- Jean-Paul Sartre -
Vor einiger Zeit schnitten französische Tierbefreier etliche Kaninchenkäfige einer Großmastanlage auf und an die 100 Kaninchen sprangen in die Freiheit. Daß dies auch in Frankreich eine Straftat ist, ist bekannt, schaut man sich aber an, wie diese Kaninchen dort in den Käfigen gehalten wurden, dann relativiert sich alles und man fragt sich, wer die größeren Verbrecher sind, die, welche Tiere in engen Käfigen halten, oder diejenigen, denen es gelingt ein paar wenige Kaninchen zu befreien? Die Kaninchen wurden kurz vor dem Schlachten befreit, also war der Schaden für die Halter natürlich groß, aber auch da relativiert sich ein „Schaden“, denn allein in dieser Anlage kamen auf fünf Kaninchen eines, welches diese KZ-Haft in den engen Käfigen nicht überstanden hatte, vor der Schlachtung schon dort elendiglich verreckt war. Von dieserart Schaden sprachen natürlich die Massentierfabrikbesitzer nicht, desto mehr von dem Schaden, der ihnen durch diese Tierbefreier entstand. Strafverfahren gibt es selbstverständlich in einer kapitalistischen Gesellschaft, wie der französischen und analog auch der deutschen, keine, wegen der in der Haltungszeit verreckten Tiere, wegen nicht artgerechter Haltung, sondern Strafverfahren haben nur Tierbefreier zu erwarten.
Das sind die Fakten und nun nimmt man doch an, daß zumindestens Tierschützer die im Internet auf „Tierschutzseiten“ schreiben, sich zumindestens moralisch auf die Seite von Tierbefreiern stellen, aber das Gegenteil ist der Fall, zumindestens gibt es solche Leute die in einem Forum schreiben, welches sich den Veganismus und den Tierschutz auf die Fahne geschrieben hat. So schreibt ein solcher User namens Hubert von Wenzl an Leute, die sich der Tierbefreiung verschrieben haben:
„Und betreffs Eures Eigenlobs und Eurer selbstbeweihräucherten Tierbefreiungsaktionen sind diese ja durchaus bewunderns - und auch anerkennenswert, jedoch steht auch immer die Frage im Raum, was wohl letztlich mit den Tieren geschieht, die aus Tierversuchslaboren oder Massentierhaltungsfabriken Eurerseits befreit werden. Denn nicht immer gelangen diese befreiten Tiere in gute, liebevolle und fürsorgende Hände, sondern werden von Tierbefreiern nicht selten leider auch einfach nur ausgesetzt und haben dann in der Natur keinerlei Überlebenschance. Aber ich kann mir schon denken, wie es diesbezüglich in Euren Köpfen tickt, denn angeblich ist es ja für das Tier hundertmal besser, in Freiheit eines jämmerlichen Todes zu sterben statt weiterhin in Gefangenschaft leben und leiden zu müssen.“
Ja, „tickt“ es noch, Herr von Wenzl? Scheinbar finden Sie es für die eingekerkerten Tiere besser, daß sie in engen Käfigen vegetieren müssen, statt in der Freiheit zu mindestens eine Chance zum überleben haben? Daß auf diese gequälten Tiere nur das Schlachthaus wartet, finden „Tierfreunde“ und Veganer, wie dieser von Wenzl, besser als die Freiheit, die natürlich auch gefährlich ist? Aber das wichtigste Gut im Leben von Menschen und Tieren ist immer die Freiheit, das können natürlich nur die verstehen, denen die Freiheit genommen wurde und die sich nach Freiheit sehnen, nicht bourgeoise oder gar adelige Typen, die das unverdiente Glück hatten in Freiheit leben zu können und Unfreiheit nicht kennen.
Wie damals die französischen Tierbefreier berichteten, sprangen bei der Befreiung diese Kaninchen mit großer Freude in die freie Natur, betraten mit ihren durch die Eisenroste geschundenen Pfoten zum ersten Male Rasen, knabberten zum ersten Male in ihrem Leben an Grünpflanzen, denn vorher kannten sie nur künstliche Pellets. Ein sogenannter Tierschützer wirft genau dies Tierbefreiern in diesem Forum vor, so zu ticken, daß die Freiheit trotz aller Gefahren dort für ein solches Tier immer noch tausendmal besser ist als in Gefangenschaft zu leiden und dann geschlachtet zu werden. Artgerecht, hochadeliger Herr von Wenzl ist nur die Freiheit!
