Sonntag, 19. März 2017

Erinnerung an die Vertreibung der Griechen aus der Türkei in den 1960er Jahren


Erinnerung an die Vertreibung (und den Genozid) der Griechen aus der Türkei
 
Es ist doch merkwürdig, in Deutschland haben sich weit über 4 Millionen Türken angesiedelt und mit großer Selbstverständlichkeit tönt es allenthalben, sie gehörten zu Deutschland, unwideruflich! Wer etwas anderes sagt, wäre rechtsradikal, rassistisch usw., usw. Dabei wird aber vergessen, daß die Türken in der Türkei, und dies nicht erst seitdem Erdogan an der Macht ist, eine ganz andere Politik betreiben als die Deutschen. Multikulti gibt es in der Türkei nicht, die Türkei ist streng völkisch ausgerichtet.

Im Osmanischen Reich war das noch anders, dort ging es multikulturell zu, alllerdings nur bis 1914, da begannen die ethnischen Säuberungen (verharmlosend gesagt). 2 Millionen Armenier wurden 1915 und 1916 aus dem Land vertrieben, wobei bei diesen Vertreibungen ca. 1 1/2 Millionen Armenier umgebracht wurden oder Hungers starben. Die Türken haben Anfang des 20. Jahrhundert ca. 2 Millionen Christen aus islamischen und völkischen Gründen ermordet, denn zu den ca. 1,5 Mio Armeniern kommen noch ca. 500.000 syrische Christen hinzu, die zwischen 1915 und 1916 umgebracht wurden.

Deutschland lud damals große Schuld auf sich, denn als Bündnispartner der Türkei im 1. Weltkrieg wußten die Deutschen um den Genozid an den Christen, taten aber nichts dagegen. Der deutsche Kaiser Wilhelm II. war ein frömmelnder Christ, das Schicksal der in der Türkei verfolgten und ermordeten Glaubensbrüder ließ ihn allerdings kalt, er hielt dafür mit den islamischen Türken. Schon wegen dieser moralischen Verkommenheit war es gerecht, daß er von der Revolution 1918 in Deutschland hinweggefegt wurde. Als Mitwisser des türkischen Genozids an den Armeniern und syrischen Christen hätte er verurteilt werden müssen, wie auch die eigentlichen Täter, die türkischen Verantwortlichen. Doch dazu kam es nie, ganz im Unterschied zu den Verurteilungen der deutschen Täter am Genozid an den Juden während der NS-Zeit.

Dann waren ab 1919 die seit 2000 Jahren auf dem Gebiet der Türkei lebenden Griechen dran, sie wurden vertrieben und ca. 300.000 ermordet. Die Entscheidung diesen Völkermord zu begehen, wurde 1908 von den Neutürken getroffen. Kemal Atatürk hat dieses Verbrechen zwischen 1919 und 1923 durchgeführt. Alle Gebiete Kleinasiens sollten türkisiert werden. Die männliche griechische Bevölkerung wurde in Zwangsarbeitslager gesteckt, die Einwohner, die überlebten, wurden gezwungen zum Islam überzutreten. Frauen und ältere Menschen wurden deportiert, mit der Hoffnung daß sie unterwegs sterben würden. Alle christlichen, religiösen und sozialen Institutionen wie Kirchen, theologische Schulen, usw. wurden verbrannt oder zu Moscheen umgewandelt.

Wer meint, dies wäre doch alles lange zurück liegende Geschichte, der sollte sich mal an die Vertreibungen der Griechen aus der Türkei in den 1960er Jahren erinnern, also so lange her ist das nicht! Seit 1945 war der Druck auf die restlichen Griechen in der Türkei gewachsen. Zehntausende flohen bereits 1955 nach einer Pogromnacht in Istanbul; Anfang der 60er eskalierte die staatliche Hetze gegen die alteingesessene Minderheit. 1962 startete die Kampagne "Bürger, sprich Türkisch", da wurde den Griechen also verboten, auf der Straße ihre Sprache zu sprechen, die sie seit 2.000 Jahren hier sprachen. 1963 kam die Kampagne "Der Türke kauft beim Türken", da hatten die Händler Schilder in den Fenstern, daß man nicht vom Griechen kaufen soll. In einem geheimen Dekret verfügte Ankara im März 1964 dann zugleich die Ausweisung von 13.000 Istanbuler Griechen. Zusammen mit ihren Angehörigen waren es fast 50.000 Griechen, welche die Gesamttürkei verlassen mußten. Nicht mit einem Schlag wurden sie deportiert, sondern über Monate. Das ging so, erzählt Salih Erturan:

"Sie wurden zur Polizeiwache gerufen, gingen hin und mussten dort ein vorbereitetes Geständnis unterschreiben. Dann wurde ihnen eine Frist gesetzt, meist zwischen 48 Stunden und zehn Tagen. Innerhalb dieser Frist mussten sie das Land verlassen und durften dabei nicht mehr mitnehmen als den Gegenwert von 20 Dollar und einen Koffer mit 20 Kilo persönlichen Habseligkeiten."

Bis heute haben die vertriebenen Griechen ihren verlorenen Besitz nicht zurückbekommen

Die Bankkonten der Betroffenen wurden gesperrt und später eingezogen, ihre Häuser durften sie nicht verkaufen - ihr Besitz ist den vertriebenen Griechen vom türkischen Staat bis heute nicht zurückgegeben worden.


Es ist doch merkwürdig, daß ausgerechnet die Türkei den Anspruch stellt, daß ihre Landsleute sich in Westeuropa (besonders in Deutschland) selbstverständlich ansiedeln dürfen, aber in ihrem eigenen Land andere ethnische Bevölkerung, als die türkische, nicht duldet. Die Türkei betreibt seit 1915 die Politik „die Türkei den Türken“, dies mit allen Mitteln, auch mit denen der Vertreibung und Gewalt, dies mit Bevölkerungsgruppen die einen viel größeren Anspruch auf ihre Heimat haben, als die Türken selbst, weil sie seit 2000 Jahren dort ansässig waren, weit vor den Türken. An all das sollten die Türken mal denken, wenn sie Forderungen in Deutschland stellen. Auch die deutschen Befürworter von Multikulti in Deutschland sollten mal über den Tellerrand schauen und Vergleiche anstellen zwischen der Politik in Deutschland und der Türkei!  

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