.

Auf dem sechsten Foto sieht man vor einem Stapel an Obsttellern eine Jugendstilvase, die ich mir mal gekauft habe, da mir das hübsche Motiv mit den Vögeln darauf so gefiel. Rechts davon ein kleines geritztes Künstlerglas mit Fischmotiven. Dieses erinnert mich an die Dessauer Künstlerin Irmela Hadelich. Bevor ich selbst einige Zeit im Antiquitätengeschäft an der katholischen Kirche in Dessau tätig war, war ich Kunde bei dem Vorgänger von Roland Schmidt, dem Antiquitätenhändler Speler. Schon mindestens eine Stunde vor Ladenöffnung standen wir Antiquitätenfreunde vor Spelers Laden in der Ferdinand-von-Schill-Straße um eine Antiquität zu ergattern. Da stand auch Frau Hadelich, die ich schon von meiner Zeit als LDZ-Reporter kannte (http://barrynoa.blogspot.com/2008/01/altes-bn-als-reporter-bei-der-ldz-teil_21.html  und http://barrynoa.blogspot.com/2009/10/bn-und-martin-hadelich.html ) und so kam es, daß wir Kunden auch ab und an mal Sachen tauschten und dieses Glas bekam ich mal von ihr im Tausch gegen etwas anderes. Was dies war, dies weiß ich beim besten Willen nicht mehr.

Auf dem letzten Foto sind neben einer kleinen Schale aus Porzellan zwei Dinge die mich an erste Antiquitätenkäufe erinnern. Die zwei kleinen chinesischen Fo-Hunde aus Speckstein waren meine allerersten Käufe bei Speler, dies noch als Schüler. Der kleine Porzellanhund (Mops-Hündgen) mein erster Kauf bei den damals unter der Dessauer Bevölkerung so beliebten Auktionen des Auktionators Herrn Zeh, die immer viel Spaß machten, auch wenn man nichts kaufte. Allein die Stimmung dort war einmalig. Noch immer ist mir der Ausspruch von Herrn Zeh in den Ohren, wenn er bei fast jedem Lot sein „Sehr schön!“ sagte.

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