Samstag, 9. Februar 2019

Faschistische volksfeindliche Praxis: Die SED-Machthaber auf den Kreis-Ebenen in der DDR

Es hat mich sehr die Blogleserzuschrift von A. Brescio zu der Angelegenheit der Jobcenter-Schikane, siehe:  http://barrynoa.blogspot.com/2019/02/neues-im-fall-jobcenter-dessau-rolau.html beeindruckt und die Quintessenz kann ich nur bestätigen, daß es eine unheilvolle Kontinuität von preußischem Drill, Untertanengeist und Brutalität gegenüber Schwachen von Seiten der spießbürgerlichen Deutschen, denen man Machtmittel in die Hand gibt, angefangen zu Zeiten des preußischen Soldatenkönigs bis in die Jetztzeit, gibt. 

Schon Napoleon stellte dies fest. Bekannt ist dieser Spruch über die Deutschen: "Es gibt kein gutmütigeres, aber auch kein leichtgläubigeres Volk als das deutsche. Zwiespalt brauchte ich unter ihnen nie zu säen. Ich brauchte nur meine Netze auszuspannen, dann liefen sie wie ein scheues Wild hinein. Untereinander haben sie sich gewürgt, und sie meinten ihre Pflicht zu tun. Törichter ist kein anderes Volk auf Erden. Keine Lüge kann grob genug ersonnen werden: die Deutschen glauben sie. Um eine Parole, die man ihnen gab, verfolgten sie ihre Landsleute mit größerer Erbitterung als ihre wirklichen Feinde."   
Auch Napoleon zugesprochen: „Ihr solltet Euch in Grund und Boden schämen“! 

In Grund und Boden schämen sollten sich auch solche Sachbearbeiter in den Jobcentern, die Schwerkranke so drangsalieren, wie es im Jobcenter Dessau-Roßlau geschieht, siehe der Umgang mit der krebskranken Frau oder mit S.N.

A. Brescio trifft den Nagel auf den Kopf mit seinen Zeilen: „Nach 1990 da setzten sich sehr viele SED-Verantwortliche in die neu geschaffenen Arbeitsämter der neuen Bundesländer ab und sie behielten das bei was sie am besten konnten: das Volk schikanieren und brutal behandeln. In den Arbeitsämtern hatten sie dazu wieder die Machtmittel in der Hand, was in der freien Wirtschaft nicht der Fall gewesen wäre.... Jürgen Fuchs hat recht, wenn er von der „SS-Haftigkeit“ und der Kontinuität zweier deutscher Diktaturen spricht.“

Das kann ich nur bestätigen, daß die volksfeindlichen SED-Funktionäre auf der Kreisebene nach der Wende nahtlos in die Ämter der Bundesrepublik übernommen wurden, Ämter, wo sie weiter die Menschen schikanieren konnten, wie sie es schon 40 Jahre getan hatten. 

Die kleinen SED-Büttel auf den unteren Ebenen waren eilfertigere Hardliner als die Berliner Spitze des Staates. Einem Markus Wolf, einem Johannes R. Becher, einem Alexander Schalck-Golodkowski, einer Wilhelmine Schirmer-Pröscher (allerdings LDPD!) kann man nur gutes nachsagen, obwohl sie an der Spitze der DDR standen. Ganz, ganz oben standen sie allerdings nicht, dort standen weit weniger menschliche Typen. 

Bestes Beispiel für die Volksfeindlichkeit der unteren SED-Bonzen war der Beschluß der Regierung der DDR Anfang der 70er Jahre, daß auch Nichtrentner bei dringenden Familienangelegenheiten in den Westen reisen dürfen, ein durchaus humanes Anliegen der damaligen DDR-Staatsoberen, welches allerdings bei den kleinen SED-Bütteln unten immer wieder sabotiert wurde. 

Als meine liebe Oma, die in Westdeutschland wohnte, sehr schwer krank wurde und die Ärzte des Krankenhauses uns mehrere Atteste sendeten, siehe Scan, daß Oma Martha nur noch kurze Zeit zu leben hätte, da war das Gesetz gerade ein paar Wochen alt, daß mein Vater als Sohn hätte zu ihr fahren dürfen. Mein Vater stellte den Antrag sofort, statt aber die Reisegenehmigung zu bekommen, wurde er zur SED-Kreisleitung bestellt, zum damaligen Chef, einem spießbürgerlichen Typen namens Karl Hertel, siehe Foto (der Herr im hellen Mantel). 


