Freitag, 20. Februar 2009

Zwei Ampeln und die Beseeltheit der Dinge




Nostalgie und die Liebe zu alten Dingen und zu alter Kunst sind ein ganz entscheidender Faktor in meinem Leben gewesen. Antiquitäten und persönliche nostalgische Dinge und meine Person sind quasi unis. So würde es mir nicht im Traum einfallen etwa moderne Möbel oder Wohnzubehör zu kaufen und dann etwa alte Dinge weg zu schmeissen. Erstens sind alte Möbel fast immer solider gearbeitet als neue und außerdem hängt man doch an seinen Sachen. Daß diese Mentalität auch noch im höchsten Maße der Umwelt dienlich ist, dies ist dann noch ein schöner Nebeneffekt, denn jegliche Neuproduktionen schaden der Umwelt durch Verbrauch von Ressourcen verschiedenster Art wie Wasser, Holz, Metallgewinnung. Ja sogar Unmengen an fossilen Brennstoffe werden für Neuproduktion vergeudet, die oft nicht nötig wären, wenn Menschen sich nicht dem Diktat der Industrie und des Handels unterwerfen würden und Sachen kaufen würden die sie nicht brauchen, weil sie diese schon haben und sie dies nur tun weil sie modisch sein wollen. Ein Konsument der überwiegend nur in Gebrauchtwarengeschäften kauft, vom Porzellanteller bis hin zu seiner Kleidung, der tut mehr für den Umweltschutz als Menschen die plakativ ein grünes Image vor sich hertragen, die der Demagogie der Politik und der Medien aufsitzen, daß sie besonders umweltbewusst handeln würden wenn sie ihr altes Auto verschrotten und ein neues kaufen oder die ihre alten Häuser so in Watte (Dämmung) packen, daß man in ihnen nicht mehr natürlich atmen kann und dergleichen Unsinn mehr, was nur der Wirtschaft dient.

Zwei Deckenlampen sind mir emotional ans Herz gewachsen, einmal eine alte Glasampel und dann meine alte Kinderzimmerampel aus Kunststoff, wobei letztere nicht mehr an der Decke hängt, sondern wohlbehütet in einer Sammlerkiste verstaut ist. Die Glasampel ist ein altes Familienstück. Ich erinnere mich noch genau daran wie sie schon bei meinen Großeltern mütterlicherseits im Schlafzimmer hing. Rund 120 Jahre hat sie jetzt auf dem Buckel und erfreut immer noch in ihrer Schönheit und tut treu ihren Dienst in meinem Büroraum. Die Kinderzimmerlampe tat ihren Dienst in meiner ganzen Kindheit bis in die Jugendzeit hinein. Es ist eigenartig wie sich doch die zwei Seiten der Ampel mir eingeprägt haben die in Sichtkontakt zu meinem Bett waren, der prächtige Hahn der suggerierte, daß es früher Morgen sei und man aufstehen solle mit seinem angedeuteten Kikiriki und dieser bäuerliche Gartenzaun mit seinen Utensilien der eine wunderbare ländliche Ruhe ausstrahlt, aufgehellt durch den fröhlich zwitschernden Star an seinem Nistkasten, ein Anblick der mich in meiner Kindheit anheimelte. Wäre es nicht eine Sünde und eine Schande solche Dinge weg zu werfen?

Anders ist es wenn man nicht mehr lebt, dann sind diese Dinge nur noch funktional, sind Ware, eventuell Werte auf dem Trödelmarkt, aber die Beseeltheit wäre weg, denn die besteht nur im Kontext zu seinem Besitzer, der mit Dingen Erinnerungen und Emotionen verbindet. Nicht umsonst gab man in alten Kulturen den Toten ihre persönlichen Sachen mit ins Grab, denn die Beseelung dieser toten Gegenstände hörte mit dem Tode ihres Besitzers auf. Die Seele des Toten ging in die Ewigkeit, zusammen mit den Seelenteilchen seiner materiellen Dinge die ihm im Leben etwas bedeutet hatten. Diese uralte Erkenntnis der Beseeltheit bei toten Dingen im Kontext zur Seele des Menschen ging in einigen Buchreligionen verloren. Rühmliche Ausnahmen sind da der japanische Shintoismus, der indische Hinduismus und die pantheistischen Naturreligionen. Aber auch die altorientalischen Kirchen, die orthodoxen Kirchen und der Katholizismus haben sich diese Erkenntnis in abgewandelter Form bewahrt. Ein beredtes Beispiel sind die Wallfahrtsstätten, die oft an uralten beseelten Orten entstanden, z.B. Lourdes mit seiner heiligen Grotte und seiner heiligen Quelle oder die Verehrung von Ikonen und Statuen. Ein großes Manko des Protestantismus ist und bleibt diese Ferne zu diesen emotionalen Dingen, das alleinige Gründen auf dem geschriebenen Wort und das negieren all der anderen Offenbarungen und Beseelungen durch den Heiligen Geist.

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