Dienstag, 22. April 2014

Leserpost zur Dessauer Limonade "Pressli" und zum Konzert von Manfred Krug und Uschi Brüning


Heute möchte ich mal 3 Emails veröffentlichen, die letzten beiden aus aktuellem Anlaß, da das Konzert von Manfred Krug und Uschi Brüning betreffend, siehe dazu die Bogbeiträge http://barrynoa.blogspot.de/2014/04/dessauer-theater-manfred-krug-und-uschi.html und http://barrynoa.blogspot.de/2014/04/altes-aus-der-ddr-zeit-uschi-bruning-in.html.

Zuerst aber eine Email betreffs diesen Blogbeitrags: http://barrynoa.blogspot.de/2010/08/brause-aus-alten-ddr-zeiten-atri-und.html: "Wer aber kennt noch die Brausemarke „Pressli“? Diese Brause kaufte ich öfter mal Ende der 50er und Anfang der 60er Jahre am Kiosk auf dem Dessauer Hauptbahnhof. Ob diese Brause überhaupt in Dessau hergestellt wurde, dies weiß ich nicht mal. Möglich ist auch, daß „Pressli“ aus einer anderen Brauerei der DDR kam. Jedenfalls schmeckte diese Brause mit Zitronengeschmack besonders gut..."

Sehr geehrter Herr Nowack,
als ehemaliger alter Dessauer kenne ich natürlich dieses Getränk, denn ich habe mitgeholfen es herzustellen. Es wurde zumindest auch in Dessau hergestellt.
Ein Etikett habe ich leider nicht mehr. Ich habe als Junge in der Abfüllanlage (ich glaube, es war in der Wasserwerkstraße) in den Ferien gearbeitet. Neben dem Be- und Entladen der LKW hatte ich auch Tage, an denen ich in der "Saftküche" eingesetzt war, wo der Sud für Cola und Pressli hergestellt wurde, der dann mit Wasser verdünnt wurde. Für die Pressli-Zutaten musste ich in den Keller gehen und Zitronen- und Orangenkonzentrat aus echten Früchten aus Griechenland (!) holen. Darüber war ich sehr erstaunt und weiß es noch wie heute. Es wurde dort in weißen Fässern gelagert. Daher der gute Geschmack. Das waren noch keine chemischen Geschmacksstoffe. Das Zeug schmeckte schon unverdünnt verteufelt gut, und ich habe mich immer erstmal damit vollgeschlagen, bevor ich wieder hoch ging.
Vielleicht waren die Zutaten zu teuer, dass es (zumindest so) nicht mehr hergestellt wurde. Da ich wusste, was drin war, war Pressli damals mein Lieblingsgetränk. Ganz im Gegensatz zu Cola (ich weiß nicht, ob es schon Vita-Cola war), wofür ich dann auf dem Dachboden säckeweise kubanischen Rohrzucker (kein Rübenzucker aus der DDR) in die Mischsilos geschüttet habe. Das konnte nicht gesund sein, auch wenn es natürlich sehr verdünnt wurde. Über den Zuckereinsatz war ich schon damals entsetzt. Es klebte alles wie verrückt.
Ihre Etikettensammlung war auch sehr interessant.
Ansonsten habe ich mich auf Ihren Seiten umgesehen und viele alte Erinnerungen aufgefrischt. Interessant fand ich auch Ihre Impressionen aus Dessau Nord (Karl- und Reinickestr.), da ich dort aufgewachsen bin. Ich stamme aus der Kantstr., quasi Karlstr. um die Ecke.
Zur Zigarrenprodukten in Oranienbaum bis in die 60er Jahre berufen Sie sich nur auf eine Quelle. Ich könnte eine zweite sein, denn ich habe meine Ferien in der Schloßstraße (nahe Ecke Dessauer Str.) über dem ehemaligen Schuhgeschäft (heute Versicherung?) neben der Gemüsehandlung Sommerlatte bei meiner Oma verbracht. Über ihr hat eine Frau, die heute noch da wohnt und mit der ich vor einigen Jahren wieder sprach, Zigarren hergestellt. Ich habe ihr oft dabei zugeschaut.
Mit freundlichen Grüßen
R. T.

B.N.: Na das freut mich zu erfahren, daß die „Pressli“ in Dessau hergestellt wurde und sie so authentisch von der Herstellung berichten konnten, irgendwann wird auch mal noch ein Etikett auftauchen. Dann lag es also an den natürlichen Inhaltsstoffen, daß die „Pressli“ so gut schmeckte. Das muß man der DDR lassen, die Nahrungsmittel waren um Längen besser und natürlicher als die, welche man jetzt zu kaufen bekommt.

