Buchumschlag
Am 26. März wird sich der Todestag von Robert Walter (1883-1967) zum 50. Male jähren. Robert Walter war ursprünglich als Lehrer tätig. Später lebte er als freier Schriftsteller in Niendorf und Ahrensburg. Walter war Verfasser von Romanen, Erzählungen und Theaterstücken. Er erhielt 1944 den Schleswig-Holsteinischen Dichterpreis und 1948 die Wilhelm-Raabe-Plakette.
Die Literatur in der Zeit des Nationalsozialismus war nicht nur so, wie uns nach 1945 stets und ständig weisgemacht wird, daß die Nazis mächtig zensiert hätten und daß nur Literatur im Geiste der Nazis erscheinen durfte. Für mich ist es erstaunlich, daß das Buch von Robert Walter „Die Pagode der himmlischen Knaben“ noch 1944 erscheinen durfte, in einer Zeit des Niedergangs des NS-Regimes, des ständigen Rückzugs der deutschen Wehrmacht an den Fronten, der Papierknappheit. Von der Dauerberieselung der Nachkriegspropaganda über die NS-Zeit beeinflußt, hätte ich erwartet, zu dieser Zeit - um 1944 - nur noch heroische Durchhalteliteratur oder seichte Unterhaltungsliteratur zur Aufmunterung der Soldaten und der Bevölkerung vorzufinden. Stattdessen konnte im Adolf-Sponholtz-Verlag, Hannover, diese so ganz und gar nicht nationalistische Geschichte von Robert Walter erscheinen. Meine Mutter kaufte sich das Buch 1944 und mittlerweile ist es in meinem Besitz.
1944 erschienen!
Eine ähnliche Erfahrung machte ich schon mit dem Buch „Collin contra Napoleon“ von Frank Heller. welches auch noch 1944 in der 2. Auflage auf den deutschen Buchmarkt gebracht wurde. 1943 erstmals erschienen, ist es ein zeitloses Buch mit keinerlei NS-Propaganda, sondern einfach nur Humor, der höchsten geistigen Ansprüchen genügt, wie kaum ein flaches humoristisches Buch der Nachkriegszeit dem genügt, siehe dazu meinen ausführlichen Blogbeitrag: http://barrynoa.blogspot.de/2015/03/collin-contra-napoleon-nichtvergessen.html
Will man all die großartigen Werke der Literatur, die in der NS-Zeit publiziert wurden, nur deshalb für immer unterschlagen, weil sie von Künstlern stammten die in Deutschland geblieben sind, dort publizierten und nicht emigrierten? Oder will man nicht, daß die Menschen unserer Zeit mitbekommen, daß es in der NS-Zeit nicht nur NS-Propaganda gab, sondern eben auch Literatur und Kunst die libertär ausgerichtet war, die sogar noch im Kriegsjahr 1944 gedruckt wurde? Anders ist es nicht zu erklären, daß ein Werk, wie z.B. das 1944 erschienene Buch „Die Pagode der himmlischen Knaben“ von Robert Walter in Literaturbesprechungen keine Erwähung findet. Stattdessen werden auch noch drittklassige Autoren hohgejubelt, wenn sie denn ihre Bücher in der Emigration geschrieben haben.
Sprachgewaltig und dichterisch erstklassig kommt die Geschichte daher, dazu noch mit libertärer Grundaussage, verpackt in einer phantastische Erzählung
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