Dieser Mitschüler war ein schmächtiges Kerlchen, total unterernährt und vernachlässigt, er kam aus einer Familie mit 8 Geschwistern. Die Lehrer nahmen damals keine Rücksicht auf die Familienverhältnisse und besonders ein brutaler Sportlehrer verlangte von diesem Jungen die gleiche sportliche Leistung wie von einem wohlgenährten Schüler. Ja es ging sogar soweit, daß dieser Sportlehrer diesen Hänfling sogar gegen den besten Boxer der Klasse boxen ließ. Das Ergebnis war klar, nach wenigen Sekunden lag Horst auf dem Boden, zusammengeschlagen von einem weit überlegenem Gegner. Ich kann mich noch gut an das Grinsen dieses brutalen Lehrers erinnern, übrigens einem durch und durch sich kommunistisch gebenden Lehrers, der uns mit seinen SED-Parolen drangsalierte und dadurch das Gegenteil erreichte. Ich jedenfalls war abgestoßen von der SED und trat auch später nie in diese sozialfaschistische Partei ein, deren Mitglieder, wie dieser Lehrer, an SA-Leute erinnerten.
Der Nachhilfeunterricht fand bei mir zuhause statt und es gab nicht nur Nachhilfeunterricht, sondern immer auch viel zu essen, da Horst immer Hunger hatte. Dann durfte er im Wohzimmer meiner Eltern, wo der Fernseher stand, zusammen mit mir Fernsehen gucken, das Kinderprogramm, den Film von Professor Flimmrich. Horst´s Eltern hatten in den 60er Jahren natürlich keinen Fernseher und so war es für Horst immer eine Freude, dieser Nachhilfenachmittag.
Vor einiger Zeit klingelte es bei mir, es war dieser Horst. Nach über 55 Jahren hatte er meine Adresse heraus bekommen und besuchte mich. Die Freude war auf beiden Seiten. Er erzählte mir, daß er alte DDR-Indianerfiguren aus den 50er Jahren sammle und durch meinen Blog erfahren hatte, daß ich meine alten Indianer und Cowboys noch hatte, siehe:
Er würde die Indianer gerne kaufen, hätte aber kaum Geld. Da ich mich schlecht von meinem alten Kinderspielzeug trennen kann, sagte ich ihm, daß ich diese nicht abgeben würde. Nun bettelte er aber, ob ich ihm nicht doch welche geben könne, als er sie sah, als ich sie hervor gekramt hatte. Er würde mir auch gern im Garten helfen, da er das gut kann. Da ich gesundheitlich nicht mehr auf der Höhe bin und eine Hilfe gebrauchen kann, ließ ich mich breitschlagen und er konnte sich eine stattliche Anzahl von Indianern aussuchen. Er versprach mir, daß er ein paar Tage später dann kommen würde und als Gegenleistung Gartenarbeiten machen würde. Wir gingen in den Garten und besprachen die Arbeit.
Auf Horst warte ich heute noch! Auch die Telefonummer, die er mir nannte, stimmte nicht. Da war ich einem mittlerweile betrügerischem Horst herein gefallen. Wer weiß was ihn in den vergangenen über 55 Jahren geprägt hatte, daß er so ein Verhalten jetzt an den Tag legt. Vergessen war die jahrelange Unterstützung durch mich und meine Eltern.
Alte Filmaufnahen aus meiner Kindheit in Dessau-Ziebigk 1958/59
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