Freitag, 15. November 2019

Lumpenproleten ohne Klassenbewußtsein

Gestern telefonierte ich lange mit einem Mitglied der Tierbefreiungsszene, der sich für ein großes Paket mit veganen Waren sehr herzlich bedankte, Waren die ein Supermarkt mangels Nachfrage nicht verkaufen konnte und die sonst vernichtet worden wären. Eigentlich war das Paket für jemanden anderen bestimmt gewesen, aber in letzter Minute zeigte dieser Typ sein wahres Gesicht, das Gesicht eines Charakterlumpen und wüsten Pöblers.

In diesem Gespräch ging es auch, aber nicht nur, um diesen Typen, den der Tierbefreier treffend charakterisierte: Lumpenprolet ohne Klassenbewußtsein. Er führte auch ein Beispiel seines Wohnungsnachbarn an, der auch zu dieser Kategorie gehört. Dieser Mann ist kurz über 60, Hartz-IV-Empfänger und AfD-Fan, spendet auch für diese Partei. Diesen Lumpenproleten (nicht damit gemeint, daß dieser Typ Lumpen anhätte, sondern ein Lump ist)  interessiert absolut nicht, daß die AfD gegen das Konzept der eingeschränkten Soliabschaffung im Bundestag gestimmt hat, da die AfD nicht will, daß sehr Reiche weiterhin den Soli bezahlen müssen. Diese unsoziale Partei setzt sich also für diese geschätzten 6,5 % der Bevölkerung ein, die wegen ihres Reichtums weiterhin den Soli bezahlen müssen und fordert die Abschaffung des Soli auch für diese Reichen.

Mein Bekannter kann auch nur über diesen Lumpenproleten den Kopf schütteln, der im Haus mächtig über die Partei „Die Linke“ hetzt, die Partei, die für die Grundrente, die jetzt beschlossen worden ist, nicht 35 Beitragsjahre fordert, sondern nur 25 Jahre und die für alle anderen Grundsicherungsempfänger einen Monatsbetrag von 1000 Euro fordert. Mein Bekannter fragte den Lumpenproleten, wieviel Beitragsjahre er denn hätte und die Antwort waren: 27 Jahre. Daß „seine“ AfD für solche Typen, Langzeitarbeitslose, Hilfsarbeiter etc. nichts über hat, scheint diesen Mann nicht zu kümmern, auch nicht, daß die nicht mal eine Grundrente mit 35 Jahren befürworten, geschweige denn, daß von denen zu erwarten ist, daß sie Verbesserungen für Hartz-IV-Empfänger und Sozialhilfeempfänger wollen, ganz im Gegenteil. 

Da spendet dieser Typ von seinem Hartz-IV-Geld nun noch für die AfD, wie verkommen kann man denn nur sein, einer Partei, die gegen die Interessen seiner eigenen Klasse handelt und das ziemlich extrem, noch extremer als es die bürgerlichen Parteien eh schon tun, sogar noch die FDP darin übertreffend.

Bei all dem mußte ich an den dummen Obdachlosen in den 1990er Jahren denken, der FDP wählte, weil er Genscher so gut fand, obwohl diese Partei gerade für Obdachlose am wenigsten über hatte. Aber ich mußte auch an einen erzgebirgischen Pseudo-Tierschützer denken, der als Arbeitsloser Mitglied der CDU wurde und der heute als Sozialempfänger in seinem Blog Propaganda von rechten Seiten veröffentlicht, die sehr AfD-lastig sind, einer AfD, die gerade nicht die Interessen der unteren Klasse vertritt und die der Tierrechte schon gar nicht. Einen klassenbewußten Proletarier würde solches nicht passieren, aber natürlich entwurzelten Lumpenproleten. Darin war ich mir mit meinem Telefongegenüber einig. 

Lumpenproletariat, Definition, Auszug aus Wikipedia:

„Der Begriff Lumpenproletariat wurde von Karl Marx geprägt und bezeichnet jene Vielfalt an Menschen mit unterschiedlicher Klassenherkunft, insbesondere jedoch Proletarier die auf das unterste Ende der Gesellschaft herabgestiegen sind oder aus ihm stammen und keiner typischen Lohnarbeit nachgehen. Politisch sind sie für Marx aufgrund ihrer Lebenslage oftmals unzuverlässig, passiv und reaktionär.

Im Kommunistischen Manifest beschrieben Marx/Engels die subproletarischen Gruppen als „passive Verfaulung der untersten Schichten der alten Gesellschaft“. Wenn sie auch in der von den Autoren erwarteten proletarischen Revolution „stellenweise in die Bewegung hineingeschleudert“ werden würden, so würden sie doch ihrer ganzen Lebenslage nach „bereitwilliger sein, sich zu reaktionären Umtrieben erkaufen zu lassen“. Als „Mobilgarde“ der Reaktion sah Marx im Lumpenproletariat eine Gefahr. Dass sich das in seiner Zusammensetzung sehr heterogene „Lumpenproletariat“ nicht wie die Industriearbeiterschaft organisieren lasse, ein geringes Bewusstsein seiner Interessenlage habe und offen für Bestechung durch den Klassengegner sei, sah man in der Arbeiterbewegung als Problem.“

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