Viele Blogleser interessiert, was es neues im Fall Kretschmann/S.N. gibt, siehe:
http://barrynoa.blogspot.com/2019/01/dessauer-jobcenter-sachbearbeiterin.html
http://barrynoa.blogspot.com/2019/01/der-fall-der-einen-schwerkranken.html
Sehr anrührend fand ich, daß Zossener und Nauener patriotisch gesinnte Stammtischbesucher 25 Euro sammelten und diese mir sendeten, mit dem Tipp mir eine Vollmacht von S.N. geben zu lassen und einen (nicht rot/grünen!) Rechtsanwalt aufzusuchen und mich für S.N. beraten zu lassen, was ich auch tat. Nochmals vielen, vielen Dank!
Typisch ist, daß so etwas nicht von rotlackierten „Linken“ kam, aber von diesen demagogischen Volksfeinden habe ich auch nichts dergleichen erwartet, sind sie doch oft die Bündnispartner der berüchtigten Verdi-Gewerkschaft, wo ein Großteil der Jobcenter-Sachbearbeiter organisiert ist.
Was das Hauptproblem ist, daß der Gesetzgeber den Sachbearbeitern es überläßt zu entscheiden ob er Hartz-IV-Empfänger drangsaliert oder nicht, ob er den Ärmsten der Armen das bischen Hartz-IV-Geld kürzt oder nicht. Tor und Tür für Willkür sind dadurch weit offen. Was im normalen Berufsleben unmöglich ist, daß ein Arbeitgeber einen Arbeitnehmer zu einem Gespräch trotz Krankenschein bestellt und der wegen seiner Krankheit nicht kommen kann, ihm deshalb das Geld kürzt, das ist mit Hartz-IV-Empfängern gesetzlich möglich. Damit sind Hartz-IV-Empfänger völlig entrechtet.
Wie mir die Rechtsanwältin Frau Elmenthaler mitteilte, kann eine Sachbearbeiterin verlangen, daß ein Hartz-IV-Empfänger trotz Krankenschein einen Termin wahrnehmen muß. Dieses Gesetz ist zutieftst menschenunwürdig, ja verbrecherisch. Praktisch ist, daß so brutal nicht alle Sachbearbeiter dieses Schandgesetz gegen Schwerkranke ausnutzen. So sprach z.B. ein Sachbearbeiter des Jobcenters Aachen davon, daß er nur Geldsanktionen aussprechen würde, bei Fällen, wo die Betroffenen sich trotz Nachfrage nicht meldeten und grundlos dem Termin fernblieben. Aber es gibt eben auch die Fälle, wo völlig gefühlose Sachbearbeiter brutal Geldsanktionen ausprechen, in Fällen wo die Betroffenen absolut nicht zu einem Jobcentertermin kommen konnten, sei es weil sie 40 Grad Fieber hatten, oder weil gerade an diesem Tag ihr Partner verstorben ist.
Die Bundesrepublik fordert von anderen Ländern die Menschenrechte einzuhalten, verletzt aber laufend selbst diese Menschenrechte und gerade die Parteien die am meisten die Menschenrechte-Fahnen hochheben, sind diejenigen, die am wenigsten sich in der Praxis für Deutsche einsetzen. Wäre S.N. ein Migrant, dann würde man nicht so mit ihm umspringen und dann würden rot/grüne Typen Zeter und Mordio schreien, und diese Typen würden S.N. unterstützen, so taten das praktisch fast nur rechtsgerichtete Deutsche.
Ausnahme der Blogleser Reiner Wahl, der kein Rechter ist.
Hier die Email des Bloglesers Reiner Wahl zu diesem Thema:
Lieber Bernd Nowack,
endlich, seit Ihrem letzen Blog, kenne ich Ihre Email-Adresse.
Gerne schreibe ich Ihnen, was ich bereits aufgrund Ihres vorletzten Blogs in o.g. Causa unternommen habe:
Da Sie annehmen, daß genannte Dame des Jobcenters Mitglied der berüchtigten verdi-Gewerkschaft sei, so habe ich bereits
vor Tagen ein Protestmail an verdi Sachsen-Anhalt verschickt. Dabei habe ich mir die Frage nicht verkneifen können, ob denn
Frau Kretschmann auch mit einem "integrierten Flüchtling" so umgesprungen wäre.
Ihr Einverständnis voraussetzend habe ich auf Ihren Blog verwiesen.
Auf Ihren Blog bin ich gestoßen als Link des www.rotermorgen.info vor etwa 2 Jahren. Seither wurde es mir zur Gewohnheit 2-3 mal
wöchentlich Ihre Seite aufzurufen. Sogar mich sehr interessierende Blogs der Jahre zuvor habe ich noch "nachträglich" gelesen.
Sowohl bei politischen Themen als auch beim Tierschutz stimme ich mit Ihnen zu 95-98% überein.
Selbstverständlich dürfen Sie mich namentlich nennen!
Mit vielen herzlichen Grüßen
Reiner Wahl ( Jahrgang 1952 )
Hier eine Email von A. Brescio, einem schon viele Jahrzehnte in Deutschland lebendem Italiener:
Werter Herr Nowak, Sie sollten mal prüfen was diese Sachbearbeiterin früher in der DDR war. Es kann natürlich auch sein, dass sie eine Spätgeborene ist, aber nach 1990 da setzten sich sehr viele SED-Verantwortliche in die neu geschaffenen Arbeitsämter der neuen Bundesländer ab und sie behielten das bei was sie am besten konnten: das Volk schikanieren und brutal behandeln. In den Arbeitsämtern hatten sie dazu wieder die Machtmittel in der Hand, was in der freien Wirtschaft nicht der Fall gewesen wäre. Lesen Sie mal das Buch über den Fall Ferruccio "Timo" Zilli, dann können Sie nachvollziehen was ich meine: Als Gefangener Timo Zilli (Gefangenen-Nr. 856082) wurde mein Landsmann, der Italiener Timo Zilli in DDR-Gefängnissen gefoltert, das von 1970 bis 1972.