Trotz Attest kein Erbarmen seitens der SED-Kreisleitung Dessau. Erst nachdem meine Oma tot war, siehe Telegramm, durfte mein Vater zu ihr




Statt meinem Vater sein Bedauern über die Krankheit der Mutter auszudrücken, hielt er meinem Vater eine Standpauke, brüllte ihn an, daß er als Wirtschaftswissenschaftler so einen Besuchsantrag nicht zu stellen hätte, auch wenn ihm das gesetzlich zustände und machte meinen Vater herunter, drohte mit beruflichen Konsequenzen (die dann später auch eintraten, er wurde arbeitslos!). Hertel meinte, daß die Krankheit meiner Oma so schlimm wohl nicht sei. Das erinnert mich sehr an die Bemerkungen der Kretschmann, die trotz schwerer Krankheit den S.N. ins Jobenter bestellte und wenn er fernbleiben würde, ihm Sanktionen ankündigte. Wie sich die Verhalten doch ähneln!

Der lange Arm der SED-Kreisleitung reichte weit, mein Vater bekam keinen Reisepaß für den Besuch seiner Mutter. Wir waren zuhause geschockt, da immer dringlichere Anrufe aus dem Krankenhaus kamen, daß Oma immerzu nach ihrem Sohn rief, denn sie spürte den nahenden Tod. Vater sah nur einen Ausweg, eine Eingabe bei Honecker in dessen Bürgerbüro. Von dort kam grünes Licht, aber die Typen der SED-Kreisleitung nahmen es mehr als übel, daß mein Vater sich über Dessau beschwert hatte. Vater durfte fahren, aber ehe die Stempel etc. unter den Papieren waren, da war Oma gestorben, ohne daß sie ihren Sohn noch einmal gesehen hatte, was sie sich so sehnlich gewünscht hatte, siehe Scan. Vater durfte eine Woche dort bleiben und es blieb ihm nichts anderes übrig als nur noch die Beerdigung zu organisieren. 

Diese miese deutsche Mentalität der Büttel auf unteren Ebenen aus Niedertracht bestehende Gesetze noch zu verschärfen oder gar zu unterlaufen, diese Mentalität zieht sich durch die deutsche Geschichte wie ein roter Faden. Nach 1945 hätten die Siegermächte die Möglichkeit gehabt die Deutschen umzuerziehen. Anfänge waren mit der Reeducation gemacht (Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Reeducation ), aber leider wieder nach kurzer Zeit abgebrochen, so daß sich deutscher Ungeist ungehindert fortsetzen konnte, sowohl in Westdeutschland wie auch in der DDR.
Diese Mentalität des Tretens nach unten, durch formale Auslegung von Vorschriften zum Nachteil der Bürger, die ist vielen Deutschen die ein kleines Amt bekleiden oder die meinen sie könnten bestimmen, immer noch eigen.

Auch kann ich sehr nachvollzuziehen was A. Brescio zu den Schikanen im DDR-Strafvollzug schrieb. Dieser Strafvollzug war absolut nicht sozialistisch oder gar kommunistisch, sondern voll in der preußisch-militaristischen Tradition, welche auch bei den Nazis beliebt war, wenngleich ich auch anderes über die Gefängnisse in der NS-Zeit hörte, so konnte z.B. der Maler Walter Timmling in seiner Zelle malen und dies sogar mit Oelfarben. Hätte man das in DDR-Gefängnissen gekonnt?

Schaut man sich die von mir gemachten Fotos aus den 1970er Jahren an und vergleicht sie mit Fotos von Aufmärschen der Nazis, dann wird man viele Gemeinsamkeiten feststellen.


Man hätte mitmarschieren sollen, zum 1. Mai, wie die vielen angepaßten DDR-Bürger (siehe Foto von der 1. Mai - Demonstration in Dessau 1972). Mir hatte es allerdings schon gelangt, daß man als Schüler und Auszubildender dazu gezwungen wurde an diesem Tag durch die Stadt zu latschen und das Regime hochleben zu lassen. Widerlich das Ganze, zumal man stundenlang vorher an Stellplätzen stehen mußte, ehe los marschiert wurde. Wenn man Pech hatte, dann wurde einem noch eine Fahne in die Hand gedrückt, die man die ganze Zeit tragen mußte. Ab 1972, als Erwachsener, war Schluß für mich mit diesem Mumpitz. Ich marschierte bis zum Ende der DDR nie mehr mit. In Betrieben, wo ich auch in der DDR-Zeit angestellt war, wurde dies immer sehr negativ gesehen. 

