Freitag, 28. September 2018
Schildbürgerliche Patientenschikane in punkto Überweisungsschein
Sehr zu empfehlen, die Bücher von Julius Hackethal, unter anderem dieses
Haben Sie das schon gewußt, liebe Blog-Leser, daß seit ein paar Jahren Patienten immer mehr unter sinnlosem Bürokratismus zu leiden haben, da nur noch Überweisungen in Krankenhäuser von Fachärzten ausgestellt werden sollen?
Bei meinem Bekannten sieht es so aus, daß er für jeden Krankenhausaufenthalt und für jeden Termin in der ambulanten Sprechstunde des Krankenhauses einen Überweisungsschein eines niedergelassenen Chirurgen benötigt, auch wenn er immer nur wegen seiner Beschwerden von seinem Hausarzt behandelt wird. Dessen Überweisungsschein wird nicht anerkannt, jedenfalls nicht vom Anhaltischen Diakonissen-Krankenhaus in Dessau. Wird er im Krankenhaus behandelt, muß er mindestens den Überweisungsschein eines Chirurgen nachreichen. Da wird dann auch gleich mal per Schreiben gedroht, eine Privatrechnung zu schicken, wenn nicht innerhalb von 2 Tagen (!) der Überweisungsschein eintrifft. Wie der kranke Patient zum Chirurgen kommen soll, ob das Geld für ein Taxi vorhanden ist, da wird nicht gefragt. Der Hausarzt ist vollkommen außen vor, obwohl er die ganze Arbeit hat mit der Behandlung vor und nach dem Krankenhausaufenthalt. Der Chirurg unterschreibt nur den Überweisungsschein sonst nichts. Was dafür an unnützem Honorar anfällt, das entzieht sich meiner Kenntnis.
Wer sich so etwas ausdenkt, der handelt patientenfeindlich, wenn man nur mal an alte gebrechliche Leute denkt, die krank sind und neben den Wegen zu ihrem behandelnden Hausarzt außerdem noch zu einem Facharzt müssen, nur um sich dort einen Überweisungsschein abzuholen.
Wer denkt, zu einem Facharzt zu gehen, wäre ein Vergnügen, der war noch nicht in der Chirurgischen Gemeinschaftspraxis in der Dessauer Gutenbergstraße. Ich rief dieser Tage für meinen Bekannten wegen eines Termins dort an, fragte ob Frau Dr. ... noch am Nachmittag da wäre. Statt einer Antwort, bläffte mich die Dame am Telefon an, daß ich mich doch gefälligst mit meinem Namen zu melden hätte. Als ich den verdattert nannte, wollte sie gleich in der Kartei nachsehen. Ich wies sie darauf hin, daß sie da gar nicht nachschauen braucht, da es nicht um mich gehen würde, sondern um einen Bekannten. Einen Termin gab es natürlich nicht, sondern sie verwies auf die Vormittagssprechstunde am nächsten Tag.
Da ich meinen Bekannten dort hinfuhr, war ich mit dabei, als das Theater dort abgezogen wurde. Statt nur zur Kenntnis zu nehmen, daß wir nur einen Überweisungsschein haben wollten, fragte die Dame am Tresen in äußerst pampiger Art ob mein Bekannter blutverdünnende Medikamente nehmen würde und legte ihm ein Schriftstück vor mit einer ominösen Datenschutzerklärung, die er zu unterschreiben hätte. Einwürfe, daß er nur einen Überweisungsschein haben wolle, ignorierte die Dame und schickte meinen Bekannten in den Wartebereich. Auf meine Vorhaltung, daß er da doch nicht etwa stundenlang warten solle, wie ein normaler Patient der in die Sprechstunde wolle, wo er doch bloß einen Schein haben wolle, reagierte die Dame hysterisch. Daß der Kunde (Patient) König ist, davon hat diese Person wohl noch nie etwas gehört. Man kommandiert, meint mit Patienten könne man es ja machen, die sind ja auf den Arzt angewiesen.
Nach Wartezeit von einer Stunde wurde mein Bekannter zum Zimmer der Ärztin gerufen, wo diese ihm an der Tür besagten Schein huldvoll reichte, Dauer 30 Sekunden! Daß dies alles eine einzige Schildbürgerei ist, wo der Patient von oben herab wie ein Kindergartenkind um 1920 behandelt wird, das ist den Verantwortlichen dort scheinbar gar nicht bewußt. Die Machtfülle die das Gesundheitswesen hat, wird gnadenlos ausgekostet.
Besonders lachhaft in dieser Gemeinschaftspraxis, der Aufsteller mit dem Datenschutz, daß man diskret Abstand zum Vorpatienten nehmen soll. Als wir mit der „Dame“ am Tresen diskutierten, mischte sich der direkt neben uns stehende und mithörende nach uns kommende Patient ein, ohne daß die Tresendame ihn auf den Datenschutz aufmerksam machte. Einfach lachhaft das ganze Getue mit dem Datenschutz, wenn andere Patienten mithören können und ihren Senf in private Patientenangelegenheiten dazu geben können.
In den 90er Jahren war ich selbständig mit einem Laden und hatte auch zeitweise Personal. Wenn ich solch Personal beschäftigte hätte, wären mir die Kunden davon gelaufen, aber solche Typen hätte ich sowieso nicht angestellt, völlig ausgeschlossen! Da hieß es, der Kunde ist König, und dummfrech den Kunden gegenüber werden, ist nicht.
In dieser besagten Gemeinschaftspraxis war das vor rund 10 Jahren noch anders, als ich meine Mutter dort öfter hinfuhr und sie von dem Chirurgen Herrn Bundz behandelt wurde, Auch waren die Mitarbeiterinnen damals nett und fürsorglich. Auch gab es diesen Bürokratismus damals noch nicht so krass. Schade, daß diese Zeiten scheinbar vorbei sind.
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