Samstag, 16. Mai 2009

Dinge - Mittler von Diesseits nach Jenseits






Es gibt Menschen die nur in der Gegenwart leben und für die Zukunft planen – zu denen zähle ich mich nicht! Für mich sind Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft unis! Auch tote Dinge haben für mich eine wesentliche Bedeutung ähnlich den lebenden, siehe auch mein Posting über die Beseeltheit der Dinge http://barrynoa.blogspot.com/2009/02/zwei-ampeln-und-die-beseeltheit-der.html . So sind Fotografien und Alltagsgegenstände z.B. für mich wichtige Mittler zwischen Diesseits und Jenseits. Dies wird mir besonders deutlich wenn ich alte Fotografien ansehe oder z.B. wie jetzt alte Übergardinen aus dem Schrank hole. Diese Dinge weg zu schmeissen käme mir nicht in den Sinn. Etwas auszusortieren muß deshalb wohl überlegt werden, damit man nicht ein wichtiges Stück dieser geistigen Mittler verliert. So habe ich selbstverständlich je ein altes Stück unserer alten Gardinen aufgehoben, da ich mit ihnen wichtige Erinnerungen verbinde. Besonders gern mag ich die Gardinen die bei uns bis zu meinem 5. Lebensjahr im Wohnzimmer hingen, siehe die zwei alten Fotos und den ersten Gardinenscan. Dies ist insofern merkwürdig, da sie nach unserem Umzug von Törten nach Ziebigk nicht mehr genutzt wurden sondern nur noch in einer Truhe lagen, wo ich sie relativ selten mal sah. Zum Zeitpunkt des Umzuges war ich 5 Jahre alt. Etwas weniger hänge ich an den Gardinen die bei uns von meinem 5. Lebensjahr bis etwa meinem 20. Lebensjahr an den Fenstern hingen, d.h. je früher ich mit Dingen in Kontakt kam, desto mehr sprechen sie mich emotional heute noch an. Auf den beiden alten Fotos sind meine Mutter und mein Vater und ich zu sehen, dazu mein geliebter alter englischer Klubsessel von dem ich mich auch heute noch nicht trennen mag obwohl man auf ihm nicht mehr sitzen kann so ramponiert ist er schon. Er ist der letzte aus einem ganzen Ensemble mit Couch die bei uns in meiner frühen Kindheit standen und oft vergleiche ich ihn mit mir der ich auch der letzte meiner Familie bin.

Diese Gardinen die mir noch heute so gut gefallen kauften meine Eltern 1945 in schwerer Zeit gebraucht, sie stammen aus den 30er Jahren und wie mir meine Mutter früher erzählte betrachtete ich schon als Kleinkind die Bilder mit Interesse darauf, den chinesenhaften Mann mit seinem Hund, den Paradiesvogel und die exotischen Blüten. Jetzt im Alter schätze ich dieses Dekor auch kunsthistorisch bedeutsam ein, der Designer schuf ein wirkliches Meisterwerk was den Namen Kunst verdient. Die beiden anderen Gardinen sind typische Produkte der 50er Jahre im Stromlinienstil, also passend zu Peitschenlampe und Nierentisch, eigentlich der letzte eigenständige Designstil, denn danach gab es nur noch Eklektizismus und abgewandelte Nachahmerstile.

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