Montag, 9. März 2009

Spiritualität deutscher Friedhofskultur?




Ist es nicht eigentlich unnormal, daß Menschen ihre letzte Ruhestätte auf Friedhöfen finden, an Orten wohin sie zu Lebzeiten keine Beziehung hatten? Wo gibt es diese Beziehung zwischen früherem Lebensmittelpunkt und Friedhof noch? In kleinen Dörfern gibt es das teilweise noch. Mir gefiel diese Natürlichkeit z.B. im Dorf Rosefeld, ein paar Kilometer hinter Dessau-Mosigkau gelegen. Ein überschaubares kleines Dorf, wer da wohnt der hat diese Beziehung zu seiner späteren letzten Ruhestätte, der Friedhof gehört dort untrennbar zum Ort und zum alltäglichen Leben. Aber in größeren Städten, etwa Dessau, wo die meisten Bürger mal auf dem Zentralfriedhof in Kühnau landen, wie kann da eine spirituelle Verbindung bestehen? Dann kommt noch die pietätlose deutsche Friedhofskultur hinzu, wo die Gräber nach einer Ruhezeit von 30 Jahren eingeebnet werden und wo einfach auf den bisherigen Ruhestätten neue Tote kommen. In Ländern wo die Vorfahren wirklich geehrt werden wäre dies unmöglich. Geradezu vorbildhaft ist die jüdische Ehre die man den Toten erweist. Gräber werden natürlich nie eingeebnet, diese Störung der Totenruhe eines auch noch so lange Entschlafenen würde ein Jude mit Recht als Schändung ansehen. Schlimm genug, daß es immer wieder zu solchen Verletzungen der Totenruhe in der Vergangenheit kam, die allerdings immer durch nichtjüdische Bürger veranlaßt wurden, dies ganz besonders in Deutschland in der Zeit von 1933 bis 1945 durch die Nazis.

Meiner verstorbenen Mutter gedenke ich in Gedanken, aber auch in ihrem Zimmer, welches ich so gelassen habe, wie sie dort lebte. All die Gegenstände standen ja in irgendeiner Beziehung zu ihr, auch so profane Dinge wie ihre selbstgestrickte Jacke und Mütze. Ich persönlich finde es höchst pietätlos wenn nach dem Tod eines lieben Menschen deren Sachen entsorgt werden oder wenn deren früheres Umfeld abrupt radikal verändert wird, so daß nichts mehr an den früheren Bewohner erinnert. Als ich gestern einen großen Nelkenstrauß kaufte, der mir sehr gefiel, so stellte ich ihn in das Zimmer meiner Mutter, posthum zum Frauentag. Dies finde ich passender als wenn ich diesen Strauß auf das Grab gestellt hätte. Dieses ehrende Gedenken, so glaube ich, wird die Seele meiner Mutter erreichen und erfreuen. Der Glaube an das Weiterleben der Seele nach dem Tode ist der wichtigste Punkt jeder Religion. Sind auch z.B. Christentum und Shintoismus sehr verschieden, es eint sie aber der Glaube und die Erkenntnis des Weiterlebens der Seele nach dem Tode. Diese so wichtige Erkenntnis wird im modernen Christentum oft vernachlässigt, wo man sich sehr oft mehr irdischen Dingen zuwendet als dem Jenseits. Besonders der Protestantismus ist in dieser Gefahr, daß er zuwenig spirituell ist. Anbei Fotos vom Zimmer meiner Mutter mit ihrem Lebens-und-Sterbebett und dem für sie gedachten Blumenstrauß.

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