Nun fragt sich, wieso ein Mensch so denkt, der sich Tierfreund schimpft und in Tierbefreiern seine Feinde sieht, die er mit Polemik bekämpft! Ganz einfach, dieser Tierfreund ist ein Katzenfreund, hat selber zumindestens eine Katze und agitiert mächtig für das Wohl von Katzen, die er natürlich nicht in engen Käfigen das ganze Leben eingezwängt sehen möchte, wie das diese Kaninchen aushalten müssen, und sieht natürlich die Ernährung seines Kuscheltieres gefährdet, denn Kaninchen, Hühner, Puten, Schweine, Rinder, alles sind Tiere, die in den Büchsen der Katzennahrung landen, und diese Tiere hat man doch nicht zu befreien, sie sollen schließlich der eigenen Katze munden. In den Augen so eines Speziesisten ist das quasi Mundraub.
Welche Meinungen dieser Tierschützer vertritt, zeigt sich in einer anderen Passage seiner Attacke gegen Tierfreunde, diesmal nimmt er die privaten Hühnerhalter, wie mich, aufs Korn:
„Und ihr Hühnerhalter fresst den Hühnern die Kinder weg. Denn die Eier wären ja dazu gedacht, dass es wieder Hühnerkinder gäbe.
Wie Sie wissen brüten Hühner ja zu Küken aus. Jedenfalls seid ihr Hühnerhalter keine Veganer, denn die essen keine tierischen Produkte.
Hühner kann man nur auf einem Bauernhof halten, außer es hätte jemand eine größere Grundfläche wo er sich im Freien (!) einen Hühnerstall hinstellen könnte. Das haben wohl die Allerwenigsten, oder? Und es bliebe noch die Frage, ob es von den Behörden
genehmigt würde. Nicht, dass Sie mich falsch verstehen, ich liebe auch Hühner.“
Natürlich will er sie nur auf dem Bauernhof sehen, siehe diesen seinen obigen Ausspruch, wo sie ausgebeutet werden, in Anlagen zu zehntausenden von Tieren, denn das ist die Realität der Landwirtschaft heute, das ist Bauernhof. Kleintierhaltung in Kleingruppen als Haustierhaltung von ganz normalen Bürgern die einen Garten haben (ein kleiner genügt schon), das ist diesem sauberen Herrn von und zu scheinbar suspekt, denn die Halter fressen ja den Hühnern die Eier weg, die eigentlich zu Küken werden sollten. Das ist natürlich bei der von ihm preferierten Hühnerhaltung von „richtigen“ Bauern auf einem „Bauernhof“ etwas gaaaanz anderes, die geben ja auch ihren Hühnern keine Namen, geben sich nicht mit ihnen ab, was sie bei der Masse auch gar nicht können.
Ja, Katzen haben nach der Logik solcher Möchtegerntierrechtler das Recht auf individuelle Zuwendung, aber doch nicht Hühner, die gehören auf den Bauernhof, sind schließlich Nutztiere.
„Ich liebe auch Hühner!“, warum erinnert mich dieser Wenzl-Satz eigentlich an den Spruch des Stasi-Chefs Mielke, damals an das DDR-Volk gerichtet: „Ich liebe Euch doch alle“?
Ja, Herr von Wenzl, wir Hühnerhalter sind keine "reinen" Veganer, da wir tatsächlich noch Eier essen. Sind keine edlen reinen Veganer, wie Sie es vielleicht einer sind, haben das auch nie behauptet. Und wenn Sie meinen, daß es in Deutschland keine Häuser mit Garten gäbe, wo Hühner in Kleingruppen gehalten werden könnten, dann haben sie ein völlig falsches Bild von Deutschland, denn mindestens ein Drittel der Bundesbürger lebt im Eigenheim mit Garten dran. Das hat sich bei Ihnen in Italien wahrscheinlich noch nicht herum gesprochen (von Wenzl ist italienischer Staatsbürger und lebt auch in Italien). Deutschland ist eben nicht nur die Innenstadt von Berlin! Und noch genehmigen die deutschen Behörden die Hühnerhaltung im Kleingarten. Wäre ja auch noch schöner, wenn das verboten werden würde. Das hätten Sie wohl gern? Wie kann man nur auf den Gedanken, wie Sie kommen, daß Behörden die Haltung von Hühnern nicht gestatten würden? Gerade Sie als Katzenfreund würden das für Katzen vollkommen absurd finden, wenn jemand die Katzenhaltung behördlich untersagen würden. Bei Hühnern ziehen Sie das aber in Betracht? Speziesismus hoch drei!
