Montag, 2. März 2009

B.N. und das Neue Testament




Natürlich gab es bei uns eine Bibel im Haus, doch die reizte ein Kind wie mich wegen ihrer antiquierten Lettern nicht zum lesen und wegen ihres schwarzen Umschlages atmete sie irgendwie eine abstoßende pietistische Strenge. Schon als Kind stöberte ich gern in Buchhandlungen herum und kaufte dieses und jenes Buch. Religiöse Literatur aber bekam man nur in der Buchhandlung der Inneren Mission. Dort entdeckte ich zum Preis von 6,40 Mark ein Neues Testament welches mich faszinierte, war es doch ganz anders gestaltet als die mir sonst bekannten Bibeln. Es waren die einzelnen 8 Hefte des Neuen Testaments der Evangelischen Haupt-Bibelgesellschaft Altenburg die zu einem Buch zusammengefaßt waren. Das besondere an ihnen war, daß die Bibeltexte mit einer Fülle an Fotomaterial versehen waren die den Leser die Zeit von vor 2000 Jahren plastisch vor Augen führten. Fotos von archäologischen Relikten, Bauten, Landschaften und Menschen des neuzeitlichen Palästina illustrierten die Texte, aber auch Kartenmaterial und historische Erläuterungen ergänzten die Bibel.

Es war immer wieder interessant für mich in der Buchhandlung der Inneren Mission zu stöbern. Viele Jahre war sie ja in der Albrechtsstraße in Dessau angesiedelt, dies nicht parterre als Ladengeschäft, sondern in einer ehemaligen Wohnung im 1. Stock einer alten Villa. Das Ambiente gefiel mir. Die Buchhandlung hatte ein ganz eigenes Flair, welches sich wohltuend von den modernistischen anderen Verkaufseinrichtungen in der DDR abhob. Dieser Tage unterhielt ich mich mit dem damaligen Buchhändler Herrn Ihlefeld seit langer Zeit mal wieder. Er wohnt jetzt 99jährig im Dessauer Leopolddankstift und er erfeut sich guter Gesundheit. Trotz des hohen Alters hat er sich seine vornehme distinguierte Art erhalten, die die Kunden und auch ich damals so an ihm schätzten
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