2 Emails zu dem geplanten Konzert von Manfred Krug und Uschi Brüning im Dessauer Theater am 1. Mai 2014:

Sehr geehrter Herr Nowack,

Ich wollte Ihnen mal zu Ihrem neuesten Beitrag (B.N.: der von gestern) gratulieren, den ich gerade gesehen habe, denn auch der versteht es, rein zufällig eine Saite in mir anzuschlagen wie vielleicht auch bei anderen Lesern.
Auch ich war bei jenem Konzert von Krug, Brüning und Fischer unter den Zuschauern. Es war ein bis heute unvergessliches Erlebnis. Wissen Sie noch, wie Krug sich auf der Bühne geschüttelt hat und ihm die Schweißtropfen nach allen Seiten vom Kopf wegspritzten? Und auch seine Entgegnung an ein paar kritische Krakeler aus den hinteren Reihen: "Ach lassen Sie doch Ihre Primatenäußerungen!" ist mir seitdem im Gedächtnis geblieben.

Ich vermute, Sie wollen sich das Konzert nicht entgehen lassen. Mein Bruder hat ihn noch vor seinem letzten Schwächeanfall im Leipziger Gewandhaus erlebt. Schon damals war es ein anderer Krug, den das Singen sichtlich angestrengt hat. Er hat nur wenige Lieder gesungen und sich stattdessen Ruhepausen gegönnt, indem er auf der Bühne im Sessel sitzend aus (s)einem Buch vorgelesen hat und den Hauptteil der musikalischen Darbietungen von Brüning bestreiten ließ. Es ist deshalb zu vermuten, dass es seit dem nicht besser geworden ist. Vielleicht haben Sie die Bilder von ihm in der Superllu gesehen, die eine schmalen Krug im mittlerweile viel zu weiten Anzug und Hemdkragen zeigten.
Es wird also ein anderes Konzert sein, das aber auf Grund der damit verbundenen Erinnerungen nicht minder anregend sein wird. Seine Platten habe ich natürlich auch noch und werde sie irgendwann vielleicht sogar mal digitalisieren. Als ich jetzt die Preise bei Ihnen sah, dachte ich: "Ja, verdammt, 7,50 waren das und das war verdammt viel Geld für einen Lehrling mit 120 Mark damals. Aber sie waren es wert."

B.N.: Interessant, lieber Leser! Daß Sie sich so genau noch an dieses Konzert im Jahre 1975 erinnern können, ist schon toll. Da muß ich leider eingestehen, daß ich diese Einzelheiten nicht mehr weiß, das ist einfach weg aus meinem Kopf. Was die Eintrittspreise anlangte bei den „Rhythmus im Konzert“-Veranstaltungen, da fand ich das nicht teuer, ganz im Gegenteil zu den Preisen jetzt, siehe letzte Email, wo mich ein Leser aufklärt, wie teuer es jetzt ist. 7,50 Mark kosteten nur die vordersten Plätze, das Gros war billiger und für 2,50 Mark konnte man ja auch rein. Wer noch dazu in einem Großbetrieb arbeitete, der konnte dort diese preiswerten Karten noch billiger bekommen.

Hallo Barry Noa! Schreibe sonst nicht auf deine Blockbeiträge, mache es aber mal. Du weisst nicht was die Karten jetzt kosten? Schwach! 50 Euro pro Platz, das ist der Wahnsinn! Kann sich kein Normalo leisten, nur die Reichen. Jammern tun sie, dass das Theater zugemacht werden soll. Tue ich nicht, wo die Millionen an Zuschuss nur für die reichen Damen und Herren sind, die da noch reingehn können. Normalos können sich das sowieso nicht mehr leisten. Wäre gerne in das Krugkonzert gegangen, aber das kann ich mir nicht leisten, obwohl ich nicht arbeitslos bin. Hartzies können sowieso nicht sich das leisten, solln die verhungern, bei 5 Euro Essensatz am Tag. Kannst du ruhig mal bringen wie teuer das jetzt ist.
G. P.

B.N.: Daß die Karten soooo teuer sind, das wußte ich nicht, hatte aber schon geschrieben, daß ich befürchte, daß das Volk außen vor bleiben könnte. Na, dann werden zu dem Konzert wohl hauptsächlich die Beamten und Angestellten des öffentlichen Dienstes dort die Besucher sein. Die können sich als hochbezahlte Besserverdiener (aus unseren Steuermitteln) das noch leisten, der Normalbürger nicht, da haben Sie recht. Schade wäre es um das Theater, aber wenn das Volk von der Kultur ausgeschlossen wird, weil es sich diese Kultur nicht mehr leisten kann, dann bin ich auch dafür zu schließen.

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