Dienstag, 18. Juni 2013

Die alte Mär des Tausches Sansibar gegen Helgoland wird noch immer verbreitet

Blogleser und Wituland-Freunde kennen sie natürlich, meine vielen Blogbeiträge zum Thema Deutsch-Wituland und zu meinen beiden Onkeln Clemens und Gustav Denhardt, siehe die Linksammlung hier: http://barrynoa.blogspot.de/2011/12/links-zu-wituland-witu-deutsch-witu.html. Nun, daß nicht jeder Pseudohistoriker meine Beiträge liest, dies ist mir klar. Auch meine Publikation aus dem Jahre 1999 über den Tausch Helgolands gegen Wituland hat nicht jeder gelesen, siehe hier:



Daß aber immer noch der haarsträubende Unsinn verbreitet wir, daß damals Helgoland gegen Sansibar eingetauscht wurde, dies läßt am Verstand deutscher Publizisten zweifeln. Heute schickte mir ein Blogleser ein Kalenderblatt vom 6. Juni diesen Jahres zu, wo wieder dieser Unsinn verbreitet wird, siehe:


Man kann nur mit dem Kopf schütteln über diese Unlogik, denn niemals war Sansibar in deutschem Besitz, wie kann also eine Kolonie die Deutschland nie besaß Tauschobjekt gewesen sein? Richtig ist, daß Wituland in deutschem Besitz war und dieses Gebiet wurde gegen Helgoland 1890 getauscht. Wer mir das nicht abnimmt, hier mal ein Text von Dr. Burkhard Vieweg:


„Betreffend Sansibar heißt es im vorletztem Artikel des Abkommens lediglich:"Deutschland verpflichtet sich, die (vorgesehene) Schutzherrschaft Großbritanniens anzuerkennen über...die Inseln Sansibar und Pemba.." Das freie Sansibar wurde also von England vereinnahmt und Deutschland drückte beide Augen zu. Von einem Tausch "Helgoland gegen Sansibar" oder wie es auch häufig zu lesen ist "Helgoland gegen Handelsrechte auf Sansibar" kann keine Rede sein.


Die irrtümliche Ansicht, daß Helgoland gegen Sansibar eingetauscht wäre, entstand bereits wenige Tage nach dem Vertragsabschluß, im Juli 1890. Bismarck, der sich nach seiner Entlassung auf sein Schloß Friedrichsruh zurückgezogen hatte, wurde von Reportern bestürmt und gefragt, was er von dem Vertragsabschluß seines Nachfolgers Caprivi halte. Bismarck, in der Rolle des Ausgebooteten, antwortete verstimmt, daß man in der Politik mehr Ausdauer aufbringen müsse; nach ein paar Jahren Geduld und Verhandeln hätten wir Sansibar haben können und nicht die Engländer. So aber sei dies ein Verlust für uns.- Die Reporter griffen das Wort "Verlust" auf und am nächsten Tag stand überall in de Presse zu lesen, daß Deutschland das große Sansibar gegen das kleine Helgoland verloren habe. Kein Dementi half mehr. Die Meinung "Helgoland gegen Sansibar" setzte sich durch“. (http://www.traditionsverband.de/helgo.html)
 
Dieses Festhalten an einer historischen Unwahrheit über den Zeitraum von sage und schreibe 123 Jahren ist bemerkenswert und wirft kein gutes Licht auf die Lernfähigkeit der deutschen Publizisten.  

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