Aus dem Buch:
Aus Ferrucio Zilli wurde in der DDR der Strafgefangene „Links". „Links" wie die Anordnung der Pritsche. Nach einem schikanös festgelegten Zellenreglement muß alles seine Ordnung haben: Der Zahnputzbecher hat rechts am Waschbecken zu stehen, der Stiel der Zahnbürste muß von rechts nach links gehen, die Borsten haben nach links zu zeigen. Nachts sind die Kleider — Naht auf Naht — zu einem Päckchen auf den Schemel zu legen, die Pantoffeln in vorgeschriebenem Winkel im Hosenschlitz. Timo Zilli weiß noch heute alle Details. Er hat oft genug Prügel gekriegt, weil er sie nicht beachtete. Zum Schlafen dürfen die Füße nicht zugedeckt werden. Wer dennoch die Zehen unter die Decke steckt, wird von den Kontrollposten unsanft geweckt. Immer noch schläft Zilli mit unbedeckten Füßen.
Der Gefangene „Links" hat nicht nur mit der preußisch-militärischen Ordnung zu kämpfen, sondern auch mit seinem „großen Maul". Er ist untaktisch, impulsiv, renitent bis zur Selbstzerstörung. Immer wieder sticht er in die Wunde: „Ihr seid wie eure Vorfahren. Ihr habt nichts gelernt", beschimpft er die Posten und Vernehmer — für die „antifaschistische DDR" die schlimmste Provokation. Timo Zilli wehrt sich gegen die Prügel. Er schlägt mit einem Stuhlbein zurück und lernt Zelle 36 des Pankower Gefängnisses kennen — die Folterzelle nennen sie die Gefangenen. Mit dem Bauch wird er auf eine schmale Holzpritsche gepreßt, seine gefesselten Hände und Füße über dem Rücken zusammengebunden. Papageienschaukel heißt diese aus vielen Diktaturen bekannte Foltermethode, bei der nach Stunden der Ermüdung der Körper auf dem Rippenbogen hin und her schaukelt. Aus den Nachbarzellen tönen die Schreie der anderen Gefangenen.
Timo Zilli "Folterzelle 36 Berlin-Pankow - Erlebnisbericht einer Stasihaft", Edition Hentrich, 1. Auflage 1993 ISBN 3-89468-060-1
Aus dem Vorwort von Christian Pross (Behandlungszentrum für Folteropfer) - Berlin im Februar 1993:
Timo Zillis besonderes Verhängnis waren sein italienisches Temperament und sein politischer Scharfsinn. Die Wärter waren deutschen Untertanengeist gewohnt. Doch hier war einer, der sich wehrte, der sich auflehnte gegen sinnlose pedantische Ordnungsrituale, der eine uniformierten Gegenüber "Nazis" nannte; hier war ein italienischer Sozialist, der die Vernehmer in Diskussionen über die Verlogenheit ihres Sozialismus verwickelte.
Robert Havemann, der diese spezifisch deutsche von Aufsehern aus Nazi-Haftzeiten kannte, hatte seine Dissidentenfreunde in der DDR gewarnt:
Verhält man sich diesen Typen gegenüber zu renitent, dann kann das tödlich sein...
Sind die Ereignisse in Rummelsburg oder Pankow einzelne Ausrutscher gewesen oder fügen sie sich in einen Zusammenhang? Man soll historische Parallelen nicht überstrapazieren. Die Schilderungen des Timo Zilli zeigen aber, daß die Reitstiefel und der Stechschritt keine zufälligen Erscheinungen der DDR waren. Zu diesen Formen gehörte ein Inhalt. Jürgen Fuchs hat von der "SS-Haftigkeit" seiner Stasi-Verfolger gesprochen, von einer Kontinuität zweier deutscher Diktaturen seit 1933.
Er, der DDR-Gefängnisse von innen kennt, attestiert den Aufzeichnungen von Timo Zilli, daß jede Zeile daran stimmt. Immer wieder hören wir von unseren Patienten im Berliner Behandlungszentrum ähnliche Geschichten aus DDR-Haftanstalten wie die von Timo Zilli.
Jürgen Fuchs hat recht, wenn er von der „SS-Haftigkeit“ und der Kontinuität zweier deutscher Diktaturen spricht. Vergessen hat er allerdings, dass dies bei weitem nicht in der Bundesrepublik überwunden wurde, Zuviele der ehemaligen Menschenknechter sind jetzt wieder in Positionen wo sie ihren preußisch-militärischen brutalen Ungeist weiterhin ausleben können und außerdem steckt dieser Ungeist noch in vielen Deutschen, wie mein Landsmann Silvio Berlusconi, der große freiheitliche italienische Politiker, als Abgeordneter des EU-Parlaments dem damaligen EU-Ratsvorsitzenden Martin Schulz und späteren SPD-Kanzlerkandidaten an den Kopf knallte, dass er gut in einem Film einen KZ-Aufseher abgeben könnte.
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