Die angepaßten Typen, die all dies mitmachten, wie Marschieren zum 1. Mai, Mitglied der Kampfgruppen oder der Zivilverteidigung sein und ähnlicher widerlicher Organisationen, die bekamen natürlich bessere Arbeitsstellen und hatten mehr Geld auf dem Gehaltsstreifen. Einige Jahre gab es sogenannte Jahresendprämie in etlichen Betrieben. Die bekam ich nie, denn um diese zu bekommen mußte man im Betrieb auch gesellschaftlich tätig sein, was ich nicht machte.



Abstoßend auch die Militarisierung im DDR-System. Gelöbnisse mit Vereidigung der NVA-Soldaten fanden jahrelang auf öffentlichen Plätzen statt, siehe Foto. Die Nazizeit ließ im Geiste schön grüßen! 


Ebenso abstoßend die Aufnahmerituale in die SED. Als Bildreporter bei der Liberaldemokratischen Zeitung mußte ich dort des öfteren fotografieren, nun nicht wegen der Aufnahme in die SED, sondern wenn dort Leute wie die ehemaligen Verfolgten des Naziregimes Nagel und Pippig Reden hielten, siehe Fotos (Nagel am Rednerpult und Pippig überreicht jungen SED-Genossen die Parteibücher) oder mal ein anderer Prominenter sprach, z.B. ein sowjetischer Konsul 1974 (ein Georgier) wie auf dem Foto. 



Zum Glück gab es derlei halbreligiöse Weihe in der Liberaldemokratischen Partei nicht, in die ich eintrat. Man wurde Mitglied und fertig und Verpflichtungen gab es auch keine, außer dem Bezahlen des Monatsbeitrages. Zu Versammlungen konnte man gehen, mußte aber nicht, und so verbrachte man lieber seine knappe Freizeit anders als in irgendwelchen sinnlosen Versammlungen zu sitzen. 



Eine üble Sache war auch die „Singebewegung“. Während Jugendliche mit Rückgrat sich für die freiheitlichen Songs der 68er Bewegung oder der Libertinage („Street fighting man“, I`m free) begeisterten, traten die absoluten DDR-Hardliner unter den Jugendlichen in sogenannte „Singeklubs“ ein und sangen dort pseudorote Lieder, siehe Foto (ein Auftritt des Dessauer Singeklubs „Freundschaft“). Wer dort mitsang und damit für den sozialfaschistischen Staat agitierte, der hatte beruflich später keine Sorgen, denn dies waren die dem Regime genehmen Jugendlichen und die wurden bis zum Gehtnichtmehr gefördert.

Was nun die praktische immer wieder propagierte deutsch-sowjetische Freundschaft anlangte, so stand diese nur auf dem Papier. Die in Dessau stationierten Sowjetsoldaten wurden von den eigenen Chefs daran gehindert Freundschaften zu Dessauern zu pflegen. Es gab nur wenige offizielle Treffen und von sowjetischer Seite kamen da nur auserwählte Soldaten in den Genuß mal aus der Kaserne zu kommen, so wie zu dem Freundschaftstreffen während einer Woche des sowjetischen Films in der Dessauer Kino-Bar der Fortschritt-Lichtspiele. Aber frei sprechen war unmöglich, denn auf sowjetischer Seite war ein Politoffizier anwesend und auf deutscher der Sekretär für Agitation und Propaganda der SED-Kreisleitung Dr. Hartung und die Kreisfilmstellenleiterin Lissy Abdank, siehe Foto.

All dieses Establishment der DDR auf unterer Ebene hat den Bürgern mehr die DDR vermiest als die Mauer als solches, jedenfalls habe ich dies so empfunden. Eines muß allerdings klar gestellt werden, wenn von „Roten“ die Rede ist, dann handelt es sich fast immer nicht um wirkliche Sozialisten oder Kommunisten, die SED war weder sozialistisch, geschweige denn kommunistisch, sondern sie war eine zutiefst sozialfaschistisch entartete Partei, besonders ab den 60er Jahren. Während Stalin noch ein einheitliches neutrales Deutschland anstrebte, so verließ sein Nachfolger Chruschtschow diesen Kurs. Albanien und China, obwohl beide sozialistisch, sprachen sich unter Enver Hoxha und Mao Tse-tung immer für die Einheit Deutschlands aus. Auch dies war ein Grund, weshalb die DDR die politische Linie dieser Länder ideologisch bekämpfte.


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