Samstag, 19. Juli 2014

Das Zerwürfnis von Max Dennhardt mit seinem Bruder Oscar


Max Dennhardt

Zwei Blogleser mailten bzw. telefonierten mich gestern an, und fragten, ob ich denn nicht noch mehr zu dem Schicksal meines Urgroßvaters Max Dennhardt wüßte, bzw. wie es kam, daß er so gegenüber seinem Bruder benachteiligt wurde und weiterhin, ob es diese Druckerei des älteren Bruders noch gäbe, etwa in Höchstadt an der Aisch, so die Frage eines Heimatforschers aus dem Süden unserer Republik? Letzteres kann ich mit einem Satz beantworten: Ja, dieses Druckhaus gibt es noch immer und es ist selbiges was Sie vermuteten, werter Herr Sch.

Zu der Benachteiligung meines Urgroßvaters Max kann ich noch mehr schreiben, alles aus mündlichen Quellen meiner Großmutter Gertrud Dennhardt und meiner Tante Therese Dennhardt, letztere, die bis zuletzt meinen Urgroßvater gepflegt hatte, als er an Magenkrebs schwer leidend, zuhause bis zum Ende ohne wirksame Schmerztherapie, siehe den Link unten, sein Ende erleben mußte. Wie ich weiß, war der ehemals korpulente und stattliche Mann zu einen Skelett abgemagert und meine Tante Therese hatte keine Mühe ihn wie ein kleines Kind auf dem Arm zu nehmen um ihn umzubetten.

Daß Max vom Leben enttäuscht war und von der Ungerechtigkeit auf Erden, was ihn nicht mehr an einen liebenden und gerechten Gott glauben ließ, das ist verständlich, denn das Leben zeigte und zeigt ja immer wieder, das gerade die größten Lumpen ein schönes Leben geschenkt bekommen, wohingegen das Schicksal gegen Unschuldige hart zuschlägt.

Während nun mein Urgroßvater Max als jüngerer Bruder unter Qualen zeitig aus dem Leben schied, lebte noch viele Jahre sein 10 Jahre älterer Bruder Oscar in Wohlstand und Gesundheit. Das Sterbedatum dieses Oscar ist mir nicht bekannt, da die Familie Dennhardt aus gutem Grund keinen Kontakt mehr mit diesem Menschen wünschte, aber in den 1940er Jahren lebte er zumindestens noch im Alter von Mitte 80, dies ist amtlich. Weshalb kein Kontakt mehr mit diesem Zweig der Familie Dennhardt?

Als Max 3 Jahre alt war und Oscar 13 Jahre alt, da starben die Eltern der beiden und beide wurden Vollwaisen. Während nun Oscar schon ein cleverer Jugendlicher war, war der kleine 3jährige Max von dem Tod der Eltern, besonders seiner Mutter, schwer getroffen, was verständlich ist, denn ein 3jähriger braucht die Mutter wie eine Blume das Wasser. Beide kamen in eine Pflegefamilie, welche auch die Vormundschaft ausübten und das Vermögen verwalteten. Während sich Oscar bei den Pflegeeltern schon sehr gut durchsetzen konnte, auch auf seine Rechte pochte, besonders als er noch ein paar Jahre älter war, so konnte dies verständlicherweise der kleine Max nicht. Was Max zeitlebens beschäftigte und auch traumatisiert hatte, das war, daß der ältere Bruder egoistisch nur an sich dachte, sich nicht für seinen kleinen Bruder einsetzte, ganz im Gegenteil, geschenkte Süßigkeiten von Nachbarn nahm er dem kleinen Bruder noch ab, so auch einmal einen großen Engel aus Schokolade der unter dem Weihnachtsbaum lag und der für Max gedacht war. Da war Oscar schon 17 und Max erst 7 Jahre alt.