Ernst Busch sang das bekannte Kampflied der Arbeiterklasse von Kurt Tucholsky, wo „Der schlimmste Feind“ der Arbeiterklasse in den eigenen Reihen sitzt. Analog gibt es Veganer und vermeintliche Tierschützer in den Reihen der Tierrechtler, die nichts anderes als Speziesisten sind - ein schlimmerer Feind als diejenigen Bürger die weder Veganer sind, noch sich für den Tierschutz interessieren. Man kann das mit den schlimmsten früheren Feinden des Sozialismus vergleichen, die nicht die Kapitalisten oder der böse Westen waren, sondern die Revisionisten, die Sozialfaschisten, die kleinbürgerlichen bürokratischen Cliquen an der Macht in den Ostblockländern, die aus der guten Idee eine Gesellschaft ohne Ausbeutung des Menschen durch den Menschen und ohne Klassenunterschiede aufzubauen, ein System schufen und zuließen, was mit diesen vorgegebenen Zielen nicht das geringste zu tun hatte. Diese Revisionisten waren deshalb der schlimmste Feind des Sozialismus, weil sie in den eigenen Reihen saßen und sie das Wort Sozialismus predigten und in der Praxis die Ideale des Sozialismus nicht nur mißachteten, sondern antisozialistisch handelten.
Gegen Speziesisten in den Reihen der Tierschützer!
Musik: Hanns Eisler
Text: Kurt Tucholsky
Bekannteste Interpretation von Ernst Busch
Text: Kurt Tucholsky
Bekannteste Interpretation von Ernst Busch
Der schlimmste Feind, den der Arbeiter hat,
das sind nicht die Soldaten;
es ist auch nicht der Rat der Stadt,
nicht Bergherrn, nicht Prälaten.
Sein schlimmster Feind steht schlau und klein
in seinen eigenen Reihn, in seinen eigenen Reihn.
das sind nicht die Soldaten;
es ist auch nicht der Rat der Stadt,
nicht Bergherrn, nicht Prälaten.
Sein schlimmster Feind steht schlau und klein
in seinen eigenen Reihn, in seinen eigenen Reihn.
Wer etwas diskutieren kann,
wer einmal Marx gelesen,
der hält sich schon für einen Mann
und für ein höh'res Wesen.
Der ragt um einen Daumen klein
aus seinen eigenen Reihn, aus seinen eigenen Reihn.
wer einmal Marx gelesen,
der hält sich schon für einen Mann
und für ein höh'res Wesen.
Der ragt um einen Daumen klein
aus seinen eigenen Reihn, aus seinen eigenen Reihn.
Der weiß nichts mehr vom Klassenkampf
und nichts von Revolutionen;
der hat vor Streiken allen Dampf
und Furcht vor blauen Bohnen.
Der will nur in den Reichstag hinein
aus seinen eigenen Reihn, aus seinen eigenen Reihn.
und nichts von Revolutionen;
der hat vor Streiken allen Dampf
und Furcht vor blauen Bohnen.
Der will nur in den Reichstag hinein
aus seinen eigenen Reihn, aus seinen eigenen Reihn.
Klopft dem noch ein Regierungsrat
auf die Schulter: "Na, mein Lieber...",
dann vergißt er das ganze Proletariat -
das ist das schlimmste Kaliber.
Kein Gutsbesitzer ist so gemein
wie der aus den eigenen Reihn, wie der aus den eigenen Reihn.
auf die Schulter: "Na, mein Lieber...",
dann vergißt er das ganze Proletariat -
das ist das schlimmste Kaliber.
Kein Gutsbesitzer ist so gemein
wie der aus den eigenen Reihn, wie der aus den eigenen Reihn.
Paßt Obacht! Da steht euer Feind,
der euch hundertmal verraten!
Den Bonzen loben gern vereint
Nationale und Demokraten.
Freiheit? Erlösung? Gute Nacht.
Ihr seid um die Frucht eures Leidens gebracht.
Das macht: Ihr konntet euch nicht befrein
von dem Feind aus den eigenen Reihn,
von dem Feind aus den eigenen Reihn.
der euch hundertmal verraten!
Den Bonzen loben gern vereint
Nationale und Demokraten.
Freiheit? Erlösung? Gute Nacht.
Ihr seid um die Frucht eures Leidens gebracht.
Das macht: Ihr konntet euch nicht befrein
von dem Feind aus den eigenen Reihn,
von dem Feind aus den eigenen Reihn.
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