Schneeglöckchen
's war doch wie ein leises Singen
In dem Garten heute Nacht,
Wie wenn laue Lüfte gingen:»Süße Glöcklein, nun erwacht,
Denn die warme Zeit wir bringen,
Eh's noch jemand hat gedacht.« -'s war kein Singen, 's war ein Küssen,
Rührt' die stillen Glöcklein sacht,
Dass sie alle tönen müssen
Von der künft'gen bunten Pracht.
Ach, sie konnten's nicht erwarten,
Aber weiß vom letzten Schnee
War noch immer Feld und Garten,
Und sie sanken um vor Weh.
So schon manche Dichter strecktenSangesmüde sich hinab,
Und der Frühling, den sie weckten,
Rauschet über ihrem Grab.
Joseph von Eichendorff (1788 - 1857)
Frühlingsanfang ist nun heute und die laue Luft ist wirklich anders als sonst. Zwei Fotos von heute die sinnfälliger nicht sein könnten: die nach langem Winteraufenthalt nachhause fliegenden Gänse über meinem Haus in tadelloser Flugordnung und die wunderbar blühenden ersten Schneeglöckchen, die mitten im Morast den Frühling künden. Freude will dennoch nicht aufkommen, Joseph von Eichendorff trifft mit seinem Gedicht die Seelenlage manches Menschen, so auch die des Bloggers.
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