Ganz übel erging es Max als Oscar volljährig wurde, er aber immer noch ein Kind war, da hatte Oscar das Recht über die Finanzen mitzubestimmen und schamlos verpulverte er das Geld welches eigentlich für die Pflege, Erziehung, den Lebensunterhalt und die Ausbildung von Max bestimmt war. Oscar wurde Buchdrucker und nach einer Zwischenphase als Musiknotensetzer in Hamburg, wo er den kleinen Max mitnahm, da war auf einmal angeblich das Vermögen der Eltern alle und Max erlebte schwere Jahre in Armut. Statt auch einen Beruf seiner Passion - er war literarisch interessiert und sensibel - steckte man ihn in eine Werkzeugmacherlehre, dies auch auf Anordnung seines Bruders. Das Proletenmilieu dort und die schwere ausbeuterische Arbeit, von früh um 6 bis abends 6 Uhr, war eine schwere Bürde für Max und er konnte diese Schofligkeit nie seinem Bruder verzeihen, der damals ein schönes Leben führte, sich gute Anzüge und Besuche in Ausflugsgaststätten leistete und eine Druckerei aufmachte, wie Max immer wieder mit Bitterkeit erwähnte, wahrscheinlich mit dem Geld der Eltern, welches angeblich aufgebraucht war und es angeblich nicht mehr reichte um Max eine angemessene Ausbildung zu finanzieren.

Bei der Werkzeugmacherlehre war es so, daß überhaupt kein Lehrgeld bezahlt werden mußte, sondern im Gegenteil der Meister auch noch Unterkunft und Essen bezahlte. Dies war dann auch dementsprechend ärmlich und schäbig - eine elende Zeit für meinen Urgroßvater ab dem 14. Lebensjahr. Das Vormundschaftsgericht prüfte ja auch damals mal, aber auch sehr oberflächlich, aber es hieß, daß da mal eine Amtsperson monierte, daß Gelder für das Mündel Max von Oscar zweckentfremdet wurden. Der hatte dann aber wohl, so die Überlieferung, angegeben, daß das Geld in der Druckerei mit investiert wäre, und es Max bei Volljährigkeit zur Einrichtung eines Haushaltes und eventueller Ehe ausgehändigt bekäme. Zeitlebens sah Max nie etwas davon. Verbittert unternahm er auch nichts gegen seinen Bruder, gerichtlich oder per persönlichem Anschreiben, sondern er brach den Kontakt mit ihm ab. Seine sonst von ihm sehr geschätzte Tochter Martha und seine Lieblingsenkelin Hanni, siehe meine gestrige Erinnerung, besuchten ein paar mal seinen Bruder und dessen Sohn, der später die Druckerei und das Verlagshaus übernahm, das nahm er sehr übel. Aber da er den „Schuldigen“ in dem angeheirateten Ehemann Paul Zier seiner Tochter Martha sah, verzieh er ihnen.



Besonders empört war Max, als er hörte, daß sein Bruder und dessen Sohn den alleinigen Anspruch auf das Dennhardtsche Wappen erhoben, sie sich mit dem Wappen schmücken wollten, es für ihr Geschäft nutzen wollten. Als Erstgeborener beanspruchte Oscar es für sich allein, sprach Max und dessen Nachkommen die Nutzung ab, was vollkommener Unsinn war, denn es ging ja nicht um einen Adelstitel, sondern nur um ein Ritterwappen ohne Erbfolge. Hinter dem Rücken von Max und dessen Kindern hatten sich die Höchstadter Dennhardts mit dem damaligen Landgerichtsrat Dr. Dennhardt aus Leipzig in Verbindung gesetzt und dort den Nachweis eingereicht, daß sie von der Ritterfamilie Dennhardt abstammen und daraufhin das Wappen zugesprochen bekommen. Auch in der Kriegszeit, als mein Urgroßvater schon tot war, sein Bruder aber noch lebte, es Oscar finanziell gut ging, denn er druckte, bzw. sein das Druckhaus übernommener Sohn, für den Nazistaat amtliche Sachen, wie auch Lebensmittelkarten, da dachte er nicht daran, seine Schuld mal ein wenig wieder gut zu machen, seine Nachkommen dann während der Nachkriegszeit schon gar nicht mehr, sie meinten es wäre allein der Tüchtigkeit von Oscar zuzuschreiben gewesen, daß sie diese Druckerei hätten. Da im Westen Deutschlands gelegen, wurde natürlich auch nicht enteignet, was den Erben von Max passiert wäre, die in der DDR lebten, hätte er das ihm zustehende Geld bekommen und er eine Druckerei aufgemacht, was er viel lieber getan hätte, als als Werkzeugmacher arbeiten zu müssen.

Es ist etwas Entsetzliches um die Ungerechtigkeiten, die hierzulande gang und gäbe sind, wenig Wahrheit, lauter Falschheit.
Theresia von Avila (1515-1582)

Reichtum ist ein Unrecht, das man gutzumachen hat.
Charles de Secondat, Baron de la Brède et de Montesquieu (1689-1755)

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